Soldat mit gutem Gewissen – ist das möglich?
Vor einigen Jahren wurde bei uns die Wehrpflicht abgeschafft. Die Bundeswehr wurde zahlenmäßig geschrumpft, waffentechnisch aber seitdem erheblich aufgerüstet und modernisiert. Als Mitglied der NATO ist die BRD in ein Netz internationaler Verträge, Verpflichtungen, Bündnisse aller Art eingebunden, das dazu geführt hat, dass deutsche Soldaten seit einiger Zeit auch in Kampfeinsätze verwickelt worden sind. Es gab bereits wieder Gefallene und Verletzte. Sind wir da, ohne es wirklich zu wollen, in einen Krieg hineingeraten? Die Fakten sprechen jedenfalls dafür.
Mein Thema hier ist allerdings ein anderes: Was bedeutet es, in unserer Zeit Soldat zu sein? Seit die Wehrpflicht abgeschafft ist, kann ich mich für den Soldaten – BERUF entscheiden und mich dafür ausbilden lassen. Berufe haben eine Berufsbild, ein Berufsziel. Welche Fähigkeiten erwerbe ich bei der Ausbildung, und was sind die Ausbildungsvoraussetzungen? Was wird mir bei der Ausübung des Berufes abverlangt?
Um die letzte Frage zu beantworten, muss ich definieren, wozu der Beruf dient. Persönliche Erfahrung habe ich nicht, aber unschwer kann man die Definition eerraten: Soldaten verteidigen ihr Land gegen mögliche Angriffe von außen..Aber gilt das noch? Was machen deutsche Soldaten in Afghanistan? - Die Antwort unseres zuständigen Ministers: Sie verteidigen die Freiheit in der Welt, oder sorgen wenigstens dafür, dass sie erhalten bleibt. - Kann diese Antwort zufriedenstellen? Wessen Freiheit? Sind die bekämpften Gegner alle Gegner des Freiheitsgedankens? Haben sie vielleicht eine andere Vorstellung von Freiheit? - Eine andere Antwort lautet: Es ist der Kampf gegen das Böse, gegen Barbarentum, gegen unmenschliche Verbrechen. - Wenn das das einzige und wirklich ernst zu nehmende Ziel eines militärischen Einsatzes ist, kann man das gutheißen, denn es ist ein ehrenwerter Einsatz, der die Welt zu einer besseren zu machen verspricht.
Soldaten müssen bereit sein, zu kämpfen, zu töten, zu zerstören, den Gegner auszuschalten, niederzumachen, zu unterwerfen – dazu werden sie ausgebildet. Alle diese typischen Tätigkeitsmerkmale, die den Beruf des Soldaten ausmachen, sind im Grunde moralisch und ethisch verwerflich, weil menschenverachtend, brutalisierend, jegliches Mitleidsgefühl im Keime erstickend.. Dennoch werden sie weltweit als notwendig erachtet. Aber sind sie deshalb zu rechtfertigen?
Ich möchte diese Frage hier mal zur Diskussion stellen, auch im Bewusstsein dessen, dass es keine zufriedenstellende Antwort darauf geben kann.
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