Keine Ehe, keine Kinder, kein Sex. Noch heute verpflichten sich Pfarrer bei ihrer Weihe zur Enthaltsamkeit. Doch das Bedürfnis nach körperlicher Liebe und Zärtlichkeit kann man nicht verbieten. Andernfalls verschafft es sich in aller Heimlichkeit Geltung – oft auch mit Gewalt.
Eines schönen Tages vor ungefähr 40 Jahren kam mein Vater ganz aufgeregt von einem Besuch bei unserem Dorf-Pfarrer nach Hause. Noch etwas verwirrt berichtete er meiner Mutter: Da sprang ein Kind auf dem Bett des Pfarrers herum und es nannte ihn „Papa“…
Meine Eltern sind in der streng katholischen Oberpfalz aufgewachsen. Sie waren im Glauben verwurzelt, aber nicht allzu verbissen. Dennoch stellte sie das Erlebnis vor einen Konflikt: sie konnten den Pfarrer irgendwie verstehen, aber durfte das sein?
Wir sind doch alle nur Menschen!
Es liegt auf der Hand, dass das strikte Verbot der katholischen Kirche beim besten Willen nicht eingehalten werden kann. Wir sind schließlich alle nur Menschen! Und als solche haben wir ein vollkommen natürliches und gesundes Bedürfnis nach Zärtlichkeit, nach Streicheleinheiten und nach körperlicher Liebe. Diese Bedürfnisse zu verleugnen – dazu bedarf es tatsächlich übermenschlicher Kräfte. Kein Wunder also, dass sich – seit 900 Jahren - die allerwenigsten an dieses absurde und menschenfeindliche Gesetz der Kirche halten.
Hätte Gott das gewollt?
Wir haben zur Genüge feststellen dürfen, wohin der Zölibat führt: Gegen das Verbot wird regelmäßig verstoßen. Unser Pfarrer lebte – wie so viele andere - in wilder Ehe mit seiner Pfarrköchin. Sein Kind war schon beinahe privilegiert – es durfte ihn immerhin „Papa“ nennen. Die meisten von ihnen leben noch immer in Heimlichkeit und Lüge. Die „Kinder der Sünde“ wurden zum Schweigen verdonnert. Doch worin besteht denn diese Sünde, wenn nicht in einer wirklich abscheulichen Lüge?
Heimlichkeit, Heuchelei und teuflische Versuchungen
Früher - als die Macht der Kirche noch ungebrochen war – drangen die Verfehlungen der Priester nicht an die Öffentlichkeit. Seit einigen Jahren wissen wir, welche furchtbaren Dinge unter dem Mäntelchen des Schweigens geschehen sind. Weil die Geistlichen ihre – mitunter ziemlich kranken - Bedürfnisse eben nicht unterdrücken konnten.
Um des Himmelreiches willen?
Gab es je einen guten Grund für das Gebot der Enthaltsamkeit? Ja. Den Machterhalt. Das Hab und Gut der Geistlichen fiel nach deren Tod der katholischen Kirche zu.
Ginge es der Kirche wirklich um das Himmelreich, dann sollten auch Pfarrer ein ganz normales Leben führen dürfen. Sie sollten nicht als „Seelsorger“ über Menschen urteilen, deren Alltag, deren Probleme und Konflikte sie gar nicht nachvollziehen können. Sie sollten – wie alle anderen Menschen auch – am wirklichen Leben teilnehmen!
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