Beim Thema Scheidung gibt es zwei gute Nachrichten: Insgesamt gehen Scheidungen etwas zurück. Paarpsychologen vermuten für diesen Trend, dass vor allem in krisengeschüttelten Zeiten - was Deutschland trotz Rekord-Dax für die meisten ist - die Menschen näher zusammenrücken. Auf den ersten Blick verblüffend ist jedoch, dass sich manche Paare erst nach vielen Jahren scheiden lassen, wesentlich später als noch vor 20 Jahren. Während sich damals Paare im Durchschnitt nach gut elf Jahren Ehe scheiden ließen, sind es jetzt mehr als 14 Jahre. Die Zahl der Scheidungen nach der Silbernen Hochzeit hat sich verdoppelt.
Die Kinder bleiben lange zu Hause
Vermutlich könnte das daran liegen, dass der Nachwuchs immer später das Haus verlässt. Viele Paare beschließen, sich erst dann scheiden zu lassen, wenn die Kinder wirklich flügge sind. Die vermeintlichen Nesthocker, die sich um Hotel Mama "ausruhen", haben meist zu wenig Geld, um einen eigenen Hausstand zu gründen. Vor allem Akademiker tun sich schwer, gleich nach dem Studium eine gut bezahle Stelle zu bekommen und wohnen deshalb länger zu Hause.
Zusätzlich steigt die Lebenserwartung. Wer also 25 Jahre verheiratet ist, kann davon ausgegen, nochmal so lange zu leben. Und es stellt sich die Frage: Soll das die nächsten 25 Jahre so weitergehen?
Späte Scheidung erfordert viel Mut
Für den, der die Scheidung will - meist ist es die Frau - ist das jedoch ein Schritt, der vermutlich immer schwerer wird, je länger die Ehe gedauert hat. Es gehört ausgesprochen viel Mut dazu, sich nach 25 oder sogar 30 Jahren noch scheiden zu lassen. Wie sieht es finanziell aus? Was passiert mit dem gemeinsamen Freundeskreis? Wo soll ich meinen neuen Lebensmittelpunkt planen - in der Nähe der Kinder, den besten Freunden, soll ich einen absoluten Neustart wagen oder gibt es einen neuen Partner? Anforderungen, die sich mit 55 sicher nicht mehr so leicht meristern lassen wie mit 40.
Deshalb sind diese späte Scheidungen auch ein Zeichen dafür, dass ältere Menschen heute selbstbewusster sind als früher. Die jetzige Generation 50+ ist eher bereit dazu, neue Wege zu gehen. Auch wenn diese anfangs schwierig sein mögen.
Was meint Ihr dazu? Ist die Scheidung nach 30 Jahren Ehe wirklich schwieriger als nach zehn Jahren? Wer von Euch hat Erfahrung zu diesem Thema?
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