Netto stoppt Verkauf von scharf kritisiertem Produkt - Foodwatch fordert zus ...

Netto stoppt Verkauf von scharf kritisiertem Produkt - Foodwatch fordert zusätzlich Rückruf

News Team
25.11.2016, 15:34 Uhr
Beitrag von News Team

Foodwatch teilt mit:

Netto Markendiscount hat den Verkauf seines mineralölbelasteten Schokoladen-Adventskalenders gestoppt. Das bestätigten Mitarbeiter des Lebensmittelhändlers am Freitag gegenüber der Verbraucherorganisation foodwatch. Am Mittwoch waren auf Antrag von foodwatch Untersuchungsergebnisse des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bekannt geworden, denen zufolge der Kalender "Santa Claus in town", von Netto Markendiscount in Kooperation mit der Umweltorganisation WWF angeboten, mit aromatischen Mineralölen (MOAH) verunreinigt ist. MOAH gelten als potenziell krebserregend und erbgutschädigend.

+ foodwatch fordert öffentlichen Rückruf - stiller Rückruf nicht
ausreichend
+ Mineralölverunreinigung war Netto-Kooperationspartner WWF schon
länger bekannt
+ Gesetzgeber darf Lebensmittelsicherheit nicht den Unternehmen
überlassen



foodwatch forderte den Lebensmitteldiscounter auf, nicht nur einen "stillen" Rückruf - also einen Verkaufsstopp - zu veranlassen, sondern einen öffentlichen Rückruf. Das Handelsunternehmen Norma hat zwei ebenfalls belastete Adventskalender der Firma Rübezahl bereits am Mittwoch öffentlich zurückgerufen.

Es ist die Verantwortung von Netto Markendiscount, jetzt auch all diejenigen zu informieren, die das belastete Produkt bereits gekauft haben. Kein Kind sollte diese Schokolade verzehren


Das sagte Johannes Heeg von foodwatch.

Die Belastung war zudem schon länger bekannt als bisher angenommen. Nach eigenen Angaben hatte WWF Anfang November einen Adventskalender von Netto Markendiscount im Labor analysieren lassen - auch hierbei wurden aromatische Mineralöle nachgewiesen. Der Prüfbericht des Labors trägt das Datum 14.11. - weder der WWF noch Netto Markendiscount machten die Ergebnisse zunächst jedoch publik, das Handelsunternehmen beließ den Adventskalender im Sortiment. Auch der WWF forderte offenbar keinen Rückruf sondern ließ es zu, dass der belastete Adventskalender mit aufgedrucktem WWF-Logo weiterhin an Kinder bzw. Eltern verkauft wurde. Erst nachdem die Belastung neun Tage später, am 23.11., durch die von foodwatch beantragte Veröffentlichung des bayerischen Landesamts ohnehin publik wurde, informierte der WWF über die eigene Messung. Er erklärte am 23.11. zudem, kein Geld aus dem Erlös der Kalender von Netto Markendiscount annehmen zu wollen. Ursprünglich war geplant, dass der WWF je verkauften Kalender einen Euro für Artenschutzprojekte erhalten sollte.

Der Fall Netto Markendiscount zeigt aus Sicht von foodwatch beispielhaft, dass der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor Mineralölen in Lebensmitteln nicht den Unternehmen überlassen werden darf:

- Das Mineralölproblem war lange bekannt: Bereits 2015 hatte Netto
Markendiscount den Messungen des bayerischen LGL zufolge einen
MOAH-belasteten Adventskalender im Verkauf. Damals klagte das
Unternehmen sogar gegen die Veröffentlichung der Behördendaten
vor Weihnachten, verlor jedoch in zwei Instanzen.

- 2016 bringt Netto Markendiscount dennoch erneut einen
MOAH-belasteten Kalender in den Handel. Nach Darstellung des WWF
gab es zwar Anstrengungen zur Vermeidung von Mineralöl, etwa
durch eine sorgfältige Auswahl der Verpackungsmaterialien -
diese betrafen aber offenkundig nicht alle möglichen
Mineralölquellen und konnten die MOAH-Verunreinigung der
Schokolade nicht verhindern.

- Am 14.11. stellt das renommierte Berliner Institut Kirchhoff den
Prüfbericht für eine vom WWF beauftragte Analyse aus. Sie zeigt,
dass der Kalender von Netto-Markendiscount erneut mit MOAH
belastet ist.

- Am 23.11. veröffentlicht das LGL auf Antrag von foodwatch
entsprechende Untersuchungsergebnisse. Nun macht auch der WWF
seinen Prüfbericht publik. Der Spitzenverband der
Lebensmittelwirtschaft BLL erklärt am selben Tag, dass ein
Rückruf nicht erforderlich sei. Netto-Konkurrent Norma bewertet
dies offenbar anders und ruft die von ihm vertriebenen,
MOAH-belastete Schokoladenkalender öffentlich zurück - Netto
Markendiscount zunächst nicht.
"Messdaten werden gar nicht erst publik oder erst spät, belastete Produkte kommen dennoch in den Handel, der Branchenverband wehrt sich mit Händen und Füßen gegen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit: Es gibt kaum einen Fall, in dem die Notwendigkeit regulativer Maßnahmen so offensichtlich ist wie bei der Mineralölproblematik in der Lebensmittelwirtschaft", erklärte Johannes Heeg. "Bundesernährungsminister Christian Schmidt hat es in der Hand, per Verordnung sichere Grenzwerte festzulegen. Es gibt keinen guten Grund, dies weiterhin zu unterlassen."

Erneut kritisierte foodwatch die Verharmlosungen der Gesundheitsgefährdung durch aromatische Mineralöle. Eine Verunreinigung mit MOAH sei selbst in geringer Konzentration gerade nicht "unbedenklich". Eine solche Aussage widerspricht nach Auffassung von foodwatch dem Stand der Wissenschaft, der zufolge selbst Spuren aromatischer Mineralöle potenziell krebserregend und erbgutschädigend sind. So verweist die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA darauf, dass solange aromatische Mineralöle - gleich in welcher Konzentration - in einem Lebensmittel vorhanden sind, immer von einem erbgutverändernden Potenzial ausgegangen werden muss ("All MOH mixtures are mutagenic unless they are treated specifically to remove MOAH").

Es handelt sich um eine Pressemitteilung von Foodwatch ohne redaktionelle Prüfung durch wize.life

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2 Kommentare

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Nicht nur Netto muss handeln, sondern die Politiker, die erlauben, dass in unseren Produkten nicht nur das drin ist, was draufsteht
  • gerade eben
  • 0
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Vielleicht lässt sich ja die gekaufte Schokolade im Dieselfahrzeug verwenden
  • 25.11.2016, 19:42 Uhr
  • 1
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