Zur Philosophie des Maulkorbs oder
Offener Brief an Herrn Bily
Sehr geehrter Herr Bily,
die Zeit, als es auf der Schule noch Ohrfeigen gab, ist vorbei. Dafür verteilt man heute sehr gern Maulkörbe, und ein Satiriker würde das feinsinnig eine 'Vorstufe von Enthauptung' nennen, denn wer als Mensch nicht so sprechen darf, wie ihm sein Schnabel gewachsen ist , wird seines Menschseins enthoben!
Diese ein wenig drastische Eröffnung eines Briefs an Sie ist kein Versehen.
Sie wissen vielleicht, dass ich seit nunmehr drei Jahren kräftig zum Gelingen Ihres Werks beigetragen habe in Form von Dutzenden von Beiträgen und Hunderten von Kommentaren.
Das Team hat mir sogar freundlicherweise – bis zu meiner politischen Phase – zu jedem Text ein passendes Bild eingestellt.
Meine 'politische Phase' setzte am 4. September 2015 ein, als Flüchtlinge aus Ungarn an unseren Grenzen standen. Niemand hätte sie zurückweisen wollen. Eine Welle von Hilfsbereitschaft ging durch das ganze Volk. Ich erinnerte mich spontan an meine eigene Situation 1945.
Nach drei Tagen war mir jedoch klar, dass diese Lösung keine p o l i t i s c h e, d.h. weitsichtig und verantwortlich genug gegenüber der eigenen Gesellschaft sein könne. Ich ließ das durchaus in meinen Texten bei wize.life erkennen.
Heute, nachdem ich das Buch des Hauptstadt-Korrespondenten Robin Alexander gelesen habe, „Die Getriebenen“, 2017, staune ich fast über meine sichere instinktive Reaktion.
Denn: Regierung UND Opposition waren sich am 7.September 2015, also 3 Tage danach, bewusst, dass das ein „Ausnahmezustand“ bleiben müsse. Es wurden Hundertschaften von Sicherheitskräften an die Grenze geschickt, die wieder geschlossen werden sollte.
Doch niemand wollte die VERANTWORTUNG dafür übernehmen.
Die vom Volk gewählten politischen Vertreter wollten/konnten keine Verantwortung übernehmen – sie gaben auf und ließen 6 Monate lang ungezügelte, unkontrollierte Einwanderunggegen eigenes Besserwissen zu – mit Folgen, die für das Miteinander unserer Gesellschaft noch gar nicht abzusehen sind.
Inzwischen hat sich Frau Merkel selber von diesem „Fehler“ öffentlich distanziert.
So könnte man meinen, dass es zulässig oder sogar erwünscht sei, sich frei zu diesem Thema bei wize.life äußern zu können.
Leider ist das seit Langem nicht mehr möglich. Die den Bürgern dieses demokratischen Landes zugesicherte Meinungsfreiheit wird einfach ausgesetzt. Maulkörbe werden großzügig verteilt. 'Linkslastige' Autoren dürfen auch unter Zuhilfenahme unflätigen Vokabulars ihre Meinung vortragen, dürfen sich als „Dreiecker“, auf deutsch „Petzer“ oder „Intrigant“ betätigen, 'rechtslastige' werden mundtot gemacht, die Nazikeule wird kräftig geschwungen, und schließlich muss der Geschmähte das Feld verlassen.
Diese Missachtung der Gleichheit der Menschen und ihrer Würde, die ja sogar u n a n t a s t b a r sein soll, ist inzwischen unerträglich geworden.
Ich gehe gern – vermutlich bald – mit herzlichem Dank an jene, die mit dem Begriff Menschlichkeit und Würde des Menschen noch etwas verbinden können.
Mit freundlichen Grüßen
Edith ST
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