Corona-Krise: Obdachlose haben es besonders schwer – Stadt setzt Zeichen

Obdachlose haben es zu Corona-Zeiten besonders schwer
Obdachlose haben es zu Corona-Zeiten besonders schwerFoto-Quelle: pixabay
Sandra Tjong
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Kein Dach über dem Kopf, jetzt wurden vielfach auch noch Hilfseinrichtungen geschlossen – wegen Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus. Für Obdachlose fallen vielerorts Möglichkeiten weg, für eine warme Mahlzeit am Tag einzukehren, zu duschen, im Warmen zu schlafen. Anders in Nürnberg: Hier werden zwei frühere Asylbewerberzentren für Obdachlose geöffnet.


In den Unterkünften können wohnungslose Menschen schlafen, wie die Sprecherin der Stadtmission, Tabea Bozada, laut Bayerischem Rundfunk mitteilte.

Mit Frühstück und Abendessen

Insgesamt werden dort demnach 80 Übernachtungsplätze in Einzelzimmern zur Verfügung gestellt. Die Obdachlosen dürfen sich dort auch tagsüber aufhalten. Ein Bringdienst soll Frühstück und Abendessen liefern.

Hilfsangebote werden zurückgefahren

Hintergrund ist, dass Obdachlose der Corona-Krise in besonders hohem Maß ausgesetzt sind: Die Hygienemöglichkeiten sind gering, die Rückzugsmöglichkeiten ins Warme ebenso. Jetzt, in der Krise gilt das mehr denn je. Denn die Hilfsangebote wurden in den meisten Städten wegen der Ansteckungsgefahr zurückgefahren.

Wärmestube bittet um Spenden

Auch in Nürnberg gibt es Einschränkungen für die Ökumenische Wärmestube am Hauptbahnhof, wo sich nur noch 20 Menschen gleichzeitig aufhalten dürfen, duschen und waschen aber weiter möglich sein soll. Essen gibt es noch zur Mitnahme – hier bittet die Wärmestube um Spenden von Konserven, Tütensuppen und ähnlichem.

Nur noch Essen to go

Andernorts greifen stärkere Restriktionen: Die Tagesstätte für Wohnungslose der Caritas in Mannheim gibt nur noch Essenspakete aus und ist ansonsten geschlossen (siehe Video), ähnlich in Koblenz oder bei St. Bonifaz in München: Die Obdachlosenhilfe hat normalerweise 250 Menschen mittags warmes Essen ausgeteilt und eine Kleiderkammer unterhalten – jetzt gibt es nur noch die Ausgabe von Care-Paketen. Bitter für die Wohnungslosen: Auch Duschen ist nicht mehr möglich, da die Räumlichkeiten zu beengt sind, um Sicherheitsabstand wahren zu können.

Bahnhofsmission doppelt gefragt

Die Bahnhofsmission in München hat – anders als in Würzburg, die nur noch einen Telefon- und nächtlichen Notdienst anbietet – noch offen. Sie verzeichnet mit aktuell 600 Menschen, die sie täglich versorgt, doppelt so viele sonst. Grund ist nach Einschätzung der Leiterin Bettina Spahn, dass andere Einrichtungen ihr Angebot stark einschränken. Immerhin: Die Schlafstätten in der Bayernkaserne im Münchner Norden sollen künftig auch tagsüber geöffnet bleiben, weiter soll es warmes Essen geben.

Gabenzäune für Obdachlose

In manchen Städten versuchen private Initiativen, Abhilfe zu schaffen. Etwa über so genannte Gabenzäune – wie in Berlin, Hamburg oder Kiel: Jeder, der an dem betreffenden Zaun vorbeikommt, kann unkompliziert etwas zu essen oder Kleidung hinhängen. Bedürftige dürfen sich bedienen.

Die Wärmestube wird zwar nicht ersetzt – aber es ist außer Abhilfe ein Zeichen der Solidarität, die Obdachlosen sehen, dass an sie gedacht wird.

350 Rückzugsmöglichkeiten für Obdachlose in Berlin

Die Stadt Berlin sucht zudem nach weiteren Hilfsmöglichkeiten: Sie verspricht 350 Rückzugsmöglichkeiten für Wohnungslose auch tagsüber, unter anderem soll eine Jugendherberge umfunktioniert werden, wie der rbb berichtet.

Flüchtlingsheim im Fall von Infektion

Die Stadt Essen lässt Obdachlose erst in Flüchtlingsunterkünfte, wenn sich diese mit dem Coronavirus infiziert haben – 150 Plätze stehen nach einem Bericht von "radioessen.de" bereit. Noch keiner sei belegt. Bis dahin können Obdachlose weiter in Notschlafstellen unterkommen, wo die Zahl für Sicherheitsabstand allerdings verringert wurde. Dafür sei die soziale Betreuung erhöht worden, und es werde über das Virus aufgeklärt.

sandra.tjong.autoren wize.life
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