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Wenn ich es mir so überlege, lebe ich gerne in Deutschland

Wenn ich es mir so überlege, lebe ich gerne in Deutschland

23.07.2017, 18:27 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer
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Wenn ich mir überlege, in was für schweißtreibende Diskussionen ich mich auf wize.life einlasse, da wird mir unterstellt, ich sei ein linker Gutmensch, oder ich dann lesen muss, wie sich einige wenige Kandidaten sorgsam Worte zurechtgelegt haben, um seriös wirkend auf Flüchtlinge zu hetzen, dann muss ich mir trotzdem immer wieder sagen, ich bin froh in Deutschland zu leben.

Denn, wenn wir uns umsehen, leben wir doch ganz gut in diesem Lande. Ich werde nicht gezwungen in einer Moschee zu beten und kann glauben, was ich will. Mir sagt keiner, ich soll meine Klappe halten. In der Türkei wäre ich schon längst hinter Gittern. Natürlich müssen wir uns wundern, wenn ein muslimischer Polizist einer Frau nicht die Hand gibt (womöglich ein unglücklicher Einzelfall? ). Das kann natürlich ein gefundenes Fressen sein, um über den Islam zu lästern, weil es im Islam nicht eindeutig solch ein Gebot gibt. Also nur ein zweideutiges, mehrdeutiges oder wie auch immer. Die meisten muslimischen Polizeibeamten in Deutschland, also so ziemlich alle, werden einer Frau die Hand geben. Davon gehe ich aus. Ich wünsche mir so sehr, dass ich einer Muslima die Hand zur Begrüßung ausstrecken darf. Dann habe ich wieder einen Grund zur Freude, in diesem schönen Land zu leben. Vielleicht gelingt mir das in einer Moschee beim nächsten Tag der offenen Tür. Ich hege doch keine unanständigen Hintergedanken.

Na gut, so zerfranse ich mich weiter in Diskussionen und ringe um Worte, nur um zu erläutern, warum die Klassifizierung eines Menschen zu einem Gutmenschen eine Diffarmierung darstellt. Da wird sich dann winselnd gerechtfertigt, warum Gutmensch doch so ein harmloses Wort ist, das gut zu gebrauchen sei, wenn es die Situation erfordert und ignoriert, dass Gutmensch das Unwort des Jahres 2015 war. Ich bin jetzt mal so frei und zitiere aus einer angesehenen Zeitung.

"Heute ist Gutmensch ein Spottwort. Und zwar eines, das kein zurechnungsfähiger Mensch mehr benutzt. Durch übermäßigen Gebrauch der falschen Leute ist es unbrauchbar gemacht worden. Gutmensch sagen eigentlich nur noch Nazis und Idioten ohne sprachliches Feingefühl. Und manchmal – immer noch – Leute, die eine Klammer auf der Nase haben und von dem üblen Geruch nichts mitbekommen."

Was für eine herrliche Lesekost für die wenigen Leute, die das Wort des Gutmenschen wie einen Goldbarren ihres Vokabulars in die Höhe heben. Ich darf solch eine verachtende Vokabel kritisieren und werde nicht eingesperrt. Wenn ich vor der Blauen Moschee ein Schild hochhalte, auf dem in türkischer Sprache zu lesen ist "Erdogan zieh' Leine", dann sieht mich Deutschland nie wieder.

Stutzig macht mich, wenn über Meinungsdiktatur geredet wird, nur weil das WL-Team einen rechtswidrigen Beitrag löscht. Täglich wundern sich Leute darüber. Wundern ist ja noch harmlos, manche regen sich sogar auf. Das liegt in der Natur eines sozialen Netzwerkes. Wenn der rechtswidrige Abschaum bei Bekanntwerden aber nicht gelöscht wird, gefällt das dem Justizminister nicht. Das liegt daran, weil das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Wer das nicht versteht, wird sich weiterhin beschweren und seine Straftat rechtfertigen.

