Um den Tod von Adolf Hitler ranken sich viele Mythen. Manche besagen, dass der "Führer" am 30. April 1945, als Deutschland bereits in Schutt und Asche lag und die alliierten Truppen kurz vor Berlin standen, gar nicht Selbstmord begangen habe. Sondern unerkannt nach Südamerika geflüchtet sei. Der Wahrheits- und Wahrscheinlichkeitsgehalt dieser Legenden tendiert gegen Null. Gesichert aber scheint, wie ein neues Hitler-Mammutwerk nun dokumentiert, dass Adolf Hitler und seine Frau Eva Braun ganze zehnmal beerdigt wurden. Die 25-jährige Odyssee ihrer leiblichen Überreste endete an der Schweinebrücke bei Biederitz in Sachsen-Anhalt.
Wie die Welt schreibt, hatte Hitler befohlen, seinen Leichnam zu verbrennen. Um kurz nach halb vier Uhr nachmittags am 30. April 1945 fanden Hitlers Leibdiener und ein Adjutant im kleinen Wohnzimmer des Berliner Führerbunkers das tote Ehepaar - und befolgten sogleich den Befehl des "Führers". Die Leichen wurden laut Welt mit Benzin übergossen und angezündet - sie brannten zwei Stunden lang. Harald Sandner, Autor des Hitler-Itinerars, hat im Anhang seines vierbändigen Werks den Weg der Leichen nachgezeichnet.
Diese vier Bände beinhalten die weitgehend vollständige Chronologie der Aufenthaltsorte und Reisen des Diktators (1889-1945). Die wesentlichen politischen, militärischen und persönlichen Ereignisse, die die Gründe für eine Reise Hitlers, einen Aufenthalt oder sogar den einfachen Tagesablauf erst nachvollziehbar werden lassen, sind direkt am jeweiligen Tag und – soweit überliefert – auch mit der Tageszeit in chronologischer Reihenfolge dargestellt. Exkurse über den Verbleib der Leiche Hitlers, seine Reisegewohnheiten, seine Wohnorte, die von ihm benutzten Verkehrsmittel sowie Statistiken über die Häufigkeit seiner Besuche und Aufenthalte in ausgewählten Städten und über die Bilanz des Zweiten Weltkrieges ergänzen das Werk.
Der Exkurs über den Verbleib der Leiche gleicht einem Krimi. Involviert waren unter anderem Rote Armee und KGB. Um 18.30 Uhr am Abend des Todestags fand die erste Beisetzung statt. "Seine Überreste waren aus dem Bombentrichter geholt worden, in dem sie gebrannt hatten, wurden auf Holzbretter geschoben und in der Nähe knapp einen Meter tief begraben", so die Welt. Der sowjetische Machthaber Josef Stalin wurde am nächsten Tag darüber informiert. Er setzte alles daran, der Leiche habhaft zu werden.
So ging's weiter:
4. Mai 1945: Soldaten der 3. Sowjetischen Stoßarmee finden im Garten der Reichskanzlei zwei bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen. Weil sie aber gehört hatten, Hitler sei bereits gefunden worden, vergruben sie die tote Frau und den Mann wieder.
5. Mail 1945: Mehrere Männer der sowjetischen Spionageabwehr graben die Leichen wieder aus, legen sie in eine Munitionskiste und schließlich in der Pathologie im Feldlazarett Nr. 496 auf Eis.
9. Mai 1945: Obduktion durch den Chefpathologen der Roten Armee. Der Kiefer wird nach Moskau geschickt. Der Rest wieder vergraben. Einige Tage später werden die sterblichen Überreste wieder exhumiert und zur sowjetischen Garnison in Finow gebracht.
3. Juni 1945: Ein Moskauer General will Hitlers Leichnam sehen. Danach wird er in einem Wald bei Rathenow wieder begraben.
Juli 1945: Die Leiche wird erneut ausgegraben, nach Stendal gebracht und dort in einem Waldstück verscharrt.
Dezember 1945: Wieder werden die sterblichen Überreste aus der Erde geholt, nach Magdeburg gebracht und erneut untersucht. Er wird erneut verscharrt und im Januar 1946 wieder ausgegraben.
Januar 1946: Es folgt das inzwischen neunte Begräbins auf einem Militärgelände in Magdeburg-Sudenburg. Danach asphaltierten Soldaten das Grab Hitlers.
5. April 1970: Die Garnison Magdeburg soll an die DDR übergeben werden. Unter dem Decknamen "Mythos" exhumierten KGB-Leute insgesamt zehn Menschen, darunter Adolf Hitler und Eva Braun. Aber auch die Goebbels und ihre sechs Kinder. Der Aktenvermerk lautete: "Schädel, Gebein, Rippen, Wirbel usw. in Kisten, diese zu Mulm verfault. Leichen waren mit Erde vermischt, der Zerstörungsgrad ist groß."
Die Reste kamen nach Schönebeck rund 11 Kilometer von Magdeburg entfernt. Dort verbrannten die Sowjets - angefeuert von 20 Litern Benzin - die letzten Skelettreste. Die Asche fuhren drei Soldaten etwa 20 Kilometer bis nach Biederitz, wo sie in einem Nebenarm der Elbe von der Schweinebrücke verstreut wurden. Nach Moskau wird Vollzug gemeldet.
202 Kommentare