Nicholas Roerich – Künstler, Wissenschaftler und Esoteriker von Weltrang
Da in der letzten Zeit in diesem Forum der Begriff ESOTERIK missbraucht worden ist – und zwar nicht nur, weil das nötige Wissen fehlte, sondern weil auch Personen verunglimpft werden sollten - , halte ich es für nötig, am Beispiel eines in Deutschland relativ unbekannten, in der Welt jedoch berühmten russischen Malers den Begriff zu rehabilitieren.
Nicholas Roerich hatte das Glück, in eine materiell gut gestellte und kulturell aktive Familie in Petersburg geboren zu werden (9.10.1874).
Die Stadt war damals das kulturelle Zentrum Nordost-Europas.
Nicholas besuchte eins der besten Gymnasien, das nicht nur eine ideale Ausbildung, sondern auch Charakterschulung sicherstellte.
Während seiner Studentenzeit – er studierte Jura und Archäologie – entstanden schon seine ersten Bilder, so dass er mit 25 Jahren von Tolstoi und anderen bedeutenden Künstlern als „großes Talent“ gefeiert wurde.
Er erwarb den Doktorgrad in Jura, hielt Vorträge, arbeitete als Schriftsteller und war mit 30 Jahren als Maler, Künstler und Wissenschaftler hoch geschätzt.
Außerhalb von Russland fanden schon 1905 in Prag, Wien, Venedig, München, Düsseldorf, Berlin und Paris Ausstellungen seiner Werke statt.
Seine sehr farbintensiven Gemälde überbringen immer spirituelle Inhalte, denn seine Lebensaufgabe sah er sehr früh darin, als Lehrer spiritueller Weisheit zu wirken.
Wesentlichen Anteil an der Vertiefung seines Interesses an östlicher Lebensweisheit hat seine Frau Helena, die schon in jungen Jahren gemeinsam mit ihm die Bhagavadgita las und andere vedische Schriften studierte.
Diese Studien führten ihn zur Erkenntnis, dass die Kultur aller Völker einen gemeinsamen Ursprung hat.
Der Theosophischen Gesellschaft, die 1875 in den USA von der Russin Helena Petrowna Blavatsky gegründet worden war, standen beide sehr nahe und wurden 1908 Mitglieder der in Russland gegründeten Theosophischen Loge.
Um 1920 entstanden „Die Blumen Moryas“, eine Sammlung von Gedichten zu Ehren des Aufgestiegenen Meisters Morya.
Die Vorstellung, dass geistig hochstehende Wesenheiten, die ihre Leben in physischer Form hinter sich haben, sich in einem geistigen Zentrum (Shambhala) weiter die Entwicklung auf der Erde beobachten und beeinflussen, gehört zum Kern theosophischer Erkenntnis.
1923 reiste das Ehepaar Roerich endlich nach Indien und besuchte dort zahlreiche tibetische Klöster.
1928 wurde Roerich für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Es kam zu einem Friedenspakt, in dem sich alle Teilnehmer verpflichteten, ihre Kulturgüter in Kriegszeiten vor der Zerstörung zu schützen. Zu den bekanntesten Förderern dieses Projekts zählten Tagore, G.B. Shaw und Einstein.
1935 unterschrieben 20 Staaten diesen Friedenspakt im Weißen Haus in den USA.
Als Nicholas Roerich 1947 starb, hinterließ er ca. 7000 Gemälde, 30 Bücher und zahllose Vorträge und Essays spirituellen Inhalts.
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Allein dieses „äußere Leben“ hätte genügt, um die Bedeutung dieser Persönlichkeit zu unterstreichen. Aber es ist viel mehr die innere geistige Einstellung, die die besondere Qualität dieses Lebensentwurfs ausmacht.
Die Grundzüge seiner Weltanschaung sind:
1. die Unsterblichkeit des Menschen
2. Reinkarnation
„Jedes Leben ist, ohne Ausnahme, eine Fortsetzung innerhalb einer Kette von Inkarnationen, wobei der Mensch generell auf jener Entwicklungsstufe fortsetzt, auf der er in seinem letzten Leben stand.“ (S. 40)
3. Urquell, aus der alle Religionen entstammen, ist die „Bruderschaft“ = Geistige Hierarchie“. Um das Geschehen … besser zu verstehen, sollten wir davon ausgehen, dass die Bruderschaft ebenso eine Tatsache ist wie die geographische Realität der Heiligen Stadt Shambhala – auch dann, wenn nur sehr wenige Menschen je die Erlaubnis erhielten, Shambhala zu besuchen.“ (S. 44)
4. Erde (Mensch) ist nur Mikrokosmos im Makrokosmos „Je stärker sich die Menschheit in ihrem Verhalten den kosmischen Anforderungen annähert, desto harmonischer und glücklicher wird sich das Leben gestalten – je größer die Diskrepanz zwischen Anforderung und Entsprechung, desto stärker … sind Leid und Schmerz.“ (S. 45f.)
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Helena Roerich, von Kindheit an hellsehend und hellhörig, empfing in den Jahren 1924-38 von der Bruderschaft die Lehre des AGNI-Yoga (= Licht-Yoga).
Sie beschreibt den Menschen der Zukunft als „feinstofflichen“ Menschen, der nur noch in einem verdichteten Astralkörper in Erscheinung treten wird. Je weiter er sich entwickelt, um so stärker wird er sich dem Dienst an der Menschheit verpflichtet fühlen.
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Die außerordentliche Durchdringung von Kunst und Spiritualität im Leben von Nicholas Roerich könnte auch eine Antwort auf die Frage geben, warum einige Menschen Zugang zu Gott finden und andere nicht.
Die Tatsache, dass Anthroposophische Schulen den musischen Aspekt ihrer Arbeit sehr akzentuieren, deutet darauf hin, das die Beschäftigung mit Musik, Malerei und Dichtung auch spirituelle Erkenntnis fördert.
Zit. nach: Wilhelm Augustat, Das Geheimnis des Nicholas Roerich – Agni Yoga und die Geheimen Lehrer. (Heyne, 1993).
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