Das war zu viel für Wolfgang Bosbach (CDU). Mit einem Eklat hat der Innenexperte der Union seinen Auftritt als Talkgast bei Sandra Maischberger beendet. Weil ihm die Runde zu Polizei-feindlich debattierte, ohne von der Moderatorin eingebremst zu werden, verließ er empört das Studio.
Vor allem eine Frau hatte Bosbach auf die Palme gebracht: die Ex-Grüne Jutta Ditfurth, heute Ökologische Linke. Sie war einst bekannt geworden, weil sie sich selbst dem politischen und rhetorischen Schwergewicht Franz-Josef Strauß unerschrocken entgegenstellte.
Als "unerträglich" bezeichnete Bosbach ihr Auftreten, bevor er ging. In der Talkrunde hatte sie das Vorgehen der Polizei in Hamburg polemisch kritisiert und einem Polizisten in der Runde Lügen vorgeworfen.
Im Nachhinein sieht sich Bosbach in seinem Verhalten bestätigt: Zu FOCUS Online sagte er:
Es wäre vielleicht besser gewesen, noch früher zu gehen. Die permanente Mischung aus Dazwischenquatschen und Grimassenschneiden von Frau Ditfurth war eine echte Zumutung.
Als Bosbach sich in der Sendung über Ditfurth beklagt hatte und drohte, die Debatte zu verlassen, wurde Ditfurth persönlich: „Sie sind eine kleine Mimose! Wie kann ein erwachsener Mensch so mimosenhaft sein!“
Maischberger fordert nach dem Abgang Bosbachs die linke Debattantin auf, das Studio ebenso zu verlassen, um wieder eine ausgewogene Runde herzustellen. Doch die Linken-Frau weigert sich: „Warum soll ich gehen? Ich habe mit Herrn Bosbach nichts zu tun!“ Also blieb sie einfach sitzen.
Bosbach dazu zu FOCUS Online:
Mit ihrem Sitzenbleiben trotz Aufforderung zum Verlassen der Sendung hat Frau Ditfurth ihre Haltung ganz deutlich gemacht: ‚Ich mache, was ich will, ohne Rücksicht auf andere.‘
Im Nachhinein entschuldigte sich Maischberger bei Ditfurth, sie aus der Sendung werfen haben zu wollen.
Ich möchte mich ausdrücklich bei Frau Ditfurth für den Versuch entschuldigen, sie aus der Sendung komplimentieren zu wollen. Das war eine unüberlegte Kurzschlussreaktionen, getrieben von dem Wunsch, in der Sendung den Ausgleich der Seiten wiederherzustellen. Es war ein Fehler den ich bedauere.
Ditfurth hatte Bosbach im Verlauf des Streits vorgeworfen, dass sein Kopf "voller Ideologien" sei. Sie kritisierte vehement den Polizeieinsatz in Hamburg und verteidigte die Gewaltbereitschaft der Linksradikalen als legitimes politisches Mittel. Demonstranten seien durch die Polizei „Grundrechte weggenommen wurden, weil Leute schwarz gekleidet waren“.
Hat Wolfgang Bosbach richtig gehandelt, als er einfach ging?
Ja
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86 % |
Nein
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14 % |
Nach der Sendung legte sie nach und twitterte einen Artikel zu einem angeblichen polizeilichen Übergriff während des G20-Gipfels
Sandra Maischberger bedauerte im Nachhinein den geplatzten Talk: „Ich bedaure sehr, dass Wolfgang Bosbach unsere Runde vorzeitig verlassen hat. Mein Versuch, ihn zum Bleiben zu bewegen, schlug leider fehl. Das ist immer eine Niederlage in einer Sendung, deren Aufgabe es ist, Menschen ins Gespräch zu bringen – gerade, wenn sie noch so unterschiedliche Meinungen haben. Wir wollen gesellschaftliche und politische Kontroversen im Fernsehen so führen, wie sie im Leben stattfinden: ungeschnitten und ungeschönt. Das tut manchmal weh. Auch mir, wenn es nicht gelingt, meine Gäste im Dialog zu halten."
Bereits im Verlauf der Woche hatte Bosbach klar Stellung bezogen. Er rechnete direkt nach dem G20-Gipfel mit alle Besserwissern ab, die nun den Einsatz der Polizei kritisieren. Für die einen habe die Polizei zu hart durchgegriffen und sich in Polizeigewalt ergangen. Die anderen bemängelten, dass die Einsatzkräfte nicht gleichzeitig an allen Brennpunkten gewesen seien.
Wir sollten der Polizei nicht in den Rücken fallen, wir sollen ihr den Rücken stärken.
Schuld sind die Chaoten, die Kriminellen, nicht die Mehrzahl der friedlichen Demonstranten
Wer einen Rewe-Markt plündert, hat kein politisches Anliegen, er ist ein krimineller Idiot.
Zum Ende seiner Ausführungen führt Bosbach aus, dass seiner Meinung nach linke Gewalt in Deutschland eher geduldet werde als rechte, was die Auswüchse im Hamburger Schanzenviertel und anderswo erkläre.
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