Was ist so türkisch an dem Gewürz Kümmel? Anbaugebiete liegen in Südfrankreich, Holland, England, Schweden und Russland. Doch der Begriff des Kümmeltürken stammt aus Mitteldeutschland, genauer gesagt aus Halle. Im Sprachgebrauch des 18. Jahrhunderts bezeichnete man mit dem Wort „Türkei" Landstriche, die wenig erschlossen und zivilisationsarm waren.
So bezeichnete man etwa die Lausitz als „Hundetürkei". Eine ganz ähnliche Verwendung fand die Bezeichnung „Walachei", die ebenfalls benutzt wurde, um öde Gegenden zu beschreiben. Wegen des Anbaus von Kümmel, wurde das Umland von Halle auch als „Kümmeltürkei" bezeichnet.
Saufen wie ein Kümmeltürke
Studenten, die in Halle studierten, aber aus dem Umland stammten, bekamen angeblich ihre gesamten Lebensmittel von zuhause geschickt. So eben auch das besagte Gewürz, weshalb die Fresspakete bald synonym als „Kümmel" bezeichnet wurden. In der Studentensprache stand „Kümmeltürke" also für nichts anderes, als für Kommilitonen, die aus der Umgebung der Universitätsstadt stammten. In Achim von Arnims Theaterstück „Halle und Jerusalem" tritt beispielsweise so ein Kümmeltürke auf.
Später wandelte sich die Bedeutung und wurde nun auch verwendet für Menschen, mit engem Horizont, für Spießer, die nicht über den eigenen Tellerrand blickten. Ähnlich wie der bekannte „Scheunendrescher" wurde das Wort auch als Verstärkung benutzt. So sagte man trinkfesten Menschen nach, sie würden „saufen wie ein Kümmeltürke" und ein Aufschneider gab an wie ein Kümmeltürke.
Ein türkischstämmiger Mensch kann also nur dann ein echter Kümmeltürke sein, wenn er bei Halle wohnt.
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(Bild: Stammbuch Deibel, 18. Jhd.)
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