Im Mahayana-Buddhismus wird am 8. Dezember Buddhas Erleuchtungstag gefeiert. Buddha hatte das Leid in der Welt mit eigenen Augen kennengelernt und setzte sich eines Tages unter dem Bodhi-Baum und meditierte. Am Morgen des achten Tages, der Morgenstern strahlte am Himmel, stand er auf und war erleuchtet. Siddharta Gautama erkannte, dass extreme Askese und radikale Weltabgewandheit nicht aus dem Leiden führt, sondern er lehrte den mittleren Weg, der im Buddhismus als der achtgliedrigen Pfad bekannt ist. Der achtgliedrige oder achtfache Weg führt aus dem Leiden heraus. Buddha war stets darauf bedacht, zu erwähnen, dass man selbst überprüfen solle, gewissermaßen auf die Goldwaage legen solle, ob es richtig sei, was er sage. Darum ist die ursprüngliche "Lehre" Buddhas auch keine Religion, sondern eher ein Lebensweg, der aus dem Leiden herausführen kann.
"Akzeptiert und glaubt meine Worte nicht nur deshalb, weil ich sie gesprochen habe. Seid wie ein Goldkäufer, der es schneidet, brennt, und sein Produkt kritisch auf seine Echtheit hin überprüft. Akzeptiert nur, was den Test besteht und sich sinnvoll und wohlbringend für euer Leben erweist."
Im Zen zählt deshalb nur die eigene Erfahrung, bzw. die Übung, bis ans Sterbebett.
Laufen wir dem Buddha hinterher, entfernen wir uns von ihm. Überliefert ist auch, töte den Buddha, wenn du ihn triffst. Wie soll man das verstehen?
Es geht um das Loslassen. Das Loslassen von geistigen Verstrickungen und Illusionen. Auch Loslassen vom Glauben. Ein Glaube ist eine Vorstellung, die wir im Geiste haben, aber nicht die Wirklichkeit. Die unmittelbare Wirklichkeit erleben wir nur, wenn wir uns von den geistigen Verstrickungen lösen und unser Geist gelassen ruht, ohne zu werten, ohne so urteilen, ohne zu wünschen: ein klarer ruhender Geist. Im Loslassen liegt die Freiheit.
Hierzu gibt es eine kleine Geschichte:
Es ist Vollmond. Ein Meister geht mit seinem Schüler in den Garten. In der Hand trägt er einen Eimer voll von Wasser und stellt ihn in den Garten. »Was siehst du?«, fragt der Meister und deutet mit seiner Hand auf den Eimer. »Ich sehe unruhig flackernde Lichtstreifen«, antwortet der Schüler. Als sich das Wasser beruhigt hat, stellt der Meister seine Frage noch einmal. »Jetzt sehe ich den Mond ganz klar und deutlich«, sagt der Schüler und der Meister ergänzt: »Mit unserem Geist ist das auch so.«
Der Geist folgt dem Atmen und liegt in der Ruhe. Das bewusste Atmen im Zazen (Zenmeditation) ist das Fahrzeug zu uns selbst. In konzentrierter Wachheit sitzen, in tiefer Versenkung. In der siebten Nacht der Rohatsu -Woche haben wir das im Zen-Dojo intensiver geübt. Da ist mir insbesondere die Erkenntnis vor Augen gekommen, das virtuelle Leben ist nicht das Leben. Es gibt weitaus Wesentlicheres.
Buddha zeigte nur einen Weg auf, um aus dem Teufelskreis der Leidens herauszukommen. Mehr nicht. Das wars auch schon.
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