Der Münchner Liedermacher Konstantin Wecker ist ein Mann der klaren Worte. Nun hat er die "Schandmahl"-Rede des AfD-Politikers Björn Höcke zum Anlass genommen, um an Deutschland in den späten 1920er-, frühen 1930er-Jahren zu erinnern. Das schreibt der Künstler auf seiner Facebook-Seite:
Liebe Freunde,
Björn Höcke ist ein Nazi. Und in Dresden bejubelten ihn Nazis.
Gut beschützt von einer Pegida-SA.
Nach dieser Rede kann sich kein AfD Wähler mehr hinter der „Nazikeule“ verstecken.
"Ich weise euch einen langen und entbehrungsreichen Weg. [...] Aber es ist der einzige Weg, der zu einem vollständigen Sieg führt und dieses Land braucht einen vollständigen Sieg der AfD.“
Noch verzichtet Höcke auf den „totalen“ Sieg.
Noch.
Klar, der 17.Januar ist ein Feiertag für ihn. Das Land , das von alten Nazis aufgebaut wurde, kann und will sich nicht entschließen eine faschistische Partei zu verbieten, „nur weil sie verfassungsfeindlich ist". Das Bundesverfassungsgericht hielt die NPD für zu schwach, als dass sie verboten werden müsse: "Es fehlt jedoch an konkreten Anhaltspunkten von Gewicht, die es zumindest möglich erscheinen lassen, dass dieses Handeln zum Erfolg führt."
Mit dieser Argumentation hätte das Gericht auch keinen Anlass gesehen, dem "Führer" in den Arm zu fallen - jedenfalls nicht vor der Machtergreifung.
Vor ein paar Tagen habe ich hier Erich Kästner zitiert:
„Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist… Die Lawine hält keiner mehr auf.“.
Nun möchte der Schneeball, dass sich seine Gefolgsleute „im Dienst am Vaterland verzehren!“ Denn:"Unser liebes Volk ist [...] erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar bedroht.“
Er ist wieder da, schreibt die Hamburger Morgenpost zu Recht. Der Titel zeigt Höcke in einer Gegenüberstellung mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels.
Höcke ist ein Nazi und die AfD eine Partei, in der sich Nazis tummeln können.
Deswegen ist die AfD so gefährlich.
Ich kann es nämlich schon lange nicht mehr hören, dieses „ich bin kein Nazi, aber….“
Und jetzt erst Recht nicht mehr.
Höckes Verleumdung der Opfer des Holocaust ist dumm, perfide und infam, auch weil er sich immer durch Zweideutigkeit ein Türchen offen lässt.
Hätte Höcke gesagt "Wir Deutschen sind das einzige Volk, das mitten in seiner Hauptstadt seiner Schande ein Mahnmal errichtet hat“ wäre das eindeutig gewesen. (Jakob Augstein)
Mit seinem Satz "Wir Deutschen sind das einzige Volk, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“ tritt Björn Höcke das Andenken an die sechs Millionen ermordeten Juden mit Füßen und relativiert das schwerste und in diesem Ausmaß einzigartige Menschheitsverbrechen der Geschichte.(Joseph Schuster,Zentralrat der Juden)
Roger Willemsen - den ich sehr vermisse - sagte der TAZ am 2. März 2006:
»Hitler hat einmal in einem merkwürdig klarsichtigen Satz, über den ich mich immer gewundert habe, gesagt: "Ich habe die Demokratie mit ihren eigenen Regeln zur Strecke gebracht".
Von dieser Einsicht aus lohnt es sich, in allen Staaten, ganz egal, wie human sie verfasst sind, auf die Stellen zu schauen, an denen sie sozusagen umkippen können.«
Bei der Reichstagswahl vom 20.Mai1928 hatte die NSDAP 2,6 Prozent.
Viele haben über Hitler gelacht.
Das Bürgertum fand ihn damals noch peinlich.
Parallelen sollen, müssen uns zu denken geben.
Wie sagte noch Kästner 1958 in Hamburg anlässlich des 25. Jahrestages der Bücherverbrennung:
„Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben“.
Bekämpfen wir sie!
Es ist höchste Zeit Nein zu sagen!
160 Kommentare