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Ein gefallener Guru

Ein gefallener Guru

14.06.2017, 10:48 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer

Mit dem Autor Jürgen F. habe ich einmal viel diskutiert - seine Beiträge, abgesehen von der vertretenen Meinung, waren stets voll mit Begeisterung für die vertretene Sache - und wir haben unsere Klingen anfangs nicht politisch gekreuzt. Mein Eindruck war, hier schreibt jemand voller Überzeugung, Emotion und Engagement. Ich habe mich später, noch vor seinem Tiefentauchgang Richtung Politik, weitgehende gelöst: Mit einem intelligenten Hirn zu diskutieren, dass Gegner (mich) mangels eines schnellen Argumentes kurz belügt oder einen Disputgegner (User von hier) aus dem gleichen Grund die richtige Schwanzgröße abspricht: Das ist einfach nicht mein Stil. Wir hatten noch kurze politische Begegnungen, die letzte vor etwa 18 Monaten. Da haben wir um 50 Euro gewettet, mit welchem Prozentsatz die AfD in den Bundestag gewählt wird. Das hat mir übrigens Achtung abgerungen: Keiner der hiesigen Klugschwätzer, die immer und überall etwas prophezeien (und sei es nur die Eroberung Europas durch die Muslime) war je bereit, für sein Gelabere auch nur einen Eurocent zu setzen - was beweist, wie sehr solche Grosssprecher an ihren eigenen Mist glauben.
Jürgen gab sich ja schon immer sehr philosophisch, was für einen, der erfolgreich Lehramt studiert hat, schon eine leichte Überschätzung darstellt. Aber dazu hat ihn wahrscheinlich seine Abschlussarbeit verführt, die ihm eine exzellente Note und einen Preis der Uni eingebracht hat. Einen Bestseller schreiben, das schien ihm ein Ziel, später sollten es zwei werden und bis heute ist es zu keinem gekommen. Aber seitdem er seine Texte bei diversen Online-Auftritten unterbringen kann, steht auf seinem Blog als Profession: Schriftsteller.

Das sollte, nach seiner Zeit bei WKW schon einmal anders werden, da hatte ihm eine Lesegefolgschaft vorgegaukelt, er sei der richtige, ein solches Unternehmen wie diese Plattform zu übernehmen, nachdem RTL beschlossen hatte, sie aufzugeben. Es ging letztlich darum, dass einer was in den Müll werfen wollte und der andere sich für berufen hielt, es weiter zu bewirtschaften, und er seine zweite Ausbildung zum Financial Consultant als eine gute Grundlage ansah. Aber gut, Träume dieser Art erledigen sich, wenn es um Geld geht, für gewöhnlich ziemlich schnell.

Und danach ging auf, zu was einst der Grundstein gelegt worden war. Seine Hingabe zu dem Philosophen Heidegger, der einst dem Chef des 1.000jährigen Reiches gedient hatte. Diese Aussaat ist heute noch auf

Jürgen Fritz über seine erneute Sperrung bei Facebook wegen Kritik am Islam
Jürgen Fritz über seine erneute Sperrung bei Facebook wegen Kritik am Islam

YouTube zu sehen und zu hören.

Es wunderte mich jedenfalls nicht, mit welchen Mitteln er jetzt sprachlich zu Felde zieht gegen den Islam, gegen Muslime, gegen das Recht der Gleichheit und für Deutschlands Umbau in einen anderen Staat und für die Vorstellungen der AfD. Und als seine Texte hier verschwanden und den beiden Profiteuren rechten Gedankenguts Tichy und David Berger zufielen, war mir klar: Er gehört zu den verlorenen Geistern. Er wird nie mehr den Teil der Gesellschaft angehören, die ihm ermöglicht hat zu sein, was er ist oder sein wollte.

Was mich endgültig sprachlos macht, ist sein neuerlicher Versuch, über YouTube zu kommunizieren. YouTube heißt Sehen und Hören, nicht Lesen. Und da kreuzigt sich ein Mann ohne jede Emotion, ohne auch nur den Anschein von Empathie in seiner Persönlichkeit: Er hat nämlich offensichtlich und hörbar keine außer der, die er sich nach seiner ureigensten Vorstellung und seiner Glaubenswelt und denen, die ihm dort als Jünger gefolgt sind, aufgebaut hat.

Hätte er eine Persönlichkeit, müsste ihm klar sein, dass seine schriftlichen Botschaften, aufgeladen auch mit bösartigem Hass und blutigen Zukunftsvisionen, per Videoclip nur als die Abfolge mühsam formulierter Gedankengebäude wirken, ihnen jede Gefühlsregung in der visuellen Wirklichkeit fehlt. Dass er besser Ghostwriter für einen begabten Redner, einen rechten Populisten geworden wäre. Das hätte ihn nicht klüger, aber wohlhabend gemacht. Ihm die Schmach erspart, wenn, aus seiner Sicht, etliche seiner ehemalige Versuchsaspiranten nun über ihn herfallen und ihn wollüstig verreißen.

