Mehr als die Hälfte der Deutschen fürchtet sich vor einer finanziell prekären Zukunft im Ruhestand. Altersarmut und Angst vor Rente - diese Themen bewegen längst auch das Netz. Inzwischen formiert sich hier zunehmend Protest. Jüngstes Beispiel: "Fridays gegen Altersarmut".
Bisher sind es einige wenige, mal fünf, mal zehn, die mit ihren Plakaten in der Fußgängerzone stehen. Ob in Bremen, Dresden, Rheine, Mainz, oder anderen Städten.
„Immer mehr Rentner müssen sich im Alter etwas dazuverdienen“, haben sie auf die Papierschilder geschrieben. Oder: „Pfandflaschen sind kein Rentenkonzept“ - „Das neue Rentensystem: Arbeiten bis 70 und dann zur Tafel…“
25.000 Mitglieder
Mag die Gruppe draußen in den deutschen Fußgängerzonen noch überschaubar sein, so gewinnt sie im Internet gerade mächtig an Fahrt: „Fridays gegen Altersarmut“ heißt die Facebook-Gruppe, der binnen kürzester Zeit 25.000 Menschen beigetreten sind.
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Und auch auf anderen Kanälen in den Sozialen Medien rumort es, die Zukunftsthemen Altersarmut und Angst um die Rente bewegen zunehmend auch das Netz.
Im Video:
Rentenniveau, Versorgungslücke, Eckrentner - Die wichtigsten Renten-Fragen einfach erklärt
„Fridays gegen Altersarmut“ - der Name ist natürlich nicht zufällig eine Anspielung an eine der größten Protestbewegungen unserer Zeit: „Fridays for Future“, mit der Greta Thunberg vor allem junge Menschen auf die Straße und das Thema Klimawandel ganz nach oben auf die Agenda gebracht hat.
Ähnliches schwebt den Organisatoren der Gruppe auch vor: „Nur eine große und starke Bewegung kann den nötigen Druck nach oben ausüben“, schreibt Heinz Madsen, einer der Köpfe hinter der Gruppe auf Facebook.
Zukunftsthema: Altersarmut
„Deswegen ist es wichtig, dass unsere Bewegung stetig wächst und zu einer ernst zu nehmenden Macht wird.“
Was das Thema Klimawandel für die Generation Greta, das ist das Thema Altersarmut für die etwas Älteren. Aber nicht nur die Alten. Längst fürchten sich auch Jüngere vor einer finanziell prekären Zukunft.
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„Rentenbescheid lesen“, empfahl die „heute show“ denn auch vorige Woche „für ein gruseliges Halloween“. Zu den Tipps des Satiremagazins gehörten außerdem: „Horrorfilm gucken“ und „Spaziergang über den Friedhof machen“.
„Fridays gegen Altersarmut“ trifft also ebenfalls einen Nerv. Altersarmut ist ein drängendes soziales Problem, das zahlreiche Menschen umtreibt.
Mehr als die Hälfte der Deutschen sorgt sich um ihre Existenz im Ruhestand, hat eine Umfrage der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Ernst & Young ergeben.
Die Angst ist berechtigt
Und wie verschiedene Studien zeigen, ist diese Angst auch berechtigt: So kam kürzlich eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zu dem Ergebnis, dass in rund 20 Jahren mehr als jedem fünften Rentner (21,6 Prozent) Altersarmut droht.Dem wollen die Älteren etwas entgegensetzen. Motto: „Jeder für sich wird nichts ändern können. Aber gemeinsam schon.“
Neben den Demonstrationen, mit denen sie auf das Problem der Altersarmut aufmerksam machen wollen, organisieren Mitglieder der Gruppe Aktionen für einen guten Zweck.
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Sammeln Weihnachtspäckchen für bedürftige Rentner, stricken Socken für Obdachlose und Pflegeheime.
Facebook, Instagram, Twitter
Wie die Jüngeren vernetzen sich Interessierte aus ganz Deutschland miteinander, bedienen die Sozialen Medien. Nicht nur auf Facebook, auch auf Instagram ist die Gruppe vertreten.Und auch andernorts sorgt das Thema Altersarmut für Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien.
Auf Twitter etwa unter dem Hashtag #Altersarmut.
Kürzlich hat eine Twitter-Userin dort eine Welle der Entrüstung ausgelöst.
Ganz offen verriet sie, wieviel Rente sie einmal beziehen wird. „Meine alljährliche Renteninformation ist da. 577,81 Euro wenn ich weiterhin einzahle (ansonsten sind es nur 501,39 Euro). Frau, geschieden, 53 Jahre alt, 3 Kinder. Habe immer gearbeitet, aber zu selten eine Festanstellung gefunden. Kein Geld zum Sparen. Pech gehabt", schreibt sie.
Und forderte andere Frauen auf, es ihr nachzumachen. „Ich würde das gerne sichtbarer machen“, schreibt Christine Finke alias @Mama_arbeitet. „Übers Geld reden wir in Deutschland ja nicht so gerne. Aber #Altersarmut und #Rente bei Frauen (speziell Müttern) ist zu wichtig, als dass wir schweigen sollten.“
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Daraufhin posteten auch andere Frauen, meist mittleren Alters, Fotos von ihren Rentenbescheiden.
Die dort genannten Rentenbeträge in den meisten Fällen: bitter wenig.
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