Obwohl alle Welt von Liebe spricht, haben wohl die wenigsten Menschen eine Vorstellung davon, was dieses Wort wirklich bedeutet. Kein Wunder – denn in aller Regel wird mit diesem Begriff nur das verbunden, was uns in Liedern und Gedichten, Filmen und Romanen als „Liebe“ verkauft wird: Herz, Schmerz, Schmetterlinge im Bauch und jede Menge Gefühl.
Alles Liebe oder was?
Wenn wir von Liebe sprechen, reden wir meistens über völlig unterschiedliche Dinge. Die einen verstehen unter Liebe die Zuneigung, die sie für einen anderen empfinden. Andere meinen eher die Verbundenheit mit diesem. Das ist nicht Liebe, das ist Freundschaft. Wieder andere sprechen von Liebe, wenn sie den anderen toll finden oder sich zu ihm hingezogen fühlen. Das ist nicht Liebe, das ist Bewunderung.
Manche sprechen auch von Liebe, wenn sie sich im Beisein eines anderen geborgen, zu Hause oder beschützt fühlen. Oder sie empfinden es als Liebe, wenn sie den anderen als genauso wichtig oder gar wichtiger empfinden als sich selbst. Das ist nicht Liebe, das ist Abhängigkeit.
Liebe ist mehr als nur ein Gefühl
Die meisten Menschen glauben,dass ihre Gefühle füreinander die wahre Liebe ausmachen. Dabei handelt es sich aber weniger um Liebe als vielmehr um Verliebtheit – um ein vergängliches Gefühl, das sich vor allem in Herzklopfen und Sehnsüchten zeigt. Liebe ist jedoch mehr als nur ein Gefühl, das wie im Rausch kommt und wieder verfliegt.
Echte Liebe ist mehr als die Summe aller Gefühle, die zum Verliebtsein gehören. Es ist Liebe, die nicht an Erwartungen, Forderungen und Erfüllung von Wünschen gebunden ist. Eine Liebe, die an keine Bedingung geknüpft ist und zu der fast keiner von uns fähig ist.
Liebe ohne Bedingungen?
Die meisten von uns wissen nicht einmal, dass es so etwas wie bedingungslose Liebe gibt. Wie könnten wir auch? Wir sind nur zu der Liebe fähig, die wir selbst erfahren haben.
Wir haben bereits in frühester Kindheit gelernt, dass Mama und Papa uns nur lieb haben, wenn wir brav sind, wenn wir unser Bestes geben und so weiter. Wir haben erfahren, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist. Wir müssen sie verdienen, wir müssen ihrer wert sein.
Wir haben nicht gelernt, einen Menschen um seiner selbst zu lieben, sondern immer nur, weil er uns gewisse Bedürfnisse und Wünsche erfüllen soll.
So empfinden wir Zuneigung und Liebe für einen anderen meistens nur so lange, wie dieser uns das gibt, was wir möchten. Bekommen wir nicht mehr, was wir uns erhofft haben, verwandelt sich unsere Liebe schnell in Enttäuschung oder sogar in Hass.
Unsere frühen Bezugspersonen, vor allem Eltern und Erzieher, haben unser Bild von der „egoistischen“ Liebe geprägt. Liebe ist für uns nur möglich, wenn wir die von uns gestellten Bedingungen erfüllt sehen – in Wirklichkeit also gar nicht. Oder doch?
Liebe ist für alle da
Liebe ist eine Einstellung zum Leben. So wie wir in anderen Bereichen unsere Einstellung zum Leben ändern können, können wir auch unsere Einstellung zur Liebe ändern.
Wie? Ganz einfach, indem wir uns für die Liebe öffnen. Wir müssen sie uns nicht erst verdienen. Wir müssen sie nicht lange suchen und auch nichts Besonderes tun, um sie zu erfahren. Wir müssen sie nur erkennen und zulassen.
„Liebe müssen wir nicht verdienen, wir bekommen sie geschenkt.“ So etwas können wir lesen oder hören und dabei denken „Ja, das stimmt“ oder „Ja, gut möglich. Kann sein...“. Aber es berührt uns nicht. Es bewirkt nichts in uns, so lange wir es selber nicht wirklich erfahren, nicht spüren.
Liebe ist für jeden im Überfluss da. Und sie ist jetzt da! Wir leben inmitten der Liebe. Wenn wir offen sind für die Liebe, fließt sie ungehindert durch uns.
Liebe mag aus den erstaunlichsten Quellen kommen. Zuerst kommt sie aus uns selbst. Wir können uns zu jeder Zeit, hier und jetzt, direkt und ganz ohne Bedingung für die Liebe öffnen – für eine Liebe, die keine Grenzen kennt – für die Liebe zu andern und zu uns selbst, die uns verwandeln und Wunder bewirken kann.
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