Die Türkei entfernt sich immer weiter von einem möglichen EU-Beitritt. Nach Überlegungen, die Todesstrafe wieder einführen zu wollen, folgt nun der nächste Skandal. Im Juli kippte das türkische Verfassungsgericht ein Gesetz, das Sex mit Kindern unter 15 Jahren verbietet. Das berichtet die österreiches "Krone"-Zeitung.
Als Begründung gab das Gericht an, dass Kinder zwischen zwölf und 15 Jahren die Bedeutung eines sexuellen Aktes durchaus verstehen und daher ihre Zustimmung geben würden.
Kinderrechtsorganisationen befürchten nun, dass sexueller Missbrauch von Minderjährigen in der Türkei künftig straffrei bleibe. Die Täter müssten nur behaupten, dass das Kind zum Sex eingewilligt habe.
Frauenvereine laufen Sturm
Den Antrag auf Gesetzesänderung hatte ein Bezirksgericht beim Verfassungsgericht eingereicht. Es wurde bemängelt, dass beim alten Kinderschutz-Gesetz ein 14-jähriges Opfer ebenso behandelt werde wie ein Kleinkind.
Die Koordinatorin der Istanbuler Frauenvereine, Nazan Moroglu, befürchtet schlimme Folgen der Gesetzesänderung. Den "Hurriyet Daily News" sagte sie:
Das wird Kinder gegen sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung wehrloser machen. Es wird noch mehr Mädchen geben, die ohne Ausbildung jung verheiratet werden.
Ähnlich äußerte sich Canan Güllü, die Leiterin des Verbands der türkischen Frauenvereinigungen.
Menschen werden in der Lage sein, Kinder zu entführen, zu vergewaltigen und jung zu heiraten.
Die Organisationen erwägen nun sogar den Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Das gelockerte Kinderschutz-Gesetz wird am Januar 2017 in Kraft treten.
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