... ein Salvador Dali-Bild, ein musealer Theaterraum, eine Diva-Hommage oder aber ein gigantisches Rohrgebilde? - Diese reichhaltige Motivauswahl soll überraschend, spektakulär, sexy und ungewöhnlich sein - aber auch witzig!
Salvador Dali, ein spanischer surrealer Künstler, der sich selbst als Genie bezeichnete, arbeitete viel mit optischen Täuschungen, Illusionen, Träumen und Begierden. Und so entstand zwischen 1934 und 1935 das sehr „kecke“ Meisterwerk „Gesicht der Mae West - kann als surrealistisches Appartement benutzt werden - “. Es ist eine Gouachemalerei mit Graphit auf kommerziell gedrucktem Zeitschriftenpapier, im Format 28,3 mal 17,8 Zentimeter. Besitzerin ist „The Art Institute of Chicago, Chicago“.)
Mae West zum Ersten, ...
... denn Salvador Dali war sein Leben lang von der lasziven Lebefrau und Hollywood-Diva Mae West (eigentlich Mary Jane West) fasziniert. Am 17. August 1893 wurde sie in Brooklyn, New York geboren und starb am 22. November 1980 in Hollywood. Sie gehörte zu den bestbezahltesten Filmstars Hollywoods in den 1930er Jahren und war der Inbegriff einer „Femme fatale“, die damals etliche sexuelle Tabus brach. Beruflich wie privat proklamierte sie „die Freiheit der Liebe“ und „die Gleichheit der Geschlechter“, aber ihrer Karriere schadeten diese Skandale nicht.
Mit 39 Jahren gab sie 1932 ihr Leinwand-Debüt in „Night After Night“ und spielte 1933 in „Sie tat ihm unrecht“ und „Ich bin kein Engel“. Diese beiden Filme hatten einen „Riesen-Erfolg“, zumal „der große“ Cary Grant (!) mitspielte, den Mae West persönlich auserwählte. Diese Filmerfolge bewahrten die Produktionsfirma Paramount damals vor dem finanziellen Ruin und einer Übernahme durch den Konkurrenten MGM.
Noch einige Bemerkungen zu „Salvador Dalis Sexualität“:
Er erhielt den Namen seines neun Monate zuvor verstorbenen Bruders (Salvador I.). Seine Mutter, die er sehr liebte, glich die Strenge seines Vaters aus; sie tolerierte sogar seine frühen Eigenheiten wie Wutausbrüche, Einnässen, Tagträume und Lügen. Als kleiner Junge schämte sich Salvador "2", weil er schnell errötete. Als Heranwachsender schämte er sich dann, weil er obsessiv masturbierte, als erwachsener Mann schämte er sich seiner Impotenz und seiner homosexuellen Neigungen. Selbst noch als Greis schämte sich Salvador Dalí und verfügte testamentarisch, er wolle mit verhülltem Haupt begraben werden, damit niemand sein im Alter verfallenes Gesicht sehe.
Ab dem Jahre 1928 beschäftigte sich Salvador Dali mit dem Thema „Begehren“. Denn es gelang ihm in Paris nicht die „vielbeschworene elegante Frau“ zu treffen, die sich auch noch bereitwillig seinen erotischen Phantasien unterwarf. Aber mit der Ankunft der Surrealisten Rene Magritte und seiner Frau, Luis Bunuel und vor allem Paul Eduard und dessen damaligen Frau Gala (Helena Devulina Diakanoff, Tochter eines Moskauer Beamten) veränderte sich Salvador Dalis Leben entscheidend.
Sie, alle waren von der extravaganten Persönlichkeit eines Salvador Dali und seiner Werke aufs Heftigste „beeindruckt“, die voller Anspielungen sexueller und fäkaler Art waren. Ganz besonders sein Bild „Das finstere Spiel“ mit den kotbeschmierten Unterhosen ließ die Frage ob Salvador Dali „Koprophage (Kotesser)“ sei vollkommen offen. Aber Gala machte diesen Spekulationen dann bei einem Spaziergang mit ihm auf den Felsen von Cup de Creus ein Ende und „befreite“ Salvador Dali. Die Surrealisten waren so schockiert und sahen darin eine „Entstehungsgeschichte der Kastration“.
Dali „flirtete“ mit Hollywood
Schon seit den frühen Jahren entfaltete seine Bilderwelt ein vielseitiges Panorama zwischen sich und dem Film, dem Kino und Hollywood. Viele Zeichnungen, zahlreiche Storyboards und über 60 Gemälde erzählen davon. Salvador Dali faszinierte die Sachlichkeit, der Realismus und die Wirklichkeit „Träume zu realisieren“. Salvador Dali schätzte Charly Chaplin, Buster Keaton, wollte mit den Marx Brothers drehen, teilte mit Walt Disney seine Interessen und wurde von Alfred Hitchcock für die Traumsequenzen „Ich kämpfe um Dich“ engagiert. Außerdem fertigte Salvador Dali Zeichnungen mit Lawrence Olivier und dem Studioboss Jack Werner - und 1939 das Gemälde „Shirley Temple, das jüngste geheiligte Ungeheuer des zeitgenössischen Kinos“ - eine sexuelle Anspielung auf den Kinderstar-Kult von Hollywood. Und sehr früh, schon 1928, produzierte Salvador Dali und der Provokateur Luis Bunuel den surrealistischen Film „Der andalusische Hund“ und 1930 „Das goldene Zeitalter“.
