Sie sind 12-18mal so ansteckend wie Ebola - die Masern. Und sie breiten sich aus. In den ersten Monaten 2017 wurden in der Bundesrepublik bereits 331 Kranke gemeldet – 2016 waren es nur 325!
Erst vergangenen Woche meldete die Stadt Dortmund einen Masernausbruch: Dem Gesundheitsamt zufolge waren sieben Fälle überwiegend in Westerfilde und Bodelschwingh aufgetreten. Zunächst unerkannte Masernerkrankungen bei Erwachsenen hatten offenbar zu weiteren Ansteckungen geführt.
Bereits davor war es zu einem Masernausbruch in Duisburg gekommen, der laut Dortmunder Gesundheitsamt bis heute andauert und bei dem inzwischen über 140 Fälle gemeldet wurden. Einen direkten Zusammenhang der beiden Ausbrüche kann das Gesundheitsamt nicht bestätigen. Während in Duisburg besonders eine rumänische Bevölkerungsgruppe betroffen ist, sind es in Dortmund mehrheitlich polnische Mitbürger.
Die Masernimpfung erfolgt häufig zu spät. Nur 73,7 Prozent des Geburtsjahrgangs 2013 waren am Ende ihres zweiten Lebensjahres gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission zweimal gegen Masern geimpft. "Damit ist jedes Jahr bei rund 180.000 Zweijährigen in Deutschland ein ausreichender Schutz gegen Masern ungewiss, oder sie sind gar nicht geimpft, das ist ein unhaltbarer Zustand", sagt Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI).
Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe schlägt Alarm: "Die aktuellen Zahlen und die Masernausbrüche zeigen, dass wir immer noch zu große Impflücken haben." Der CDU-Politiker fordert: "Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung der Ärzteschaft, Schulen, Kitas, der Betriebe und natürlich auch der Familien, damit Masern in Deutschland der Vergangenheit angehören. Denn alle tragen gemeinsam Verantwortung dafür, die Masern auszurotten."
Masern sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Vor zwei Jahren verstarb ein kleiner Junge aus Berlin-Reinickendorf an den Masern. Bei Erwachsenen kommt es zu schweren Verläufen. In seltenen Fällen bleiben schwere Schäden zurück, bei Erkrankungen im Säuglingsalter kann es auch noch nach Jahren zu einer seltenen Spätfolge (SSPE) kommen, die dann aber immer tödlich verläuft. Impfen schützt davor!
Die Erkrankung klingt in der Regel nach fünf bis sieben Tagen ab und hinterlässt lebenslange Immunität. Gefürchtet sind die Komplikationen. Eine besonders gefürchtete ist die akute postinfektiöse Enzephalitis mit Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen bis zum Koma. Diese Entzündung des Gehirns tritt laut Robert Koch-Institut bei einem von 1000 Masernfällen auf – vier bis sieben Tage nach dem Masern-typischen Exanthem.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt für alle nach 1970 Geborenen eine zweimalige Impfung gegen Masern in der Kindheit bzw. eine Impfung im Erwachsenenalter. In der Regel erfolgt die erste Impfung zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat und die zweite folgt dann zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat. Wer als Kind nicht oder nur einmal geimpft wurde, kann dies auch noch im Jugend- bzw. Erwachsenenalter bei seinem Hausarzt nachholen.
Ansteckung beim Sprechen
Masern werden leicht über Tröpfchen beim Sprechen, Niesen oder Husten von Mensch zu Mensch weitergegeben. 14 Tagen nachdem man sich infiziert hat, tritt bei den Erkrankten ein maserntypischer rötlicher Hautausschlag, meist im Gesicht beginnend, auf. Einige Tage vor und nach dem Auftreten des Hautausschlages ist die Gefahr der Ansteckung für andere Personen an einem Masernerkrankten am größten.
Wenige Tage zuvor kündigt sich die Masernerkrankung meist mit Fieber, Husten, Schnupfen und Bindehautentzündung der Augen (rote Augen) an. Masernerkrankte dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schule und Kindertagesstätte nicht besuchen. Das gleiche gilt für ansteckungsverdächtige Geschwisterkinder oder andere Personen des nahen sozialen Umfeldes.
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