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Der Duft des Mittelmeers

Der Duft des Mittelmeers

Heiner Sieger
14.06.2016, 23:38 Uhr
Beitrag von Heiner Sieger
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In gleichmäßigen Schüben klatschen die Wellen auf die Steindunen des kleinen Hafens Es Portixol, wie betrunken schaukeln die Fischerboote und Segelyachten in der untergehenden Sonne an ihren Tauen. Es riecht nach frittierten Calamares, nach Knoblauch und Meer. Kinderlachen, vereinzelte Möwenschreie und das Gemurmel der zahlreichen Flanierer erfüllen die Luft. Abendstimmung im Viertel El Molinar, dem ehemaligen Mühlenviertel am östlichen Stadtrand von Palma de Mallorca.

Heute ist die Gegend rund um den kleinen Hafen einer der angesagtesten Flecken Palmas. Hierher kommen die Einheimischen, aber auch immer mehr Wahl-Mallorquiner aus Deutschland, Skandinavien, den Niederlanden und Großbritannien sowie Touristen, die unmittelbar den Duft des Mittelmeers erleben wollen. Man spaziert gemütlich über die Carrer del Viscari Joaquim Fuster, die als Flaniermeile über mehrere Kilometer unmittelbar am Meer entlang führt.

Man setzt sich in eines der zahlreichen einladenden Cafés, bestellt Sangria, Tapas oder einen Carajillo - einen einheimischen Espresso mit spanischem Brandy. Das „Barrio“, das seinen Namen 28 Windmühlen verdankt, von denen heute nur noch drei existieren, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein lebhaftes Wohn- und Industriegebiet, wurde dann ein Fischerviertel und verarmte mit dem Niedergang der Fischerei zusehends.

Doch das sollte sich ändern. Denn 1999 kaufte das schwedische Ehepaar Johanna und Mikael Landström dort das heruntergekommene, 1956 gebaute Hotel Es Portixol. Auf einer Halbinsel direkt am Hafen gelegen, überragt es das gesamte Viertel mit seinen kleinen Fischerhäusern wie eine alte Festung. Der vorherige Betreiber war der ehemalige Leibkoch des spanischen Diktators Franco. Neben dem Hostal unterhielt er auch ein auf Meeresfrüchte spezialisiertes Restaurant. Wer hier übernachtete, war reisender Handelsvertreter mit kleinem Budget oder ein Lastwagenfahrer, der die Fähre aufs Festland verpasst hatte.

„Die ersten Gäste mussten wir noch vor dem nahen Strand warnen", erinnert sich die langjährige Hoteldirektorin Christina Østrem. „Und wir mussten sie darauf hinweisen, dass nachts Drogenabhängige in den Straßen ihren Rausch ausschliefen." Den Wandel des Viertels zu einer hippen Szene hat die Dänin aus nächster Nähe miterlebt, schließlich hat sie jahrelang selber dort gewohnt.

Heute ist das Boutique-Hotel mit seinen 25 Zimmern die Seele des Viertels. Nach Außen hin schlicht, verbirgt sich im Innern eine heimelige, nautim anmutende Mischung aus mallorquinischen und schwedischen Elementen: Das dunkle lackierte Holz der ovalen und bullaugenförmigen Fensterrahmen und der schweren Möbel, vornehmes Weiß der Wände und Tischdecken sowie maritimes Blau, das vom Pool, dem Himmel und vom Meer durch die großen Fenster ins Haus strahlt, verströmen ein einzigartiges, persönliches Flair, Mittelmeer-Feeling pur. Egal ob man vom Zimmer aus, von der Sonnenterrasse oder vom Schattendeck aus den Blick auf Pool, Meer und Hafen genießt, es fühlt sich immer ein wenig an wie auf dem Bug eines Kreuzfahrtschiffes. 365 Tage im Jahr haben das Hotel und das für jedermann zugängliche hervorragende Restaurant geöffnet.

„Ich war mir damals sicher, es würde nur eine Frage der Zeit sein, dass sich das Viertel so gut entwickeln würde. Hier ist der einzige Platz, wo die Stadt einen direkten Kontakt mit der Küste hat und nicht von einer Straße unterbrochen ist“, erzählt Hotelbesitzer Mikael Landström. Im nachhinein lässt sich das leicht sagen. Aber tatsächlich war der Umbau des Hotels zu einem schicken mediterranen Hotspot die Initialzündung für das Aufblühen des gesamten Viertels, in dem allerdings die Immobilienpreise inzwischen recht üppige Blüten treiben.

