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Der Franke ist kein Bayer - eine kleine Charakteristik der fränkischen Wesen ...

Der Franke ist kein Bayer - eine kleine Charakteristik der fränkischen Wesensart

Christine Kammerer
22.11.2012, 16:31 Uhr
Beitrag von Christine Kammerer
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Der Franke ist kein Bayer. Er war nie einer und wird auch keiner. Das wird für jeden Außenstehenden sofort klar, wenn der Glubb gegen die Bayern spielt. Der Franke ist ja im Grunde ein freundlicher und friedlicher Zeitgenosse - a Gouda halt. Aber gegen die Bayern lässt er die Sau raus und foult, was das Zeug hält. Er hat ja in seiner Geschichte schon viel Schmach hinnehmen müssen, aber dass ihn die Bayern annektiert haben, das wird er denen niemals verzeihen. Und wenn sich die Franken untereinander nun einmal über irgendwas einig sind, dann darüber, dass sie partout nix anderes sein wollen als Franken. Wir Oberpfälzer unterstützen ja die fränkische Separationsbewegung, weil wir es sehr lustig finden, wenn sich die Franken und die Altbayern gegenseitig den Schädel einschlagen.

Frank und frei - bis die Bayern kamen...

Das Herzogtum Franken war einst mächtig und wichtig. Aber nur ganz kurz. Das war vor über tausend Jahren. Damals, als die Franken noch die Freien und Kühnen waren und Nürnberg das Machtzentrum des Abendlandes. Davon zehren die Franken noch heute. Sie waren damals sogar so frei, dass jeder fränkische Stamm hartnäckig auf seiner Eigenständigkeit beharrte und konnten sich deswegen nie auf einen gemeinsamen Staat einigen. Ein ziemlich eigensinniger Haufen eben. Dass sie einst hätten so richtig mächtig sein können, es aber einfach nicht auf die Reihe gekriegt haben, daran leidet die fränkische Volksseele bis heute. Wo sie doch im Grunde der Ursprung Deutschlands und sogar des modernen Europas gewesen sind.

Und so begab es sich also, dass dieses gemütliche Völkchen gegen Ende des Mittelalters in einem tiefen Dornröschenschlaf schlummerte und dann kamen ausgerechnet die Schenkelklopfer und Lodenträger und küssten es wach. Und mit Obrigkeiten hatte der Franke ja schon immer seine Probleme. Aber seither kann er sich wenigstens immer dann, wenn es drauf ankommt, auf die Unterdrückung durch die Besatzer berufen. Er wüsste nämlich schon, wie man es macht, aber die Bayern lassen ihn ja nie. Die sind eh an allem schuld, was schief läuft. Und irgendwann werden die anderen das auch verstehen.

Die Welt ist einfach unfair zu den Franken

Der Franke gefällt sich schon in der Rolle des aufmümpfigen Rebellen, der eigentlich immer unterschätzt wird und als ein wenig tölpelig gilt. Er könnte nämlich schon, wenn er nur wollte. Aber wozu? Und überhaupt ist ja nicht alles ganz schlecht, was die Altbayern so treiben. Und mit den Oberpfälzern hat er ja einen altbayerischen Stamm vor seinen Toren, dem es nicht wirklich besser geht. Ja, uns wenigstens kann sich der Franke definitiv überlegen fühlen. Leider zu recht. Aber nur wirtschaftlich. Im Grunde ist Franken nämlich ein schlafender, kleiner Riese. Fragt sich nur, wann er endlich aufwacht...

Und weil der Franke sich immer noch kleiner fühlt, als er eigentlich hätte sein können, stellt er oft sein Licht allzu sehr unter den Scheffel. Seine protestantische Bescheidenheit macht ihn aber arg sympathisch, denn ein großmäuliger Selbstdarsteller ist der Franke gewiss nicht und er fällt auch ganz bestimmt nicht mit der Tür ins Haus. Der Franke pflegt lieber ein trotziges Understatement und legt seinen Stolz eher ironisch an den Tag. Außer, es käme vielleicht irgendwann der richtige Moment dafür. Aber das ist eher theoretisch.

