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Schneeschimmel - nicht nur im Winter

Schneeschimmel - nicht nur im Winter

Gerd Spiegel
09.02.2013, 07:52 Uhr
Beitrag von Gerd Spiegel

„Mit meinem Rasen stimmt was nicht. Überall entdecke ich weiße Stellen. Kannst du dir das mal ansehen?“ Natürlich konnte ich das, und zwar sofort, denn Wolfgang, der mich anrief, wohnt nur einige Häuser weiter. Das Dilemma fiel mir sofort auf. Zwischen Grashalmen breitete sich auf jeweils zwei Handbreit Durchmesser ein gefährlich aussehendes weißliches Geflecht aus, beinahe so, wie man es zwischen Ästen findet, die intensiv von Spinnmilben befallen sind. Am Rasen tobten sich aber keine tierischen Schädlinge aus: „Da hat sich der Schneeschimmel eingenistet“, registrierte ich. Wolfgang blickte mich entgeistert an, wackelte mit dem Kopf und brummte los: „Bist du noch zu retten? Hast du in letzter Zeit mal in den Kalender gesehen?“

Er hatte nicht unrecht, denn unser Gespräch fand Mitte November statt, nach einer längeren feuchten und kühlen Periode. Schnee war bis dahin noch nicht gefallen. „Lieber Freund, `Schneeschimmmel` im Rasen entsteht nicht nur im Winter, sondern während des ganzen Jahres, sofern die Pilzsporen günstige Bedingungen vorfinden, nämlich hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 0 und 20 Grad C“, konnte ich ihn aufklären.

„Sind denn die Botaniker nicht in der Lage, Pflanzenkrankheiten zutreffende Namen zu geben?“, ereiferte sich Wolfgang. „Mal langsam, am häufigsten erkrankt der Rasen wirklich unter einer Schneedecke, wenn es dort dunkel, feucht und nicht zu kalt ist; insofern stimmt der Name schon. Den Pilzen in deinem Rasen hat das Klima eben jetzt schon ganz gut gefallen!“

Nach der Diagnose besprachen wir die Therapie. Schadpilze können sich bei „stehender Luft“ immer am besten ausbreiten. Deshalb sollte man zwischen den Gartenpflanzen immer für eine gute Durchlüftung sorgen. Auch Wolfgangs Rasengräser standen recht hoch dicht an dicht. Da war wohl der letzte Herbstschnitt ausgefallen.

Für die Mülltonne

„Jetzt musst du zuerst die schimmeligen Stellen auskämmen und die Gräser mit dem Pilzgeflecht über die Mülltonnen entfernen. Die Harke und alles andere dafür benutzte Werkzeug hinterher mit Spülmittel gut abwaschen, damit nicht noch andere Flächen befallen werden, wenn du dort das Werkzeug benutzt“, riet ich ihm. Außerdem regte ich an, bei trockener Wetterlage den Rasen doch noch um einige Zentimeter zu stutzen.
Für eine Düngung war jetzt zu spät im Jahr. Aber am Ende der nächsten Saison, so riet ich weiter, sollten die Gräser durch Kaliumdünger widerstandsfähiger gemacht werden.

Eine sichere Vorbeugung gegen den Schneeschimmel besteht aber darin, ganzjährig für ein rasches Abtrocknen der Rasenfläche zu sorgen. Dazu im Frühjahr, spätestens im Frühsommer, das gesamte Stück vertikutieren. Darunter versteht man einen „vertikalen“ Schnitt, mit dem der auf dem Boden liegende Filz aus allerlei Pflanzenabfällen ausgekämmt wird. Das kann mit einer Harke, einem speziellen Vertikutierrechen mit scharfen Zinken oder mit einem Motorgerät (z.B. leihweise aus dem Gartencenter) geschehen.

Eine Schicht feinen Sandes, zwischen die gereinigte Grasnarbe gestreut, sorgt für noch rascheres Abtrocknen der Oberfläche. Wo das Regenwasser besonders schlecht abzieht, kann man zusätzlich aerifizieren. Dabei stanzt man mit einer speziellen Gabel, die statt Zinken Röhren trägt, etwa zehn Zentimeter tiefe Löcher in den Boden und verfüllt sie mit Sand. Rasenschnitt und zugewehtes Laub sind stets bald abzuharken.

Durch diese pflegenden und vorbeugenden Arbeiten gibt man dem Pilzgeflecht kaum noch die Chance sich zu entwickeln und kräftigt zugleich den gesamten Grasteppich.

Foto: Schneeschimmel zeigt sich zuerst in kleinen Kreisflächen, breitet sich aber weiter aus, wenn nichts dagegen unternommen wird.

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