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1.200 Angestellte und kein Betriebsrat

1.200 Angestellte und kein Betriebsrat

08.12.2015, 15:51 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer

1.200 Angestellte und kein Betriebsrat – bei Hamburger Game-Entwickler kracht’s


Kategorie: Betriebsrat
Das Hamburger Unternehmen Goodgame Studios ist der größte Computerspiele-Entwickler in Deutschland. Sein Spiel „Goodgame Empire“ entwickelte sich zu einem der weltweit erfolgreichsten Strategiespiele mit mehr als 70 Millionen Usern. Über 1.200 Kolleginnen und Kollegen sind bei Goodgame angestellt. Betriebsrat? Fehlanzeige – leider, wie so oft in dieser Branche. Obwohl ein Betriebsrat für ein Unternehmen dieser Größenordnung absolut üblich ist.

Mehrere Mitarbeiter machten sich daran, einen Betriebsrat zu gründen. Die Reaktion folgte auf dem Fuß: Nach Angaben eines früheren Kollegen und nach Presseberichten sprach das Unternehmen unverzüglich etliche Kündigungen aus. Diese richten sich offenbar gezielt gegen 15 Beschäftigte, die im Zusammenhang mit der Forderung nach einem Betriebsrat an die Öffentlichkeit gegangen sind. Auch einige andere Kollegen sind betroffen, die intern durch entsprechende Nachfragen zum Thema Betriebsrat auffielen.

Nachdem verschiedene Webseiten wie das Fachmagazin gamesbusiness.de darüber berichteten und die Geschäftsleitung konfrontierten, äußerte sich ein Sprecher des Unternehmens wie folgt: „Nach eingehender Prüfung hat das Unternehmen entschieden, sich aus betrieblichen Gründen, wie z.B. Leistungsdefiziten, von 28 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Abteilungen mit umgehender Wirkung zu trennen.“

Das ist nicht weniger als ein echter Skandal, der Folgen haben muß. Mal abgesehen davon, daß die Begründung rechtlich gesehen hirnrissig ist, ist der Zusammenhang zwischen den ausgesprochenen Kündigungen und dem Engagement für die BR-Gründung ganz offensichtlich. Kennen die Verantwortlichten im Unternehmen den § 119 Abs. 1 BetrVG? Ja um Himmels Willen, wie wurde denn hier beraten? Oder entfiel dieser Schritt etwa? Bei einem Unternehmen dieser Größe kaum vorstellbar. Die Behinderung einer BR-Wahl ist eine Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden kann. Das Vorgehen erscheint schon ziemlich grotesk.

Den gekündigten Mitarbeitern ist zu empfehlen, auf keinen Fall zur Tagesordnung überzugehen, sondern sich, nach eingehender Beratung, auf die Hinterbeine zu stellen und dagegen zu halten. Denn nur durch Menschen, die sich mutig und mit Zivilcourage engagieren, dabei vorübergehend sogar ihre Existenz aufs Spiel setzen, kann sich die Situation für viele andere verbessern.

Das Unternehmen stellt sich selbst als herausragender Arbeitgeber dar, der dafür ausgezeichnet wurde. Liest man die letzten Dutzend Einträge über Goodgame Studios im Internet-Bewertungsportal Kununu, könnte man auf den Gedanken kommen, daß Wunsch und Wirklichkeit hier weit auseinander liegen.

„Goodgame Empire“ – da scheinen einige die Spielewelt mit der Realität zu verwechseln verwechselt. Auf das Level 2 scheint der Arbeitgeber mit seinem Empirium immer noch nicht vorgedrungen zu sein. Dringender Neustart! Es gibt noch so viel zu entdecken.

http://blog.betriebsrat.de/betriebsr...er-krachts/

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6 Kommentare

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leider leider zu oft in dieser Branche ohne BR - erst wenns zu spät ist
  • 08.12.2015, 16:43 Uhr
  • 1
Leider ist das die Realität
  • 08.12.2015, 16:59 Uhr
  • 0
habs schon erlebt ( nicht persönlich) - Sozialplan ohne BR - alles über Anwälte und dann nur Verluste ohne Ende- aber wahrscheinlich muss es erst weh tun- bin selber Betriebsrätin
  • 08.12.2015, 19:14 Uhr
  • 1
Das ist genau meine Erfahrung die auch ich machen mußte während meiner Zeit als ich noch Arbeiter war. Nur als Beispiel, ich habe in einer Firma einen Betriebsrat gegründet (mit Hilfe der Gewerkschaft) als in der Firma das Betriebsklima auf 0 gesungen war, nach dem das geschehen wahr und das Betriebsklima sich verbessert würde ich durch die Geschäftsleitung aus dem Betrieb gemobbt und die Niederlassung wurde anschließend geschlossen zum Nachteil aller Mitarbeiter. Nur als Beispiel
  • 09.12.2015, 08:36 Uhr
  • 0
Die Idee mit dem Betriebsrat ist gut. Leider hat man sich politisch nicht genug Gedanken gemacht wie ein Betriebsrat allgemeinverbindlich durchgesetzt werden kann. Es gibt keine Behörde die das kontrolliert und kein Bußgeld für Firmen die keinen Betriebsrat zulassen wollen. Das Betr.Ver.G sollte endlich der Realität angepaßt werden.
  • 09.01.2017, 20:58 Uhr
  • 1
Ist leider nicht so einfach in einer sogenannten Sozialen Marktwirtschaft
  • 10.01.2017, 08:05 Uhr
  • 0
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