Das fränkische Schlaraffenland

Der Franke gibt vielmehr mit besonderer Vorliebe nach außen hin den grantigen Muffler und tut gern recht benachteiligt. Vor allem den Bayern gegenüber. Das macht er aber nur, damit die ihn in Ruhe lassen. In Wirklichkeit gehört er nämlich zu den glücklichsten Menschen auf Gottes Erdboden. Das liegt vor allem daran, dass er sich über die Jahrhunderte hinweg klammheimlich ein kleines Schlaraffenland zurecht gezimmert hat. Darin fließen köstlicher Wein und leckeres Bier und es fallen honigsüße Lebkuchen, herzhafte Brodworschdweggla, knusprige Scheiferla und kugelrunde Kartoffel-Kniela vom Himmel. Wo auch immer man nämlich in Franken hingeht, wird tüchtig geschmaust und gebechert, denn das ist der Franken kleine Glückseligkeit auf Erden.

Optimismus allerdings ist im Frankenland völlig unbekannt. Wenn doch mal was gut läuft, dann war das sowieso selbstverständlich. Bassd scho! Mehr Enthusiasmus ist ihm unter gar keinen Umständen abzuringen. Außer natürlich, wenn dem Glubb gegen Bayern ein Tor glückt. Aber er legt erstaunlicherweise trotz seiner unerschütterlichen Beschaulichkeit einen durchaus herzhaften Humor an den Tag. Getreu der Devise: Lass niemals einen guten Witz aus, besonders wenn er auf Kosten anderer geht. Zum Beispiel lacht er gern über uns Oberpfälzer, aber wir sind hart im Nehmen, auch weil wir wissen: die hinterfotzige Retourkutsche trifft den Franken in Mark und Bein. Aber der Franke leidet ja gerne ein wenig, das passt historisch in sein Weltbild und wer einen Glubb hat, braucht für den Spott ohnehin nicht zu sorgen.

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145 Kommentare

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egal ob Franke oder Bayer
  • 07.08.2017, 09:52 Uhr
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Deswegen will der Seehofer den Söder nicht als Nachfolger. Ein Franke an der Spitze von Bayern
  • 08.07.2017, 09:57 Uhr
  • 0
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bassd scho,
  • 27.06.2017, 10:01 Uhr
  • 0
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natürlich sind wir bayern....
und das gerne....
  • 02.05.2017, 08:39 Uhr
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da hast du recht mit "der franke ist kein bayer", genau so wie der "brandenburger kein berliner" ist. ich wünsch allen noch einen schönen samstag
  • 29.04.2017, 08:17 Uhr
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Ich bin Fränkin und wohne in Brandenburg, der Artikel ist herrlich geschrieben....lach....bassd scho....ka ma lassen....
  • 17.04.2017, 09:52 Uhr
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ich bin e echda Saalänner un fiele mich in Franke sauwohl, graad wähe demm gudde esse un trinke gefallts ma do se gudd das ich a do bleiwe duun
  • 02.04.2017, 09:51 Uhr
  • 0
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... als "Gastarbeiter" in Hessen vermisse ich schon die fränkische Vielfalt, besonders auf den Speisekarten. Und ganz nebenbei - als gebürtiger Bamberger - bitte ich doch die Differenzierung zwischen Ober-, Mittel- und Unterfranken zu beachten. Solange wir Franken darüber diskutieren können, ist Bayern und der Rest der Welt ganz weit weg.
  • 31.12.2016, 09:37 Uhr
  • 3
  • 16.02.2017, 09:58 Uhr
  • 0
Franken hat jedenfalls eine hervorragende Küche. Das macht den Urlaub - in jeder seiner Regionen - zum Vergnügen.
  • 24.02.2017, 08:35 Uhr
  • 2
Dankeschön!
  • 24.02.2017, 09:22 Uhr
  • 0
Aber ich sage mir, gibt überall gutes Essen, wenn ein spitze Koch dort gibt.
  • 24.02.2017, 09:24 Uhr
  • 1
Genau, das ist der Unterschied. In Franken kann man praktisch überall gut essen, in Bayern nur, wenn man bereit ist einen Spitzenpreis zu bezahlen, für eine Menge auf dem Teller, die man mit der Lupe suchen muss. Das ist alles nicht mehr das, was es einmal war.
  • 24.02.2017, 11:59 Uhr
  • 2
ich fühle mich sauwohl in franken,vor 60 jahren zugezogene niederbayerin
  • 09.04.2017, 08:37 Uhr
  • 1
Das kann ich gut verstehen.
  • 09.04.2017, 09:36 Uhr
  • 1
Das sind richtige Unterfranken, sie bleiben es immer im ♥ en, wenn sie ihren Ort verlassen.
  • 08.05.2017, 10:04 Uhr
  • 0
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...und der Badner ist kein Württemberger !
  • 15.11.2016, 08:18 Uhr
  • 3
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