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Wo wollen wir leben? Stadt und Land im Alterscheck

Wo wollen wir leben? Stadt und Land im Alterscheck

Service Tipp
06.06.2017, 16:35 Uhr
Beitrag von Service Tipp

Noch einmal neu anfangen, einen anderen Wohnort wählen und frei durchstarten: Nicht selten kommt mit veränderten Lebensumständen auch der Wunsch nach einem neuen Zuhause, das einen Weg raus aus der gewohnten Umgebung bietet, neue Eindrücke und Beschäftigungen. Ab einem gewissen Alter jedoch ist das nicht mehr allzu leicht. Vorsorge ist ein wichtiges Thema und die Status des „Angekommenseins“ wirklich voll und ganz zu erreichen ist nicht mehr allzu leicht, wenn die 55 erst einmal überschritten ist. Deshalb ist es umso wichtiger noch einmal gezielt darüber nachzudenken, wo der Wohnort in Zukunft günstig gelegen ist. Eine große Frage dabei: Stadt oder Land?

Stadtleben: Praktisch und kommunikativ


Die Stadt – ein Magnet für die Jugend und der Grund für die große Landflucht. Die Urbanisierung greift seit Jahren um sich und sorgt für steigende Mieten und leere Dörfer. Beweggründe? In erster Linie die tollen Möglichkeiten in der Stadt, die vielen Menschen und die hohe Lebensqualität, die mit dem Überangebot der Freizeitgestaltung einhergeht. Das macht nicht nur für junge Singles interessant: junge Familien finden ihren Weg in die Stadt genauso wie Senioren. Auch die Best Ager genießen die vielen Möglichkeiten und den Zusammenschluss der großen Vielfalt an Menschen, der den Weg für neue Begegnungen eröffnet. Damit gehen weitere Vorteile einher, die die Stadt als Lebensraum so interessant machen.

1. Das Leben ohne Auto
Jede Stadt hat öffentliche Verkehrsmittel. Aber: Eine Großstadt wie Berlin bietet andere Möglichkeiten als einen kleinstädtischen Stadtteil, der einmal am Tag durch den Bus angefahren wird. Alle vier Minuten eine U-Bahn und ein auch sonst sehr strukturiertes, dichtes öffentliches Verkehrsnetz machen das Vorankommen leichter als das eigene Auto es je könnte. Auch die Randbezirke sind mitinbegriffen, so das ruhiges Wohnen und eine gute Verkehrsanbindung sich nicht ausschließen. Der Verzicht auf das Auto macht das Leben zum einen günstiger, auf der anderen Seite auch einfacher – die Parkplatzsuche entfällt und nach einem netten Abend im Biergarten muss niemand mehr fahren. In den Kernzeiten entfällt auch der Blick auf die Uhr und die Überlegung, wann das Haus zu verlassen ist um das nächste Verkehrsmittel zu erwischen. Das Leben wird einfacher, schneller - und das gilt nicht nur in Berlin.

2. Freizeitgestaltung in vielfältig
Morgens Qi Gong im Park, mittags schlemmen beim Libanesen und nachmittags zum Lettering-Kurs im Stadtteilzentrum – am nächsten Tag stehen Stepptanz und Spanisch auf dem Programm und am Wochenende wird zusammen über den See gerudert und gepicknickt. Wo viele Menschen zusammen kommen ist die Chance auch groß, dass Gleichgesinnte vor Ort sind: ähnliche Interessen lassen sich bündeln und zusammen ausüben. Darum ist die Freizeitgestaltung in einer Stadt viel vielfältiger als in einem kleinen Dörfchen auf dem Lande. Auch dort lässt sich natürlich vieles ausüben, aber es gibt kein Überangebot, aus dem sich schöpfen lässt. Das vereinfacht das Ausprobieren und vielleicht auch die Findung neuer Hobbies. Für Beschäftigung ist somit gesorgt.


3. Soziale Anbindung
Mit dem Alter wandelt sich auch der Bekanntenkreis – zu jeder Lebens Phase gibt es die passenden Freundschaften. Allerdings verfügt nicht jeder zu jeder Zeit über einen großen Freundeskreis und manchen fällt es redlich schwer, wieder neue Leute kennenzulernen, wenn alte Bekanntschaften schwinden. Gerade in einem kleinen Dörfchen ist es dann umso schwerer, denn die Wahrscheinlichkeit dass sich aus einer lang bestehenden lockeren Bekanntschaft noch eine feste Freundschaft entwickelt ist recht gering. Leichter fällt es jenen, die ein Hobby ausüben und andere Menschen dabei treffen. Gemeinsame Interessen helfen dabei, sich anderen anzunähern und ins Gespräch zu kommen. Deswegen ist das komplexe Angebot der Freizeitgestaltung auch förderlich für neue Bekanntschaften und die soziale Anbindung. Die gute Vernetzung durch die öffentlichen Verkehrsmittel vereinfacht auch die Mobilität und sorgt so für die Möglichkeit, sich öfter zu sehen.
Natürlich ist damit nicht alles gesagt – allerdings sorgen diese drei Punkte schon für ein deutliches Mehr an Lebensqualität. Bei Interesse ist auch das soziale Engagement einfacher – Ehrenämter gibt es viele und eine Aufgabe zu haben und in einer sozialen Gruppe eingebunden zu sein, hält bekanntlich jung.
Genau so gibt es aber Nachteile am Stadtleben. Beispielsweise mag nicht jeder die vielen Menschen und das schnelle Leben. Allerdings gibt es dafür auch ruhigere Stadtteile, die die Vorteile der Stadt bieten, aber die Hektik außen vor lassen. Auch ist die Miete in der Regel teurer als in ländlicheren Gegenden – aber auch hier ist zu erwähnen, dass es auch günstige Stadtteile gibt und zudem in der Stadt häufig eine kleinere Wohnung ausreicht, da in Großteil der Freizeit ohnehin draußen verbracht wird. Genau so gibt es Senioren-Wohngemeinschaften, die sich gezielt in der Stadt zusammenschließen, um zum einen die Miete gemeinsam zu tragen als auch um nicht alleine zu sein. Es kommt natürlich stark drauf an, wie die eigenen Interessen und Vorlieben liegen – allerdings hat sich die Einstellung des idealen Lebensraumes gegenüber vielleicht in den letzten Jahren gewandelt und der Stadt eine Chance zu geben bietet sich da an, zumal die Vorteile für sich sprechen.