Mindestens einmal im Jahr, sollte man sich ein paar Tage Urlaub im Hotel Portixol gönnen, findet Mikael Landström. Warum? „Es ist eine perfekte Kombination: Einfach und schnell herzufliegen, ein sehr kurzer Transfer, ruhig, perfekt für Sport und ein paar Stunden am Pool und zum schwimmen. In die Stadt dauert es zehn Minuten mit dem Bus oder dem Fahrrad. Ein Platz, der nicht besser sein könnte, in einem der schönsten Viertel in ganz Europa.“

Die Umgangssprachen im Portixol sind Spanisch und Englisch. Im Restaurant mischten sich Hotel-Gäste, mehrheitlich Engländer, Deutsche und Skandinavier, mit Straßenpublikum, darunter vor allem Mittags viele Geschäftsleute. Wer nicht draußen auf der Terrasse sitzt, hat auch im Inneren des Lokals einen Wasserblick. Fast auf gleicher Höhe mit den Tischen befindet sich die Wasserkante des davor liegenden Hotelpools, der, eines der wenigen Gebote, für Hotelgäste reserviert ist. Im Sommer sind alle Fenster zum Pool geöffnet und von draußen strömt der Duft des Mittelmeers mit einer lauen Brise ins Haus.

Szenewechsel: Ein ganz anderes, dörfliches Mallorca liegt rund 30 Kilometer nördlich von Palma, jenseits des Tramuntana-Gebirges (seit 2011 "Kulturlandschaft" als Weltkulturerbe durch die UNESCO), einer wunderbaren Wanderregion. Zur Einstimmung fahren wir mit dem Ferrocarril, einem historischen Zug, in das pittoresque Städtchen Sóller. Die gemütlich dahinzuckelnde Eisenbahnlinie mit ihren Waggons aus Vorkriegszeiten lässt nostalgische Gefühle aufkommen. Hinter Palma geht es zuerst durch Felder und Wiesen, vorbei an kleinen Dörfern und opulenten Fincas.

Auf der Strecke quer durch das Tramuntana-Gebirge passieren wir 13 Tunnel und ein Viadukt, genießen herrliche Ausblicke und den Kiefernduft und freuen uns schon auf das „Tal der Orangen“. Es liegt zu Füssen der höchsten Erhebungen Mallorcas, des Puig Major, LÓfre, Serra de Alfabia und Teix. Wanderer, Bergsteiger und Radfahrer finden dort ein wahres Eldorado. Die Mallorquíner nennen es „Vall des Taronjers“, wegen seiner leuchtenden Zitrusbäume ein ganz spezieller Ort.

Verschiedene Orangen-Sorten reifen hier fast das ganze Jahr, von der dicken Navel bis zur Canoneta, der besten Saftorange. Gut geschützt durch die umgebenden Berge und versorgt von deren Wasserreservoirs reift das Obst ungestört zu höchster Qualität und bleibt bis spät in den Herbst hinein an den Bäumen.

Ursprünglich war Sóller vom Rest der Insel abgeschnitten und die Orangen wurden vom kleinen Hafen Port de Sóller über das Meer nach Südfrankreich geschafft. Mit Inbetriebnahme der Zuglinie Tren de Sóller – dem Orangenexpress – waren die köstlichen Vitaminspender auch der restlichen Inselbevölkerung zugänglich.

Dorthin zum Hafen führt uns auch unser Weg weiter. Wir nehmen dazu die kleine Straßenbahn im San Francisco-Stil, die zwischen der Stadt und dem Hafen hin und her pendelt. Sie passiert auf dem Weg Richtung Meer Gärten voller Zitrusfrüchte, die man fast im Vorbeifahren pflücken kann und wurde ursprünglich zum Transport von Orangen benutzt. Der kleine, in einer geschützten Bucht gelegene Hafen in Port de Sóller ist noch in Betrieb. Aber eigentlich lebt der recht ursprünglich gebliebene, malerische Ort mit zahlreichen Einrichtungen, Hotels, Restaurants, Bars, Läden und Yachtvermietung vom Tourismus.

