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Vom Uniprojekt zur Erfolgsstory: Die Darjeeling Teekampagne

Andrea Reiche
16.10.2012, 16:56 Uhr
Beitrag von Andrea Reiche

Als vor 27 Jahren der Wirtschaftsprofessor Günter Faltin seinen Studenten in Berlin zeigen wollte, wie man ein erfolgreiches Projekt in der Praxis umsetzt, war die Teekampagne geboren. Das Projekt war Vorreiter im fairen und ökologischen Handel - und ist bis heute sehr erfolgreich. Dazu hat es auch andere Entrepreneurs auf den Plan gerufen.

Was braucht es für ein erfolgreiches Unternehmen? Eine radikal einfache Konzeption: Nur ein einziges aber hervorragendes Produkt und wenig Kosten für Wege und Material. So empfahl es 1985 der Ökonomieprofessor Faltin seinen Studenten. Um das sozusagen am lebenden Objekt durchzuführen, gründete er die Projektwerkstatt GmbH, deren erstes Unternehmen die Teekampagne war.

Zusammen mit seinen Studenten entwickelte er ein geniales Konzept: Nur das beste Produkt, nur in großen Mengen gekauft, nur in Großpackungen zu einem günstigen Preis verkaufen - so sollte das gehen. Dafür musste die Ware lange lagerfähig sein, aber trotzdem ein Verbrauchsprodukt, das immer wieder eingekauft werden muss. Tee ist dafür ideal. Und weil der helle indische Darjeeling-Tee nun mal unter Kennern als der „Champagner" unter den Teesorten gilt, einigte man sich, nur dort, an den Südhängen des Himalaya, einzukaufen.

Das beste Produkt zum günstigen Preis


Das machte es einfach, sich auf die beste Qualität zu konzentrieren. Unabhängige Labore prüfen den Tee auf chemische Rückstände, auch das Magazin Ökotest bestätigt immer wieder die hervorragende Qualität des Darjeeling. Den gibt es als erste Pflückung „First Flush", zweite Pflückung „Second Flush", als Garten-Tee aus einem bestimmten Teegarten und als grünen Tee zu kaufen. Irgendwann kam noch die Geschenkverpackung dazu, die das Unternehmen gleich im Geschenkpapier an den Beschenkten liefert. Und im vorigen Jahr, als Zugeständnis an die schnellen Büromenschen, Teebeutel - möglichst ökologisch verpackt, versteht sich. Nicht mehr und nicht weniger.

Eine faire Sache - für Käufer und Produzenten: Mittlerweile ist die nun im 27. Jahr bestehende Teekampagne der weltweit führende Importeur von Darjeeling und hat als erste Adresse in Deutschland 1988 das Gütesiegel und Schutzzeichen des Tea-Board of India für Darjeeling-Tee bekommen. Denn nicht jeder Tee, der als Darjeeling in den Handel kommt, stammt auch wirklich aus dem bekannten Bergdistrikt. Hier werden etwa 10 000 Tonnen jährlich produziert - etwa 40 000 aber sind weltweit im Verkauf.


Um die Bestände langfristig zu sichern, investiert die Teekampagne in die Aufforstung der Teegärten. Nur Bäume halten an den steilen Berghängen den notwendigen Boden fest, schützen ihn vor Erosion. Damit die wertvollen Bäume nicht weiter von armen Familien abgeholzt werden, gründete die Teekampagne in Zusammenarbeit mit dem WWF Baumschulen. Diese sichern indischen Familien Einkommen und Arbeitsplätze. Außerdem erhalten diese Anleitung und Hilfe bei der Herstellung von Bio-Briketts zum Heizen sowie Ausbildungen zur Imkerei und Pilzzucht. Und natürlich ein Bewusstsein für den Wert ihrer intakten Kulturlandschaft.

Transparenz ist alles


Mit dem dauernden Bezug von Ware unterstützt die Teekampagne die Teegärten bei der langfristigen Planung. Und hat auch ein Auge darauf, dass die Arbeiter anständigen Lohn erhalten und entsprechende Bildungseinrichtungen und medizinische Versorgung bekommen.


Der Käufer bekommt die Kosten für jeden Schritt mitgeteilt und kann sich so ein Bild machen, wie sich der Kilopreis von 26 Euro für seinen Darjeeling zusammenstellt. Diese Idee von günstigem Preis-Leistungs-Verhältnis und Produktwahrheit ist eigentlich ja schon etwas älter. Gottlieb Duttweiler, der Gründer der Schweizer Migros hat bereits gezeigt, wie erfolgreich diese Strategie ist. Und, dass wirtschaftliches Handeln nicht auf Ausbeutung beruhen muss. Denn den Tee gibt es immer nur solange, wie die Ernte reicht.

Nachfolgeunternehmen am Start


Natürlich hat der Erfolg der Teekampagne Nachahmer auf den Plan gerufen. Andere Entrepreneure - Gründerunternehmer mit neuen Ideen - haben sich gefunden. So wie Rafael Kugel, der auf www.Ratiodrink.de Saftkonzentrat im bag-in box-Pappcontainer verkauft, welches der Kunde selbst mit Wasser mischt. Oder Hans-Christian Heinemeyer und Swen Mätzschker mit ihrer Bio-Gewürzkampagne. Oder Nina Vollmann mit der Weinkampagne. Sie sind sicher nicht die letzten, die sich von Professor Faltins Idee vom fairen und ökonomischen Handel, der allen zugute kommt, inspirieren lassen.

 

Günter Faltin mit kleinem Geld zu großem Erfolg | Made in Germany
Günter Faltin mit kleinem Geld zu großem Erfolg | Made in Germany

Mehr Infos unter: www.teekampagne.de

 

Fotos: motograf/ pixelio.de; Teekampagne.de

 

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