Bahnt sich da ein handfester Fleisch-Skandal an? Wie der "WDR" berichtet, gibt es ein einem deutschen Zerlegebetrieb in Emsdetten (Nordrhein-Westfalen) offenbar schwere Hygienemägnel. Der TV-Sender beruft sich dabei auf ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der Firma NGV.
Demnach soll Putenfleisch, das auf den Boden gefallen ist, wieder aufgehoben und weiterverarbeitet worden sein. Bestätigt wird dies auch durch ein Video, das dem "WDR" zugespielt wurde. Die Aufnahmen sollen nur wenige Monate alt sein.
NGV ist ein Subunternehmen der Sprehe-Gruppe, dem drittgrößten Geflügelkonzern in Deutschland. Die Sprehe-Gruppe beliefert unter anderem die Supermarktketten Rewe, Edeka und Penny mit Fleischprodukten.
Anweisung kommt von Vorgesetzten
Eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben will, berichtete dem "WDR", dass die Vorschriftsverletzungen direkt von den Vorgesetzten verlangt werden.
Wenn Fleisch runterfällt, sagt mein Chef: Das sind Kilos, das schmeißen wir nicht weg. Ich habe ihm gesagt: Das darf ich nicht. Daraufhin sagte er: Ich bin dein Chef und Du machst was ich sage. Ich bezahl dein Gehalt. Wir haben dafür gearbeitet, Sprehe muss das nehmen. Weniger Kilos bedeutet weniger Geld. Mehr Kilos, mehr Geld. Ich habe sehr oft gesehen, dass ganze Palletten heruntergefallen sind und das Fleisch einfach wieder aufgehoben wurde.
Der Zerlegebetrieb wies die Vorwürfe auf Nachfrage des "WDR" als unwahr zurück. Die Mitarbeiter seien angehalten, auf den Boden gefallenes Fleisch zu entsorgen.
Aufforderungen , heruntergefallenes Fleisch (…) zurück auf das Band oder in die rote Kiste für den Verkauf zu geben, hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Veterinäramt kennt die Vorwürfe
Dem zuständigen Veterinäramt sind die Vorwürfe laut "WDR" bekannt. In einer Stellungnahme heißt es:
In vier anonymen Mitarbeiterbeschwerden im zweiten Halbjahr 2016 wurden unter anderem auch die von Ihnen zitierten Missstände angezeigt. Zur Abklärung der Anschuldigungen wurden jeweils umgehend unangemeldete Betriebskontrollen durchgeführt.
Die angeführten Mängel hätten dabei im Wesentlichen nicht bestätigt werden können. Dennoch halten die Mitarbeiter an den Vorwürfen fest. Die Rewe Group (inkl. Supermarktkette Penny) und Edeka haben derweil Stellungnahmen der beteiligten Unternehmen angefordert.
Auf den Boden gefallenes Fleisch nur noch Hundefutter
Wie gefährlich die Verletzung von Hygienevorschriften sein kann, bestätigte der Lebensmittel-Sachverständige Hans-Georg Basikow dem "WDR". Der Experte betonte, dass auf den Boden gefallenes Fleisch unter keinen Umständen weiterverarbeitet werden dürfe.
Sie wissen ja nicht, welche Keime auf dem Boden sind – andere Keime als auf dem Fließband. So werden Keime, die das Fleisch verändern können, in den Lebensmittelbereich eingebracht.
Aufsichtsbehörden würden diese Vorschriftsverletzungen Basikow zufolge nicht tolerieren.
Was auf der Erde ist, ist ein Abfall, der noch als Hundefutter zu gebrauchen ist, aber im Bereich der Lebensmittel nichts mehr zu suchen hat.
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