Mae-West-Zimmer in Figueres
Das Teatre-Museu Dali im katalonischen Figueres besitzt eine „Gesichts-Landschaft“ der Schauspielerin Mae West - diese ist eine Installation geschaffen von Salvador Dali mit dem Architekten und Designer Oscar Tusquests aus Barcelona. Probleme mit der perspektivischen Richtigkeit wurden eingehend debattiert und behoben . Es ist die dreidimensionale Version der Gouache „Gesicht der Mae West - kann als surrealistisches Appartement benutzt werden - “ aus den Jahren 1934/35 (unser Aufmacherbild).
Der Architekt Pedro Aldamiz arbeitete ebenfalls an dem Museums-Projekt. Etwas später entstand dann sogar eine serienmäßige Version des Mae-West-Lippensofas, eine Arbeit, die von dem Dali-Sponsor Edward James 1936 in Auftrag gegeben wurde.
Salvador Dali bearbeitete zwei Fotovergrößerungen pointillistischer Stadtansichten von Paris und schuf so die Augen. Weiterhin fertigte er Modelle für die Nase in einem Atelier in Olot an und plazierte brennende Holzscheite in den Nasenlöchern. Außerdem beauftragte er den Stillisten Lluis Llongueras, um eine Perücke aus Natürlichem zu schaffen, die das Gesicht umrahmt. Diese Rauminstallation kann man durch eine Linse betrachtet, am oberen Ende des Treppenhauses befestigt, aber hinter einer Kamelfigur verborgen.
Mit dem Mae-West-Zimmer verwirklichte Salvador Dali eine „Doppelrealität“ innerhalb eines Wohnraums. Die Kunstwerke und Möbelstücke sind so angeordnet, dass eine dreidimensionale Illusion des Gesichts von Mae West entsteht: Zwei Bilder stellen die Augen dar, Vorhänge werden zu Haaren, ein Sofa zum Lippenpaar und der Kamin zur Nase. Das Sofa ist der zentrale Punkt. Die Lippen von Mae West hatten eine hypnotische Wirkung auf Dali und verkörperten die Essenz des Hollywood-Stars. Man ist „eingeladen“, auf den Lippen einfach Platz zu nehmen und Dali hat in typischer Weise mit Witz und seinen sexuellen Anspielungen nicht gegeizt.
Amanda Lear, seiner „letzte“ Muse zufolge, wollte Salvador Dali „Phantasie, Chaos und das vollständige Fehlen von Pomp“. So entstand ein Vergnügungsbau, der Salvador Dalis Phantasien beherbergt: von dem Bär an der Treppe bis zu einem "erlebbarem" Mae-West-Zimmer.
Es wird behauptet In Figueres behauptet man, man besitze „Das größte surrealistische Museum der Welt“, eine prächtige Dali-Kreation, die seit dem 28. September 1974 auf viele „Neugierige“ wartet. Das Ganze ist ein umgebautes Stadttheater (Teatro Museo Salvador Dali) mit dem Torre Gorgot an der alten Stadtmauer. Übrigens, eines der bestbesuchtesten Museen Spaniens.
Die Münchner Mae West
In München-Bogenhausen, am Effnerplatz steht seit 2011 eine „ungewöhnliche“ Mae West. Dieser Standort wurde von einer Kunstkommission ausgewählt und folglich kam es zu einer Ausschreibung an acht Künstler, die dann von der amerikanischen Künstlerin Rita McBride gewonnen wurde. Es handelt sich um eine 52 Meter hohe, grazile Rohrkonstruktion (leichter kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff), die den Namen „Mae West“ trägt.
Die Form und die Höhe der Riesenskulptur von der amerikanischen "Bildhauerin" Rita McBride greifen das Rund des Effnerplatzes und die Höhe der benachbarten Arabella- und Hypo-Hochhäuser auf und stellen so ein markantes, modernes Wahrzeichen der Stadt dar. Die Gitterstruktur, von der Künstlerin extra ausgewählt, soll den Raum nicht momumental besetzen, sondern ein "Nichts" umschließen. Dazu gehört auch ihr Wunsch keine nächtliche Beleuchtung stattfinden zu lassen. Die entstandenen Kosten betrugen in etwa 1,5 Millionen Euro.
Links:
(Aprilscherze)
https://www.tz.de/welt/1-april-2016-...866444.html
(Vexierbilder)
https://de.wikipedia.org/wiki/Vexierbild
(Surrealismus)
http://www.kunst-zeiten.de/Surrealismus-Allgemein
(Mae West)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/...787468.html
(Dali Theatermuseum, Figueres)
http://www.focus.de/reisen/spanien/t...601304.html
Map-Data:
Dali - Ausstellung am Potsdamer Platz, Leipziger Platz 7, 10117 Berlin
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