Erinnern Sie sich noch an ihr erstes Fahrrad? Nein nicht jenes mit den Stützrädern aus Kindertagen, sondern das richtig große mit der 26er oder 28er Bereifung, bei dem sie auch mal das Hinterrad ausbauten, um den Platten zu flicken oder einen neuen Mantel aufzuziehen. Beim Aus- und wieder Einbauen war ich immer interessiert an der Freilaufnabe mit der eingebauten Rücktrittsbremse. Der Gegenhebel mit der seitlichen Beschriftung musste eigens am Rahmen angeschraubt werden. „Torpedo-Freilauf“ stand da groß drauf. Freilauf war das leichte Rollen den Berg hinunter mit der Gewissheit auch wieder bremsen zu können, wenn die Pedale rückwärts getreten wurde. Natürlich war dann auch meist noch die Dreigang-Nabenschaltung dabei. Das wichtigste aber war, dass die Pedale von Kette und drehendem Hinterrad entkoppelt war. Die Pedale konnten still stehen, während das Rad sich bei der Bergabfahrt immer schneller drehte.
Zweitakter von DKW und Saab
Der Freilauf wird auch bei Autos eingesetzt und hat hier eine interessante Karriere hinter sich. Die Zweitakter von DKW und Saab waren damit ausgestattet. Besonders die rallyebegeisterten Skandinavier konnten mit dem Freilauf auf vereisten Pisten oder auf lockerem Untergrund wahre Tänze aufführen. Saabmodelle in den Händen von Stig Blomquist und Björn Waldegaard hatten da einen legendären Ruf.
Im Freilauf segeln
Jetzt ist der Freilauf wieder im Kommen. Die einen nennen es Segeln, die anderen Freilauf und dahinter steckt eine Schubabschaltung, die den Antriebsstrang unterbricht und die Räder frei laufen lässt. So wie der Freilauf aktiv ist, wenn der Fahrradfahrer nicht mehr die Pedale tritt, so wird er auch beim Auto aktiviert, wenn der Fuß vom Gas genommen wird. Die Räder rollen frei. Es gibt keine Einflüsse vom Motor und seinem Schleppmoment auf Motor und Getriebe, die die Räder abbremsen. Der Freilauf ist so, als ob die Kupplung getreten würde. Aber es ist natürlich viel einfacher, wenn dies bei einem Doppelkupplungsgetriebe wie dem DSG automatisch geschieht, ohne dass der Fahrer eingreifen müsste.
Schub nach vorn – kleines Turboloch
Man kann den Freilauf auch richtig spüren – vor allem dann, wenn man ihn noch niht gewohnt ist. Der Wagen scheint bei der Gaswegnahme einen kleinen Schubs nach vorn zu machen anstatt zu verzögern. Der Motor läuft jetzt im Leerlauf. Das bedeutet, es muss Sprit eingespritzt werden, um ihn am Laufen zu halten (was übrigens auch dann passiert, wenn bei Handschaltern die Kupplung getreten wird.) Im herkömmlichen Schubbetrieb allerdings wird kein Benzin eingespritzt. Allein mit dem Schwung bewegen sich Zylinder und Getriebe.
Reduzierung des Spritverbrauchs
Dennoch, der Freilauf schafft einen bemerkenswerten Beitrag zu Reduzierung des Spritverbrauchs, auch wenn der Motor im Leerlauf dreht, er aber nicht abbremst. Gleichzeitig aber ist sind Turbomotoren jetzt nicht mehr so spritzig, weil sie vom Leerlauf aus erst die Abgasturbine auf Touren bringen müssen, um die Frischluft zu verdichten und in die Zylinder zu pressen.
Rennsport entdeckt das Thema
Auch im Rennsport ist man auf das Thema Freilauf gestoßen. Hier ist es aber der Starterkranz, der nach dem Zünden des Motors entkoppelt wird, weil er seine Arbeit getan hat und nicht mehr mitlaufen muss. Dadurch muss er auch nicht mehr weiter angetrieben werden und spart so Kraft, die den Antriebsrädern zugute kommt. Der Vorteil, derart ausgerüstet beschleunigen Sportwagen deutlich besser.
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