Und es hätte ihm die Schmach eines solchen Video-Auftrittes erspart, wie er ausgerechnet am 13. Juni 2017 zu erleben war.

Um an einen Beispiel das Gefängnis der Hilflosigkeit des Autors aufzuzeigen:
Eine Jürgen F. These:
"Fakt ist, hätte niemals ein Türke das deutsche Hoheitsgebiet betreten, ginge es uns in sehr vielen Bereichen sehr viel besser und hätten wir sehr viele Probleme nicht."
Würde ich mich dem Stil solcher Argumente anpassen, müsste ich schreiben: "Simmt Jürgen F., aber das ist nur deiner Verantwortung geschuldet, denn du wolltest unbedingt auf Lehramt studieren und hast es verweigert, unsere Mülleimer zu leeren und die Strassen des Nachts zu säubern."

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32 Kommentare

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Moin, Chef.....bei aller ( abundzu) Kritik, die ich als your secretary habe, empfinde ich diesen Beitrag als absolut grandios und stimmig. Hättest du ihn mir zum Querlesen gegeben, wäre ich vor Lachen dazu außerstande gewesen.
Ganz wunderbar auf den Punkt gebracht... genau so isses..
  • 16.06.2017, 08:19 Uhr
  • 1
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Mit diesem Video offenbarte sich, dass seine Texte, die sowieso schon keinerlei Grundlagen haben, um derartige Machwerke aufzubauen, noch weniger wirksam sind, wenn er sie selbst vorträgt.

Dank seiner akzentuierten Ausdrucksweise findet die Fokussierung bestensfalls auf die Stimmmodulation statt, der Inhalt des Vorgetragenen entlarvt sich jedoch als absolut nichtssagend.

Meine Bewunderung Mike, wie Du aufbauend auf der Historie des J.F.
aus diesem Video eine Analyse ziehst, die rhetorisch und inhaltlich einem J.F. weit überlegen ist.
  • 15.06.2017, 15:47 Uhr
  • 3
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Vom selbsternannten Vordenker mit Ambitionen zum Online-Bettler. Mitleid habe ich mit J.F. nicht. Spätestens mit seinem Artikel über "psychopathologisch gestörte grün-linke Gutmenschen" hat er sich in eine Ecke gestellt, die jegliches Mitgefühl nicht mehr erreicht. Seine Aussagen im Video unterstreichen das. Schade finde ich es für alle, die solchen Thesen folgen, irgendwann im selben Schlamm sitzen wie J.F. und nichts anderes mehr sehen können (und wollen) als eingetrichterte "Wahrheiten", die inzwischen als die einzig richtigen angesehen werden.

Menschen wie J.F muss man im Auge behalten. Er wäre nicht der erste, der nach einem tiefen Fall den Phönix aus der Asche gibt. Die Krux dabei ist, dass man ihm dabei automatisch Aufmerksam schenkt und diese verteilt. Assya hat (weiter unten) geschrieben, dass er besser in der Versenkung verschwinden sollte. Ich sehe das auch so. Der größte Erfolg, den man gegen J.F. & Co. erreichen kann, ist, dass sich niemand mehr für deren Ideologien interessiert oder ihnen folgt.
  • 15.06.2017, 15:05 Uhr
  • 6
... ich zähle jetzt einmal nicht die auf, deren "Untaten" man hätte verhindern können, wenn sie nicht unbeachtet geblieben wären, sondern das Tageslicht mit vielen anderen hätten teilen müssen.

