Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens in Brechts Dreigroschenoper:
»Der Mensch ist gar nicht gut, / drum hau ihn auf den Hut. / Hast du ihn auf den Hut gehaut, / dann wird er vielleicht gut.«
Seitdem im Jahre 2015 das Wort »Gutmensch« zum Unwort des Jahres gekürt worden ist, dürfte es wohl einleuchtend sein, dass es sich um eine Beleidigung handelt, wenn ein Mensch mit dieser Vokabel diffamiert wird. Ja, genau, es handelt sich um eine Diffamierung. Denn in der Begründung des gekürten Wortes, heißt es, andersdenkende Menschen werden mit diesem Unwort pauschal und ohne handfeste Argumente diffamiert und als naiv bloßgestellt. In der Pressemitteilung hieß es:
»Als „Gutmenschen“ wurden 2015 insbesondere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen.«
Von Leuten mit rechter politischer Gesinnung wird man gerne zum Linken degradiert, der seine Ideale im Gutmenschentum gefunden hat, unter Realitätsverlust leidet und mangelndes Reflexionsvermögen aufweist, auch seine überhöhten moralischen Ansprüche hinkt er hinterher oder verliert sich gänzlich in weltfremde Utopien.
Auch auf dieser Plattform wird man schnell zum »Gutmenschen« tituliert, wenn man sich auf die Seite von Flüchtlingen und Asylbewerbern stellt. »Wie naiv kann man nur sein. Da werden Terroristen ins Land geholt und der verteidigt das noch. Den könnte man auch blockieren.« So etwas oder so etwas ähnliches bekomme ich von einer gewissen Garde zu hören, von der ich ausgehe, dass sie sich am rechten politischen Rand verirrt hat. Aber natürlich nicht alle. Manche Menschen haben wirklich Angst, dass wir in 10 oder 20 Jahren hier unter der Fuchtel der Scharia leben. Allerdings wird diese Angst vom rechten Club geschürt und so manch einer lässt sich da unter Umständen mitreißen.
Natürlich bin ich nicht so naiv, um zu glauben, es kommen nur brave Menschen als Flüchtlinge hier an. Für die weitaus größte Anzahl der Flüchtlinge gehe ich aber davon aus, dass wir von ihnen nichts zu befürchten haben. Wahrscheinlich habe ich den Antinaivtest bestanden, wenn ich sage, wir brauchen keine Islamisten zu importieren. Darunter verstehe ich Leute, die den Islam radikal und menschenverachtend interpretieren. Solche Leute brauchen wir in unserer Gesellschaft nicht. Salafisten braucht unsere Gesellschaft auch nicht. Dass ist eine fundamentalistische Sekte im Islam, zu der sich auch der sog. IS bekennt. Die Menschheit braucht keine Idioten, die eine Bombe unter ihrer Weste tragen und sich einbilden, mit 72 Jungfrauen rumvögeln zu können.
Vielleicht habe ich jetzt doch den Idiotentest zur Antinaivitätskontrolle bestanden. Wenn nicht, dann kümmert es mich auch nicht. Allerdings bin ich nicht so naiv, und falle auf Falschmeldungen herein, die von rechtspopulistischen Seiten gepostet werden. Die Verschwörungstheorien, der Flüchtlingsstrom sei bewusst in Gang gesetzt geworden, damit unser Abendland muslimisch wird, oder das Flüchtlinge heimlich über Nacht mit Flugzeugen eingeflogen seien, ist nichts weiter als Humbug und nur als Motor rechter Hetze.
Flüchtlinge die aus Kriegsgebieten fliehen, sind geflohen, weil ihre Heimatstadt zerbombt wurde, weil sie um ihr Leben fürchten müssen. Der sog. Islamische Stadt hat in seiner Geschichte in der Überzahl Muslime getötet. Wir sind verpflichte, ihnen zu helfen, gerade auch deshalb, wenn wir uns als christliches Abendland definieren wollen. Und so kommen wir zum Begriff des guten Mensch. Bibelfeste könnten jetzt die Geschichte des Barmherzigen Samariters rezitieren. Christliche Nächstenliebe ist selbstlos und fragt nicht nach dem warum. Christliche Nächstenliebe blökt auch nicht, in anderen Ländern werden Christen verfolgt, deswegen hasse ich Muslime. Entweder man liebt selbstlos oder eben nicht. Anderen Menschen zu helfen ist natürlich auch eine Tugend bei Atheisten. Neurobiologen sagen, die Moral sitzt im Gehirn. Liebe geht auch ohne Religion. In der Not helfen Menschen immer zusammen. Daran sieht man es.
Es wird auch gerne behauptet, Muslime würden kein Zeichen gegen den Terrorismus setzen. Das ist schlichtweg falsch. Nach den Anschlägen in Paris, November 2015, gab es ein weltweites Bekenntnis von Muslimen gegen Terrorismus.
Zwei ausgewählte Twitterzitate:
Wenn alle Muslime Terroristen sind, sind dann alle Deutschen Pegida Anhänger? Unglaublich diese Verallgemeinerung.
I am Muslim
I am not a Terrorist
Qur'an Teach me to love everyone around me
(Ich bin Muslim. Ich bin kein Terrorist. Der Koran lehrt mich, jeden Menschen in meinem Umfeld zu lieben).
Wer pauschal gegen Flüchtlinge hetzt, tut der Welt keinen Gefallen. Mit Hetze auf den Fahnen geschrieben, können wir nicht friedlich leben. Hetze ist keine freie Meinungsäußerung, sondern eine Straftat.
Gegen den Hass.
Antoine Leiris verlor seine Frau bei den Anschlägen am 13. November und wandte sich in einem öffentlichen Brief an die Terroristen:
„Ihr bekommt meinen Hass nicht“
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