Die für 2020 erwartete Rentenerhöhung wird dazu führen, dass rund 51.000 Rentnerinnen und Rentner eine Steuer auf ihre Einkünfte zahlen müssen, die bisher noch davon verschont geblieben sind. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesfinanzministeriums hervor.
Auch im kommenden Jahr können sich die Rentner in Deutschland vermutlich über eine Erhöhung ihrer Altersbezüge freuen: Zum 1. Juli 2020 sollen die Renten um 3,15 Prozent (Westdeutschland), beziehungsweise um 3,92 Prozent (Ostdeutschland) steigen, heißt es im Entwurf des Rentenversicherungsberichts 2019.
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Bleibt es tatsächlich bei diesem erwarteten Rentenplus, bedeutet dies allerdings auch: Dass damit einige Senioren steuerpflichtig werden, die bisher noch keine Steuern auf ihre Rente zahlen mussten.
Das sind all diejenigen, deren gesetzliche Rente bisher knapp unter dem Grundfreibetrag lag - und bei denen die Rentenerhöhung 2020 dafür sorgen wird, dass sie damit diese Grenze überschreiten.
Das heißt: Sie müssen dann eine Steuererklärung abgeben. Und unter Umständen eine Steuer auf ihre Rente zahlen.
2020: Jeder 4. Rentner steuerpflichtig
Jetzt gibt es eine erste Prognose darüber, wie viele Rentner davon betroffen sein könnten: Durch die Rentenerhöhung im Juli 2020 müssen voraussichtlich rund 51.000 Rentnerinnen und Rentner erstmals Steuern zahlen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch (27. November 2019) und bezieht sich auf eine Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des Linken-Rentenexperten Matthias W. Birkwald.
Demnach werden 2020 insgesamt rund 5,12 Millionen Senioren steuerpflichtig sein - und damit fast jeder vierte Rentner. In den kommenden Jahren steigt die Zahl steuerpflichtigen Rentner kontinuierlich an.
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In diesem Jahr führte die Rentenerhöhung um 3,2 Prozent (im Westen) sowie 3,9 Prozent (im Osten) dazu, dass 48.000 Rentner erstmals Einkommenssteuer zahlen mussten, so die Angaben aus dem Bundesfinanzministerium.
Ob - und in welcher Höhe - ein Alt-Rentner, der im kommenden Jahr erstmals eine Steuererklärung beim Finanzamt abgeben muss, Steuern zahlen muss, hängt auch von zwei Kriterien ab: Der Höhe des Grundfreibetrags. Und dem Jahr des Rentenbeginns.
Grundfreibetrag = steuerfreies Existenzminimum
Auch bei Renten wird ein bestimmter Betrag nicht vom Fiskus angetastet. Dabei handelt es sich um ein steuerfreies Existenzminimum, das jedem zugestanden wird. Das gilt für Arbeitnehmer genauso wie für Rentner. Dafür fällt keine Einkommenssteuer an.
Die Höhe des Grundfreibetrags wird jedes Jahr angepasst.
So hoch ist der Grundfreibetrag
Dieser steuerliche Grundfreibetrag liegt in diesem Jahr bei 9168 Euro bei Alleinstehenden (18.336 Euro bei Paaren).
2020 soll der Grundfreibetrag auf 9408 Euro steigen (18.816 Euro bei Paaren).
Dieser Betrag wird vom gesamten Jahreseinkommen - neben der gesetzlichen Rente gehören auch Einkünfte aus Vermietung, Nebenjobs oder Zinsen dazu - abgezogen.
Und dieser Grundfreibetrag sollte für Rentner angehoben werden, fordert der Bundestagsabgeordnete Birkwald - auf 12.600 Euro. "Niedrige Renten müssen steuerfrei bleiben", sagt der Linken-Politiker.
Wichtig ist das Jahr des Rentenbeginns
Wieviel Rentner versteuern müssen, hängt davon ab, in welchem Jahr ihr Ruhestand begonnen hat.
Bei allen, die sich bis Dezember 2005 vom Job verabschiedet haben, werden 50 Prozent der Bruttorente als steuerpflichtiges Einkommen angesetzt.
Seit 2005 steigt der Prozentsatz des steuerpflichtigen Teils der Rente für Neurentner um jährlich 2 Prozentpunkte, nach 2020 um einen Prozentpunkt.
Ab 2040 werden 100 Prozent erreicht. Ab dann müssen Neu-Rentner ihr gesamtes Einkommen voll versteuern.
Wer 2019 in Rente gegangen ist oder noch gehen wird, muss für den Rest seines Lebens 78 Prozent versteuern, 22 Prozent bleiben steuerfrei.
Bei einem Beginn der Rente im Jahr 2020 werden 80 Prozent vom Finanzamt als steuerpflichtiges Einkommen angesetzt.
Steuerlast senken
Doch auch Rentner können ihre Steuerlast ganz legal senken, indem sie Sonderausgaben ansetzen, also etwa Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung, Spenden, Vorsorgebeiträge für Haftpflicht- oder Unfallversicherung.
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Auch außergewöhnliche Belastungen wie Kosten für ein Pflegeheim oder Arzt- oder Medikamentenkosten können sie geltend machen.
Für Rentner gelten dabei „dieselben Regelungen wie für Arbeitnehmer“, darauf weist die Deutsche Rentenversicherung hin.
Bis zu welchem Betrag fallen keine Steuern an?
Ab welcher Einkommenshöhe Rentner 2019 Steuern zahlen müssen, zeigt eine Tabelle des Bundesverbands Lohnsteuerhilfevereine (BVL).
Die Berechnungen bieten all jenen Rentnern einen Anhaltspunkt, die ausschließlich Einkommen aus der gesetzlichen Rentenversicherung haben. Also keine Einkünfte aus Miete oder Zinsen.
„Bei weiteren Bezügen und anderen Einkünften muss eine individuelle Berechnung erfolgen“, heißt es vonseiten des BVL.
Fest steht: Immer mehr Rentner müssen künftig eine Steuererklärung abgeben. Viele Rentnerhaushalte bleiben derzeit immer noch steuerfrei“, so die Deutsche Rentenversicherung.
"Immer mehr Rentner müssen Steuern zahlen"
Rentner, die ihr ganzes Arbeitsleben lang durchschnittliche Beiträge gezahlt und keine nennenswerten Nebeneinkünfte haben, werden demnach "zunächst weiter niedrige Steuern auf die Rente zahlen müssen".
Doch dies werde sich in den kommenden Jahren ändern. Dann werden „immer mehr Rentnerhaushalte wegen der Rentenanpassungen und des steigenden Anteils der Rente Steuern vom Einkommen zahlen müssen“.
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