Genau hier, fünfzehn Schritte vom Strand entfernt, haben die Landströms 2004 ihr zweites Hotel gekauft, das damals heruntergewirtschaftete „Esplendido“. 1954 hatte Franzosen das schönste und größte Hotel des Ortes im Riviera-Stil Franzosen erbaut. Aber in den 70er Jahren verlor es zusehends an Glanz, die Besitzer investierten und renovierten nicht. Als die Landströms es entdeckten, war es bereits zu einer Absteige für Charter-Touristen verkommen. Keine Frage, dass sie hier, in dieser sensationellen Lage direkt am Strand, ihre Dornröschen-Erweckung wiederholten. Ein Jahr später eröffneten sie das Hotel teilrenoviert, bis 2006 stellten sie es komplett fertig. Heute ist das Esplendido ein modernes Vintage-Strandhotel mit einem gelungenen Mix aus mediterranem, modernem Design.

Schon beim Betreten des Hauses nimmt einen dessen Charme gefangen: Wenn sich die Schiebetür zur großen, lang gezogenen Lounge hin öffnet, schwappt dem eintretenden Besucher eine würzig frische Meeresbrise entgegen – ein kräftiger Duft nach Tang, Sand und klarem Wasser. Concierge Enrique schaut überrascht auf die Frage hin, mit welchem Duft-Elexier man diesen betörenden Meeresgeruch in die Hotelhalle zaubere. „Das kommt aus keiner Flasche”, entgegnet er mit einem Lächeln, „das ist das Meer, das Sie da riechen!” In der Tat: Das Hotel Espléndido ist Meer pur. Von 53 der 79 Zimmer sowie von den verschiedenen Sonnenterrassen und Schattendecks an den Pools in den blühenden Gärten des Hauses und sogar aus der Sauna im stylischen Wellness- und Fitnessbereich geht der Blick immer auf die zauberhafte Bucht von Port de Sóller, hinter der Abend für Abend die Sonne höchst romantisch im Meer versinkt.

Ein klassisches Strandhotel, aber mit einem überraschenden Schuss Cote d’Azur-Ambiente. Insgesamt ein geschmackvoller, heimeliger Mix aus mediterranem Stil, schwedischem Gusto und trendiger Lässigkeit des Retro-Looks der 50er und 70er Jahre – mit der gleichen Handschrift wie im Portixol. Dabei ist das Espléndido doch bunter, flippiger und allein durch die größeren Dimensionen luftiger als das kleine Hafenhotel in Palma.

In der Lobby harmonieren knallig orangefarbene Standleuchten und Plüsch-Sofas in Türkis, Lila und Petrol mit schlichten braunen Sesseln, weißen Säulen und den massiven Rundbogenfenstern. Im Hintergrund verbreitet eine bunte Glasfläche in Gelb, Lila und Grün – ein Original aus den 50ern, – warmes Licht. Auch viele andere kleine Details haben die Lindströms mit viel Gespür und Geschmack erhalten: der hölzerne Drachenkopf am Handlauf des alten Treppenhauses oder die schmiedeeisernen Unterwasserlandschaften als Raumteiler. „Das Esplendido ist eher für einen längeren Urlaubsaufenthalt gedacht und seit der Tunnel durch das Tramuntana-Gebirge fertig ist, braucht man von Palma nur 20 Minuten zu uns“, so Mikael Landström.

Ein wenig erinnert der Stil an die alten Strandbäder jener Zeit, in der die Frauen noch Badehauben mit Plastikblümchen und Schwimmanzüge anstatt knapper Bikinis trugen. Gleichzeitig ist er kombiniert mit zeitgemäßem Komfort: Der auf der obersten Gartenterrasse gelegene Überlaufpool, in dem man den optischen Eindruck hat, im Meer zu schwimmen, ist ein Thermal-Becken mit einladenden 24 Grad und entspannenden Wasserfall- und Massagedüsen. Entspannt ist auch die Philosophie der Inhaber: Sie verstehen ihr Hotel als einen Ort, an dem sich jeder so wohlfühlen sollte wie im eigenen Wohnzimmer.