Landleben: Naturnahe Idylle


Die Stadt aber trifft nicht jedermanns Geschmack. Stattdessen sind manche eher für das Landleben gemacht: Natur pur, tolle Landschaft zum Spazieren gehen und ein Häuschen mit eigenem Garten sind da das Optimum, zumindest in der Vorstellung. Auch das kann natürlich Vorteile haben, allerdings ist damit auch ein anderes Lebensgefühl verbunden und gewissermaßen mehr Aufwand. Denn ein eigener Garten will gehegt und gepflegt werden, genau so fallen im eigenen Haus mehr Aufgaben an als in einer gemieteten Wohnung. Wer die Vorteile sehen will, der findet sie in der naturnahen Lebensart und der Bewegungsfreiheit, die das Landleben bietet.


1. Die Natur
Das wohl größte Argument für die Landlebenden ist wohl die schöne Natur um sie herum und die Idylle, die damit einhergeht. Für viele ist der typisch ländliche Lifestyle mit Gärtnern, Wanderungen, familiären Beisammensein im eigenen Garten das größte Argument für das Leben auf dem Land. Spaziergänge im nahegelegenen Wald und die Ruhe stehen im Kontrast zum Stadtleben, zumindest von außen gesehen.

2. Familiär: Jeder kennt jeden
Dazu kommt noch, dass auf dem Dorf häufig jeder jeden kennt. Manche sind schon zusammen zur Schule gegangen, andere sind schon als Kind durch den Garten der Nachbarn gesprungen und kennen auch den Nachwuchs der anderen Familien drum herum schon von klein auf. Jeder kennt jeden und jeder hilft jedem – so ist die Devise auf dem Land, wenn alle nahe zusammen rücken in der Dorfgemeinschaft. Es kann dabei durchaus ein Vorteil sein, wenn man die Haustür verlässt und jedes Gesicht das Gefühl der Heimat verbreitet.
Dennoch ergeben sich gerade für älter werdende Leute manchmal Probleme aus diesen eigentlichen Vorteilen. Denn die Natur schirmt zum einen ein Stück weit von der Umgebung ab. Wenn der nächste Nachbar ein gutes Stück entfernt wohnt ist auch der Gedanke der Mobilität deutlich wichtiger. Vielleicht ergibt sich zwar in der Nachbarschaft die eine oder andere Gelegenheit, wo jemand was vom Einkaufen mitbringen kann, auf der anderen Seite haben aber viele das Gefühl, das sie anderen zur Last fallen wenn sie das häufiger in Anspruch nehmen. Auch in der Stadt kann das natürlich passieren, allerdings sind die Einkaufsmöglichkeiten dort meist um ein Vielfaches näher gelegen – da ergibt sich vielleicht die Notwendigkeit nicht oder man könnte sogar einen Bring-Service in Anspruch nehmen. Wenn die Mobilität schwindet sind außerdem viele der Vereinsamung ausgesetzt. Weite Wege machen Besuche schwierig, so dass das Haus nur noch selten verlassen wird. Das wird auch in der Stadt zur Einsamkeit führen, das ist klar – dennoch sind die Grundvoraussetzungen andere, wenn grundsätzlich ein Auto benötigt wird, wie auf dem Land oder eben vieles zu Fuß zu erledigen ist, wie in der Stadt.


Was darf es sein? Eine persönliche Entscheidung


Letztendlich zeigt das: Die Nachteile des Landes sind die Vorteile der Stadt. Die Mobilität erhöht sich und auch die soziale Isolation ergibt sich nicht so leicht – allerdings nur so lange man am Ball bleibt. Gerade in der Stadt können nämlich ebenso Anonymität und Einsamkeit vorherrschen wie auf dem Land, wenn das große Haus nicht mehr verlassen werden kann und auch die einstigen Freunde alleine zu Hause sitzen. Es ist also essentiell, am Ball zu bleiben. Neues auszuprobieren, sich zu bewegen und dabei zu bleiben. Auch ein Mix aus beidem erscheint besonders reizvoll – aber die Überlegung, ob nicht ein Park in der Nähe der Wohnung in der Stadt auch für das „Gartengefühl“ sorgen kann, bleibt doch erhalten.
Am Ende bleibt es also eine ganz eigene Entscheidung: Mögen Sie die Stadt oder graust es Sie beim Gedanken an Verkehrsgeräusche? Ist das Land das richtige für Sie oder befürchten Sie schon bald einen Lagerkoller? Beides hat Vor- und Nachteile, die es für einen selbst gründlich abzuwägen gilt. Nur dann kann eine begründete Entscheidung getroffen und später auch getragen werden, wenn der eigene Körper mit der Zeit einen Strich durch die Pläne vom idyllischen Landleben macht.

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