Neue Zahlen: Abgelehnte Asylanten aus Afrika oder Asien werden nur "extrem selten" abgeschoben

Symbolbild
Foto-Quelle: Pixabay
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Abgelehnte Asylbewerber aus Afrika oder Asien müssen in Europa nur extrem selten mit ihrer Abschiebung rechnen. Das berichtet die WELT auf Grundlage von Zahlen, die der Thinktank „European Stability Initiative“ (ESI) ermittelt hat.

Demnach gibt es Abschiebungen in größerem Umfang lediglich in Balkanländer. Von den 25.375 im Jahr 2016 aus Deutschland Abgeschobenen wurden lediglich 7451 in Nicht-Balkan-Länder gebracht.

Abschiebungen von Nigerianern, Afghanen oder Bangladeschern scheitern hingegen fast immer an mangelnder Kooperation der Herkunftsstaaten. Die Zahlen erfolgreiche Abschiebungen in afrikanische und asiatische Herkunftsländer sind in Italien, Frankreich, Deutschland und Schweden gleichermaßen niedrig. Diese Länder waren die Hauptzielländer der Flüchtlinge in Europa in den vergangenen Jahren.

Italien brachte 2014 demnach 3495 Asylbewerber gegen ihren Willen zurück in die Herkunftsländer. 2015 waren es nur 2760, im vergangenen Jahr dann 3670. Schweden steigerte seine Abschiebungen von 1285 im Jahr 2014 auf 1765 im vergangenen Jahr, obwohl sich in der gleichen Zeit die Anzahl der Ausreisepflichtigen dramatisch erhöhte. Das gleiche gilt für Deutschland: Von 6105 im Jahr 2014 sank die Zahl zunächst auf 5303 in 2015, um 2016 auf 7451 zu klettern. Ein moderater Anstieg, obwohl die Zahl der Ausreisepflichtigen im gleichen Zeitraum um ein Drittel gestiegen war.

Nicht enthalten in den von der ESI ermittelten und WELT exklusiv vorliegenden Zahlen sind freiwillige Ausreisen. Aber auch diese sind zumindest in Deutschland rückläufig. Die neuen Zahlen der ESI zeigen also deutlich, dass die Abschiebeoffensive der europäischen Politik eine Schimäre ist.

„EU-Länder sind überhaupt nicht in der Lage, eine große Anzahl von Leuten ohne Aufenthaltsrechte in ihre Herkunftsländer zurückzubringen“, fasst der Thinktank zusammen.

Für die Zukunft ist der Befund noch dramatischer. Die Asylbewerber, deren Verfahren erst jetzt entschieden werden, stammen kaum noch vom Balkan. Und die Neuankömmlinge schon gar nicht. Sie kommen fast ausschließlich aus afrikanischen oder asiatischen Ländern, die bei Abschiebungen nicht oder nur sehr selten kooperieren.

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