Nicht nur Hotelgäste wohlgemerkt: Jeder Strand-Flanierer, der Lust auf stylishes Ambiente hat, ist eingeladen, hier seinen Capuccino zu trinken oder einfach in der Lounge im Netz zu surfen. Oder ein paar kleine, feine mediterran-asiatisch-südamerikanische Fusion-Häppchen im flippigen Restaurant mit Open-Kitchen zu genießen, dessen Konzept Lindström so erklärt: „Wir wollten ein wenig Bistro-Gefühl schaffen. Deshalb kann man die Köche bei der Arbeit sehen. Ich mag selber gerne offene Küchen, und das passt hier optimal an diesem Platz. Für mich ist das die Küche mit der schönsten Aussicht der Welt!“

Während im Sommer das Strandleben den Tag im Hotel bestimmt, ist hier aber auch die Nebensaison einen Besuch wert. Erstens lädt das Wasser bis spät in den November noch mit mehr als 20 Grad zum Schwimmen ein. Und wenn das Wetter zweitens mal nicht für einen Strandbesuch oder zum Wandern geeignet ist, kann man sich in der Bibliothek ein Buch aus dem Regal ziehen und sich damit in einen Sessel verkriechen oder man sucht sich im Lesezimmer eine der mehrere hundert LPs hervor und legt sich eine nostalgische Scheibe auf. Wir haben an solch einem Tag zusätzlich von der Sauna aus dem Spiel der Wellen zugeschaut, die sich auch in der Bucht mehrere Meter hoch türmen können und genau deshalb die hart gesottenen Surfer ins Wasser lockten. Auch das ist ein Stück Lebensgefühl á la Mallorca.

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17 Kommentare

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Gracias, Espan*a en mi El Corazon ...
  • 16.06.2016, 15:24 Uhr
  • 0
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Wie kann man heute noch von einem Mittelmeer schreiben..ist doch jetzt ein Totenmeer.....über 10.000 Flüchtlingen ertranken darin bereits!
  • 16.06.2016, 13:21 Uhr
  • 0
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  • 16.06.2016, 12:16 Uhr
  • 0
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günstig ein auto mieten, dann die ganze insel umrunden, das macht spass...
  • 16.06.2016, 10:48 Uhr
  • 3
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Das macht Lust. Könnte gleich los
  • 16.06.2016, 10:39 Uhr
  • 1
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da würde ich gern mal wandern
  • 16.06.2016, 10:30 Uhr
  • 1
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Wunderbarer Bericht, dankeschön
Macht Lust auf Mallorca
  • 16.06.2016, 10:25 Uhr
  • 1
Och, Du "Ärmster". Hast Du Angst vor Besuch
  • 16.06.2016, 11:38 Uhr
  • 0
hihi, isch bin garnisch in Deutscheland
  • 16.06.2016, 13:03 Uhr
  • 0
Was hat jetzt Deutschland und die Flüchtlinge mit Malorca zu tun?
  • 16.06.2016, 14:43 Uhr
  • 0
Doris, nichts.
Der "nette Mensch" hat so seine eigenen Ansichten zu dem Thema und alle, die mehr die humanitäre Meinung vertreten und womöglich sogar noch aktiv in diesen Themen mithelfen sind für ihn Gutmenschen. Ach ja, er ist offensichtlich nicht so ganz arm und lebt auf Mallorca
  • 16.06.2016, 16:57 Uhr
  • 1
Ist schon erstaunlich wofür die Flüchtlinge alles herhalten
müssen
  • 16.06.2016, 18:29 Uhr
  • 0
nun hat er seine Kommentare gelöscht, will wohl unter seinesgleichen bleiben
  • 16.06.2016, 18:40 Uhr
  • 0
viel Spaß wünsche ich Dir und grüß mir mal Llucmajor, Andratx, Cap Formentor und all die anderen wunderschönen Orte auf "Deiner" Insel
  • 16.06.2016, 18:48 Uhr
  • 0
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ein beliebtes Ausflugsziel auf Mallorca sind die Drachenhöhlen von Portocristo... Die fehlen hier noch in der Aufzählung.
  • 16.06.2016, 10:23 Uhr
  • 2
  • 16.06.2016, 10:46 Uhr
  • 0
Die sind sehr schön, habe ich auch besucht.
  • 16.06.2016, 17:22 Uhr
  • 1
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