Die Grünen sind zurzeit Meister darin, ihre Anhänger zu vergrätzen. In einer aktuellen Umfrage fallen sie auf den schlechtesten Wert seit fünf Jahren. Wie das Forschungsinstitut „Insa“ für „Bild“ ermittelte, liegt die Partei bei nur noch 8,5 Prozent. Das sind noch einmal 0,5 Prozent weniger als in der schwachen Vorwoche.
Auf CDU/CSU entfielen dem Bericht nach 33,5 Prozent, ein Plus von 1,5 Punkten zur Vorwoche. Die FDP gewinnt einen halben Punkt hinzu auf 7,5 Prozent. Verluste hinnehmen muss die AfD, die eineinhalb Punkte auf 13,5 Prozent verliert. Die SPD mit 21 Prozent und die Linke mit elf Prozent halten ihre Ergebnisse aus der Vorwoche.
„Ohne die Union kann aktuell keine Regierung gebildet werden. Die Grünen sind wieder so schwach wie bei der Bundestagswahl 2013“, sagte Insa-Chef Hermann Binkert der Zeitung.
Die Grünen waren – auch unter den eigenen Anhängern – stark in die Kritik geraten, als Parteichefin Simone Peter den Polizeieinsatz der Kölner Polizei kritisiert hatte. Sie hatte das Vorgehen in die Nähe von Rassismus gerückt, sich im Nachhinein aber dann dafür entschuldigt und den Einsatz gelobt.
Derweil ringt die Partei weiter um ihren Kurs in der inneren
Sicherheit. "Wenn die Leute glauben, wir Grüne hätten ein Problem mit
Sicherheit, dann liegt das nicht daran, dass sie uns nicht
verstehen", sagte Cem Özdemir zulettz dem stern. "Wir müssen uns auch fragen, ob
wir immer die richtigen Botschaften senden und ob diese auch
ankommen." Er kündigte an, dass seine Partei sinnvollen Maßnahmen
nicht blockieren werde. "Ich könnte es auch vor meinen Kindern nicht
verantworten, wenn eine Verbesserung der Sicherheitslage an uns
scheitern würde", so Özdemir.
Der Parteichef Özdemir und die Fraktionsvorsitzende Katrin
Göring-Eckardt sollen nach Meinung der Grünen-Anhänger die Partei als
Spitzenduo in den Wahlkampf führen. Nach einer Forsa-Umfrage im
Auftrag des stern halten 38 Prozent der Anhänger der Grünen Özdemir
für den am besten geeigneten Spitzenkandidaten. Unter allen Befragten
kommt der Parteichef auf einen Wert von 34 Prozent. Göring-Eckardt
trauen 20 Prozent der Grünen-Anhänger - und 12 Prozent aller
Befragten - diese Aufgabe zu. Als einzige weibliche Kandidatin ist
sie gesetzt.
Ihr Kollege im Fraktionsvorsitz, Anton Hofreiter, und Robert Habeck,
der Umweltminister und stellvertretender Ministerpräsident von
Schleswig-Holstein, landen der Umfrage zufolge abgeschlagen auf den
Plätzen drei und vier. Hofreiter, der als einziger Parteilinker
angetreten ist, halten nur 8 Prozent der Grünen-Anhänger und 7
Prozent aller Befragten für den besten Kandidaten. Von Außenseiter
Habeck sagen das nur 7 bzw. 3 Prozent.
Unter dem Motto "Basis ist Boss" stimmten die Grünen bis letzten
Freitag über ihr Spitzenduo ab. Wahlberechtigt sind jedoch
ausschließlich die knapp 60.000 Mitglieder der Partei. Das offizielle
Ergebnis soll am Mittwoch verkündet werden.
Auch danach will die Partei an ihrem Kurs festhalten und keine
Koalitionsaussage treffen. Jürgen Trittin, grüner Spitzenkandidat der
vorangegangenen Bundestagswahl, sagte dem stern, dass er ein Bündnis
mit den Unionsparteien CDU/CSU "derzeit nicht für eine realistische
Option" halte. CSU-Chef Horst Seehofer habe "mit dem Thema Obergrenze
bewusst die Tür für Schwarz-Grün zugeschlagen", so der Parteilinke.
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