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Kein Schnee, dafür Streit - und Schneerosen auf den Pisten: Ein verrückter b ...

Kein Schnee, dafür Streit - und Schneerosen auf den Pisten: Ein verrückter bayerischer Schiwinter

Otto Huber
14.01.2014, 15:02 Uhr
Beitrag von Otto Huber

Seit November hat es im Chiemgau und im Berchtesgadener Land nicht mehr richtig geschneit. Lediglich die hohen Gipfel sind leicht angestaubt. Latschenflecken und Bergwälder umwickeln wie schwarze Kutten die Steilhänge. In den Mulden und Karen ragen dunkle Felsen aus der dünnen Schneedecke wie die Maulwurfshaufen auf einer Bauernwiese. Das ganze sieht aus wie nach einem kurzen Wettersturz im hochsommerlichen August.

Nur dort wo nächtens die Schneekanonen brummen entstehen schmale bräunliche Schneebänder, die sich zwischen grauem Kies und braunen Wiesen zu Tal schlängeln, was Fremdenverkehrsmanager nicht davon abhält von hervorragenden Verhältnissen und „Abfahrt bis ins Tal möglich“ zu schwärmen.

Es gibt Streit: „Tourengeher“ versus Schiliftbetreiber.

Um diese schmalen Schneestreifen wird nun auch noch heftig gerungen. Alle Jahre wieder entzündet sich der Streit zwischen den sog. „Tourengehern“ und den Schiliftbetreibern. Mit Steigfellen über Abfahrtspisten aufzusteigen ist Mode geworden. Es bietet ja auch nicht zu unterschätzende Annehmlichkeiten: keine Lawinengefahr, kostenloses Schivergnügen bei besten Schneeverhältnissen und ein gemütliches Wirtshaus an der Bergstation. Dass dies alles mit „Tourengehen oder Schibergsteigen“ so wenig zu tun hat wie das Klettern in der geheizten Schulsporthalle mit der Begehung der Watzmannostwand sei nur am Rande erwähnt.

Aus nachvollziehbaren Gründen sind die Betreiber von Schiliften und Seilbahnen über diese Modeerscheinung wenig erbaut. Sie investieren Unsummen in Schneekanonen und Pistenraupen, präparieren jeden Tag nach 16.00 Uhr ihre Abfahrten um am nächsten Morgen feststellen zu müssen, dass wieder ein Rudel „Tourengeher“ ihre vom Nachtfrost hart gefrorenen Wedelspuren in der frisch gewalzten Piste hinterlassen haben.

Der Deutsche Alpenverein reagiert eher hilflos mit Regeln und Hinweisschildern.

Der gewohnt konfliktscheue Deutsche Alpenverein appeliert mit einem Regelwerk an die Vernunft der „Tourengeher“ und stellt Schilder auf um sie von der Piste wegzulocken. Das ist natürlich graue Theorie wenn es neben der Piste gar keinen Schnee gibt.

Sogar das Oberste Bayerische Verwaltungsgericht München musste sich schon mit der Angelegenheit befassen. Es ging um den Streit „Tourengeher versus Zugspitzbahn“ in Garmisch. Die Sache steckt vorerst in der Revision. Die Auseinandersetzungen in anderen bayerischen Schigebieten „harren zur Zeit der gerichtlichen Klärung“. So steht es zumindest im Vereinsorgan des Alpenvereins.

Vernünftiger wäre es wenn sich Tourengeher so verhalten würden wie es jahrzehntelang üblich war. Man wartet halt so lang bis es in den Bergen ordentlich geschneit hat und zieht dann seine Spur durch den frisch gefallenen Schnee zum Gipfel. Als Lohn winkt ein Abfahrtsvergnügen im unberührten Pulverschnee welches eine Kunstschneepiste ohnehin nicht bieten kann.

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