Die Meinungsfreiheit wird in Deutschland hochgehalten, darum darf dummes und kluges Geschwätz stehen bleiben. Ich bin auch dafür. Jeder möchte seiner Meinung freien Lauf gewähren. Das ist sein gutes Recht. In bestimmten Fällen ist die Meinungsfreiheit eingeschränkt, sowie auch in gewissen Fällen die Religionsfreiheit eingeschränkt ist. Denken wir an den unglücklichen Polizisten, der es nicht als Vergnügen empfand, einer Frau die Hand zu reichen. Ich finde das zum Heulen. Über die rechtlichen Folgen entscheidet ein Gericht.

Die Meinungsfreiheit richtet sich nicht nach dem Mainstream der Bevölkerung, sondern nach Gesetzen. Die Argumentation, Muslime sollen raus aus Deutschland, nur weil 70% der Bevölkerung die Meinung vertritt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, ist diese Argumentation einen Teufel wert. Der säkulare Stadt schützt alle Religionen, die hier im Lande vertreten sind. Die unsägliche Hetze auf eine Weltreligion, die auf dieser Plattform leider oft, wenn nicht täglich, neu formuliert wird, stellt eine Strafhandlung dar, weil sie sich gegen bestimmte Gesetze richtet. Das ist einfach so. Punkt.

Wir können also froh sein, dass wir in einem Land leben, in dem wir unsere Meinung ausdrücken können und an etwas glauben oder nicht glauben dürfen, was uns beliebt. In einer globalisierten Welt, wie wir sie heute haben, ist es grundsätzlich weltfremd, wenn man auf einen in sich geschlossenen Nationalstaat hofft, wo nur ein gleichgeschaltetes Volk lebt. Das ist Irrsinn. Das lehrt unsere Geschichte. Menschen, die hartnäckig gegen Asylanten und Flüchtlinge hetzen, ignorieren unseren freiheitlichen Staat und bewegen sich auf ganz dünnem Eis. Sind sind nicht das Volk und keine Patrioten. Wenn sie das behaupten, beleidigen sie die Mehrheit der anständigen Bürger.

Wir leben in einem bunten Land. Alles andere wäre nicht nur langweilig, es wäre auch nicht wünschenswert und nicht zeitgemäß.

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27 Kommentare

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Ja so isses
  • gerade eben
  • 1
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isso !!
  • 24.07.2017, 14:15 Uhr
  • 1
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Ich bin gerne eine guter Mensch
Und wie sagte Dieter Nuhr schon: Wer sagt denn das der Shitstorm recht hat?
  • 24.07.2017, 11:14 Uhr
  • 1
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Du sprichst mir aus der Seele
  • 24.07.2017, 08:54 Uhr
  • 1
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  • 24.07.2017, 08:34 Uhr
  • 1
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Ein sehr guter Beitrag, inhaltlich stark mit ironischen Einschlüssen.
Du sprichst mir aus der Seele: auch ich lebe gern in diesem Land.
  • 24.07.2017, 07:26 Uhr
  • 1
Danke Dorothea
  • 24.07.2017, 08:29 Uhr
  • 0
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Sehr gut ge/beschrieben !
Nur eines von mir , diejenigen die immer plärren ,können / möchten einfach nicht verstehen , das gewisse Inhalte egal wie sie formuliert sind , nicht mit Meinungsfreiheit gedeckelt sind !
Ich persönlich finde , das WL in letzter Zeit sehr nachlässig geworden ist , es bleiben Dinge stehen , die eindeutig eine Volksverhetzung darstellen !
  • 24.07.2017, 07:14 Uhr
  • 3
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  • 24.07.2017, 06:58 Uhr
  • 0
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Früher haben die Redaktionen der Zeitungen gefiltert, was als Leserbrief erscheinen durfte. Dummschwätzer hatten nur am Stammtisch eine Chance.
Heute kann jeder seinen Gedankenmüll einer breiten Öffentlichkeit unterjubeln - aber ob der einzelne ihn annimmt oder kopfschüttelnd in seinen persönlichen Mülleimer entsorgt, entscheidet jeder selbst. Wer dummes Geschwätz ernst nimmt und applaudiert, muss sich selbst zum dummen Teil der Bevölkerung rechnen lassen - und den gibt es leider auch.
  • 24.07.2017, 00:01 Uhr
  • 4
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  • 23.07.2017, 21:55 Uhr
  • 1
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