Auch wenn du dann sagen könntest: "Hätte, hätte, Fahrradkette"
  • 15.06.2017, 15:07 Uhr
  • 1
Das ist nicht notwendig. Vorbei ist vorbei. Im Nachhinein weiß man immer mehr oder sollte es zumindest...
  • 15.06.2017, 15:13 Uhr
  • 0
Peter Leopold
Oooch...ich bin ziemlich sicher, dass er schon auf die ein- oder andere Art "betreut" wird. Darum mache ich mir UM IHN keine Gedanken - eher schon darum, wo er überall seine Finger drin hat.
  • 15.06.2017, 15:14 Uhr
  • 3
  • 16.06.2017, 08:20 Uhr
  • 0
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Peter Leopold
Man sollte nicht undankbar sein. Immer hat er ein klassisches Bild päsentiert, wie man sich radikalisiert. Sehr viel deutlicher als er kann man seinen eigenen Weg nicht beschreiben. Offenbar sollte das radikale Denken eigene Unzulänglichkeiten kompensieren. Nur dumm, dass diese eigenen Unzulänglichkeiten bleiben - egal wie radikal man sich gibt. Von einem zivilisierten Leben hat er sich jedenfalls erfolgreich verabschiedet. Was bleibt, hat nicht mehr viel von einem Guru...
  • 15.06.2017, 14:45 Uhr
  • 6
  • 16.06.2017, 08:20 Uhr
  • 0
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Eigentlich bin ich nicht schadenfroh --- aber es gibt Ausnahmen - und das war eine!
  • 14.06.2017, 16:04 Uhr
  • 3
  • 16.06.2017, 08:20 Uhr
  • 0
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in der zeit der modernen informationes medien kann auf jedenfall später keine/r mehr sagen.
"Das haben wir nicht gewußt"
wehret den anfängen .
rechtspopulisten,gesellschaftsspalter und wahrheitsverdreher braucht unser land nicht.
da haben die aufgeklärten mehr fundierte informationen wie ihm und seinen groupies recht(s) ist.
  • 14.06.2017, 13:27 Uhr
  • 6
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Die am Schluss zitierte These von Jürgen F. ist schlicht und einfach falsch; denn nachweislich war der deutsche Arbeitsmarkt Mitte bis Ende der 50er Jahre leergeräumt und für eine bestimmte Kategorie von Arbeiten waren sich die Deutschen einfach zu schade !
Ich selbst habe auch auf Lehramt studiert und lange auf eine Planstelle gewartet statt den Müll zu entsorgen oder die Kneipe meiner Schwiegermutter zu übernehmen, weil ich kein Handarbeiter-Typ bin und an der Schule besser aufgehoben war als andernorts !
Hätten statt der Türken z. B. nur Italiener, Spanier und Portugiesen "deutsches Hoheitsgebiet betreten", dann hätten wir vielleicht manche Probleme nicht, aber mit Sicherheit gravierende andere !
  • 14.06.2017, 13:06 Uhr
  • 8
wize.life-Nutzer, natürlich ist das falsch, was er da von sich gibt.

Aber er führt es ja nur rein hypothetisch an, um mit der Aussage geschickt zu instrumentalisieren - und ich hänge meine Antwort an dieser Art auf, einen Zusammenhang herzustellen, der gar nicht existiert.

Das erklärt, wie uneinsichtig jeder werden kann, wenn er sich einer Ideologie in ihrer vollen Tiefe hingibt. Da schützt weder Wissen noch Intelligenz.
  • 15.06.2017, 14:30 Uhr
  • 1
"Geschickt" ???????????????? Wo ???
  • 16.06.2017, 08:21 Uhr
  • 1
Er bildet sich das ein und du hast nicht das Recht, ihm das auszureden
  • 16.06.2017, 08:34 Uhr
  • 1
  • 16.06.2017, 09:54 Uhr
  • 1
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Sehr gut analysiert, entspricht auch genau meinen Erfahrungen. Dennoch: Auch Negativwerbung ist Werbung und schmeichelt diesem Narzisten. Er sollte besser unbeachtet in der Versenkung verschwinden.
  • 14.06.2017, 11:25 Uhr
  • 9
Der Meinung bin ich allerdings auch - nachdem ich hier reinkam und erst mal auf drei Notizen zu dem Mann stieß.
  • 14.06.2017, 11:27 Uhr
  • 5
Ihr zwei habt doch hoffentlich kein Problem damit, dass ich da anderer Meinung bin - oder meine Darstellung etwas ruhiger und besonnener ausfällt, als andere ?
  • 14.06.2017, 11:41 Uhr
  • 6
Keineswegs wize.life-Nutzer. Du hoffentlich auch nicht.
  • 14.06.2017, 11:43 Uhr
  • 3
  • 14.06.2017, 11:43 Uhr
  • 4
Ich sehe das wie Assya. Eine Meinung unter anderen...
  • 15.06.2017, 14:35 Uhr
  • 1
Das hat mit dem guten Umgang im Büro zu tun....das "ruhige und besonnene"..
  • 16.06.2017, 08:22 Uhr
  • 0
Eindeutig!
  • 16.06.2017, 08:34 Uhr
  • 1
  • 16.06.2017, 09:53 Uhr
  • 0
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Gut gemacht.
Als Thema eine beständig bleibende Bestandsaufnahme eines Gescheiterten.
  • 14.06.2017, 11:15 Uhr
  • 5
ein klasse Beitrag !! ( Ich meine den von Mike)
  • 16.06.2017, 08:23 Uhr
  • 0
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eine sehr gute sachliche Analyse MIke.
  • 14.06.2017, 11:07 Uhr
  • 4
  • 16.06.2017, 08:23 Uhr
  • 0
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