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Der neue VW-Polo: Zwanghaftes Wachstum

Der neue VW-Polo: Zwanghaftes Wachstum

Wolfgang Stegers
17.06.2017, 10:45 Uhr
Beitrag von Wolfgang Stegers
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Die olympische Devise höher, schneller, weiter beherrscht keiner so gut wie die Automobilindustrie. Jede Baureihe, die mal klein startete, schwingt sich in neue Dimensionen. So auch bei VW. Der Polo ist jetzt Golf – mit allem drum und dran.

Wie die Mercedes E-Klasse in den letzten Jahren immer stärker in die tiefere C-Klasse diffundierte – und ein Teil der Käuferschaft mit ihr –, so erstarkt der Kleinwagen VW-Polo durch die Blutauffrischung des Golf. Wenn die Karosserien immer größer, die Innenausstattung immer luxuriöser, die Leistung höher und die eingebaute Technik immer raffinierter wird, dann wird aus dem ehemaligen Kleinwagen ein Kleiner aus der Kompakt-, sprich Golfklasse.

Kein geschrumpfter Golf

Jetzt, nach über 14 Millionen verkaufter Polos und sechs Generationen später, wurde der neue Polo Jahrgang 2017 in Berlin vorgestellt. Er soll, wie Herbert Diess bei der Premiere ankündigte, „Weltmarktführer bei den Kleinwagen“ werden. Das versammelte Fachpublikum reibt sich die verwundert die Augen. „He, was ist denn das für ein chices Auto? Ein neuer Golf, der in sich gegangen ist? Einer, der nicht der Devise folgt, immer mehr von Allem?“

Innenraum: Mehr als der Golf IV

Alles falsch. Kein geschrumpfter Golf, ein gewachsener Polo. Vollmundig wird er als „größter Polo aller Zeiten“ angepriesen, so als nun Schluss wäre mit erneutem Wachstum und dem Mehr von allem von noch kommenden Generationen. Der Polo misst nun 4,05 Meter, besitzt einen um 93 Millimeter verlängerten Radstand und kann so mit viel Innenraum und Gepäckvolumen (351 Liter) aufwarten. Im Vergleich zum vor 14 Jahren gebauten Golf IV, hat der Polo jetzt, obwohl minimal kürzer, einen größeren Radstand, aber mehr Platz für Fahrer und Passagiere inklusive Gepäck.

Liebevolles Interieur

Farbig und frisch präsentiert sich der Innenraum. Das triste Grauschwarz ist auf der Armaturentafel harmonisch und peppigen Farben gewichen – ganz nach eigenem Geschmack lassen sich bis zu 12 Farben wählen. Sie bilden Dekorbänder, sind die unterschiedlichsten Applikationen oder rahmen das Glascockpit und Armaturen ein. Viel Liebe zum Detail wird hier deutlich und die Individualisierung kennt keine Grenzen.

Ansprechende Karosserie

Das Blechkleid ist von Klaus Bischoff, Chefdesigner bei VW, stilsicher geschneidert; Kanten, Falze und Linien gliedern die 9 Quadratmeter so, dass die Proportionen harmonisch erscheinen und der Auftritt selbstbewusst. Nein, der Polo ist keiner mehr, der sich verstecken will und auch gegenüber den immer stärker werdenden SUVs seinen Auftritt behauptet.

Hightech – top down

Dass Fahrzeuge aller Klassen immer anspruchsvoller werden, hängt auch mit dem Einsatz neuer Technologie und Technik zusammen. Erst teuer und exklusiv in der Oberklasse eingesetzt, wandert die neue Technik durch die Klassen. Bestes Beispiel sind heute die Assistenzsysteme. So kann der neue Polo mit jenen aufwarten, wie sie bei Volkswagen zuvor nur Passat und später Golf vorweisen konnten. Notbremsfunktion, Fußgängererkennung, automatische Distanzkontrolle , ACC, die bis Tempo 210 den Abstand zum vorausfahrenden sicher einhält, Spurwechselassistent, Toter-Winkel-Warnung und dergleichen mehr gehören dazu.

Natürlich macht die elektronische Vernetzung auch nicht vor einem Polo halt. Das Internet hat mit Android-Auto, Apple CarPlay und MirrorLink Einzug in den Kleinwagen gehalten. So lassen sich die Apps und Inhalte des eigenen Smartphones auch im Fahrzeug verwenden. „App-Connect“ nennt sich diese Technologie bei Volkswagen mit der digitalen User-Plattform „Web y Volkswagen“. Sie soll gewährleisten dass die sensiblen Daten beim Autohersteller bleiben und nicht von Datenkraken gesammelt werden.

Benzin, Diesel, Erdgas

Erstmals wird ein Polomotor auch mit Erdgas betrieben werden können. Der Einliter-Turbomotor leistet 90 PS (66 kW) und gesellt sich als neunte Motorisierung zu den zwei Dieselvarianten (80 – 95 PS) und den sechs Benzinern von 65 bis 200 PS. Die stärkste Motorisierung ist dem GTI-Modell vorbehalten.

Trommelbremsen für die kleinen Motoren

Dass dem Polo aber die Kleinwagenklasse noch nachhängt, beweisen die Bremsen. Bis zur Motorleistung von 70 kW oder 95 PS besteht das hintere Bremsenpaar aus den eher aus der Zeit gekommenen Trommelbremsen. Sicherlich erfüllen sie ihren Zweck und verzögern gemeinsam mit den vorderen Scheibenbremsen, die mehr als 70 Prozent der Bremsleistung aufnehmen müssen, den Wagen sicher, dennoch zum Erscheinungsbild des modernen Wagens passen Zylindertrommeln schlecht.

Golfpreise erreicht

Ab September ist der neue Polo bei den Händlern stehen. Für Volkswagen ist der Polo die Nummer 2 im Modellangebot nach dem Golf. Einen Zweitürer wird man jetzt vergeblich suchen. Er wird ausschließlich als Viertürer samt großer Heckklappe angeboten und startet zum Einstiegspreis von 12.975 Euro. Aber jeder weiß, dass es sich beim Einstiegspreis so ähnlich verhält wie beim Benzinverbrauch. Der eigene Gasfuß bestimmt wie viel Kraftstoff aus dem Tank fließt wie das Portemonnaie den Endpreis. Und der wird sich sehr stark dem des Golf nähern.

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