Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Dienstag ein Gesetz unterzeichnet, dass häusliche Gewalt zukünftig milder bestraft.
So werden Ersttäter und Taten, die keine schweren Verletzungen nach sich ziehen nur noch mit einer Geldstrafe geahndet. In Zahlen: Statt einer Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren gibt es für Ersttäter jetzt nur noch eine Geldbuße von umgerechnet bis zu 470 Euro. Trotz scharfer Protest von Menschenrechtsgruppen verabschiedete das Parlament das Gesetz mit großer Mehrheit.
Noch schlimmer: Wie "The Independent" berichtet, kommentierte die größte russische Zeitung das neue Skandal-Gesetz mit Häme. "Komsomolskaya Pravda"-Kolumnist Yaroslav Korobatov zitierte in seinem Kommentar ein altes russisches Sprichtwort:
Wenn er dich schlägt, liebt er dich.
"Stolz auf blaue Flecken"
Korobatov schreibt, Frauen sollten Stolz auf ihre blauen Flecken sein.
Biologen bestätigen, dass Frauen, die geschlagen werden, einen wertvollen Vorteil haben: Sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen Sohn zu gebären.
Laut "New York Times" erschien die Kolumne im Wissenschaftsteil der Zeitung, da sich Korobatovs Aussagen auf eine Studie des umstrittenen Evolutionspsychologen Satoshi Kanazawa beziehen.
Kanazawa veröffentlichte 2005 ("Gewalttätige Männer haben mehr Söhne") und 2008 ("Warum bleiben einige geschlagene Frauen?") zwei Artikel, in denen er schreibt, dass Frauen ein gewisses Maß an nicht-tödlicher Gewalt ertragen müssten. Mittlerweile sollen die schlimmsten Passagen dieser Artikel online entfernt worden sein.
Alle 40 Minuten stirbt eine Frau
Wie weit häusliche Gewalt in Russland verbreitet ist, zeigt laut "Bild" ein UN-Bericht von 2010. Demzufolge sterben jährlich 14.000 Frauen an den Folgen - das entspricht ein Todesfall alle 40 Minuten. Selbst die russische Regierung gab 2013 zu, dass rund 40 Prozent aller Körperverletzungen innerhalb der eigenen vier Wände geschehen. 80 Prozent aller Gewalttaten gegen Frauen werden in Russland vom Partner begangen.
Amnesty International zeichnet ein noch dramatischeres Bild. Die Menschenrechtsorganisation behauptet, dass täglich 36.000 Frauen in Russland von ihren Männern geschlagen und 26.000 Kinder täglich von ihren Eltern misshandelt werden. Die Dunkelziffer soll noch höher sein.
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