Familienbande sind die stärksten Bande in unserem Leben. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Kinder sich von ihren Eltern lossagen und den Kontakt abbrechen. Für diese ist das meist ein Schock, den sie bis an ihr Lebensende nicht verkraften.
So ein Bruch ist nicht nur gravierend und tragisch sondern zugleich noch immer ein großes Tabu. Unbeteiligte sind dann schnell mit Urteilen bei der Hand wie: da muss etwas vorgefallen sein – es wird schon einen Grund gegeben haben!
Das Gegenteil von gut gemeint
Eltern geben ihr Bestes. Doch was ist das Beste? Oft ist das Beste, was Eltern zu geben haben, aus Sicht ihrer Kinder nicht gut genug.
Sie meinen es gut – und machen es falsch. Eltern drängen ihr Kind auf einen Lebensweg, der ihm so gar nicht gerecht wird. Sie sind ständig besorgt und mischen sich ein. Und manchmal sind einfach nicht da, wenn man sie braucht. Dennoch handeln sie fast immer im guten Glauben, das richtige für ihr Kind zu tun.
Kleine Ursache – große Wirkung
Dem Kontaktabbruch geht fast immer eine lange Zeit der Missverständnisse voraus. Das Kind fühlt sich unverstanden, gekränkt oder missachtet. Es will sich befreien und tut das mitunter sehr impulsiv. Der Bruch erscheint ihm als die einfachste aller Lösungen.
Die Eltern fallen dann meist aus allen Wolken - ihnen war oft gar nicht bewusst, dass sich ein so tiefer Graben durch die Familie zog.
Ohnmacht und tiefe Schuldgefühle
Wenn das Kind seine Arme nicht mehr versöhnlich für Mutter und Vater öffnet, leiden die Eltern bitter darunter. Sie fühlen sich schuldig und schlimmer noch - ohnmächtig. Sie haben keinen Zugang mehr zu ihrem Kind, das jedes Gespräch verweigert. So besteht gar nicht erst die Möglichkeit, den Konflikt zu lösen.
In der Bindung liegt die Lösung
Ob wir wollen oder nicht – wir bleiben mit den Eltern verbandelt bis an unser Lebensende, selbst wenn wir uns 100 Mal lossagen. Nicht einmal der Tod hebt die Energie dieser besonderen Bindung auf. Mutter und Vater sind ein Teil von uns, wir können uns diese Anteile nicht einfach aus der Seele schneiden.
Nicht nur die Eltern leiden unter dem Bruch – auch die Kinder. Es wäre weitaus gesünder, wenn sie ihren Frieden mit Mutter und Vater machen könnten, denn es bleibt immer ein Gefühl der inneren Zerrissenheit zurück.
Glücklich sind die Kinder, die sich mit ihren Eltern versöhnen können. André Comte-Sponville, Philosoph
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