Eine 16-Jährige hat bei der Polizei in Fürstenfeldbruck im Januar Anzeige erstattet und so den Fall überhaupt erst ins Rollen gebracht. Die Schülerin wurde zu Jahresbeginn Opfer von lebensbedrohlichen Stromschlägen, wie die Polizei an diesem Mittwoch mitteilte. Bei den Ermittlungen förderten die Beamten schier Unglaubliches zutage.
Ein zunächst unbekannter Mann bot bereits seit 2014 in ganz Deutschland per Inserat einen Nebenjob an. "Er gab sich gegenüber den fast ausschließlich jungen Frauen als Arzt einer bekannten Universität aus und stellte finanzielle Vergütungen in Aussicht, falls sie im Rahmen einer angeblichen medizinischen Forschung an einem Experiment durch Stromstöße teilnehmen würden", heißt es in einer Mitteilung der Polizei.
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Die arglosen Teilnehmerinnen wies der falsche Arzt dann via Internet an, eine Apparatur zusammenzustellen und sich mit dieser selbst Stromstöße zu versetzen. Rund 120 solcher Fälle sind mittlerweile bekannt.
Polizisten können falschen Arzt ermitteln
Trotz geschickter Verschleierungstechniken gelang es den Ermittlern, die Identität des Verbrechers zu klären. Bereits Mitte Februar wurde der 28-jährige IT-Fachmann in seiner Wohnung im Landkreis Würzburg festgenommen. Die Beamten überraschten ihn, als er gerade Kontakt zu einem neuen Opfer knüpfte.
Der Ermittlungsrichter erließ gegen ihn Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Der 28-Jährige, der bis dato noch keine andere Straftat begangen hatte, sitzt nun in Untersuchungshaft.
Bei der Auswertung der sichergestellten Datenträger fand die Polizei über 200 Videoaufzeichnungen, die der falsche Arzt von seinen „Probanden“ gemacht hatte. Die Identifizierung und Vernehmung der mutmaßlichen Opfer wird den Angaben zufolge noch einige Zeit dauern.