Helmpflicht für Radfahrer, kaum ein Thema wühlt so auf, wie der Pflichtschutz für Radler. Nun ist diese Verkehrsspezies per se in der Diskussion, sei es, dass manche glauben, sich eigene Freiheiten herausnehmen zu dürfen, andere wiederum sich permanent vom Autoverkehr in die Enge gedrängt fühlen. Wenn es aber um die eigene Sicherheit geht, ist es erstaunlich wie sich Befürworter und Gegner einer allgemeinen Helmpflicht gegenseitig anfeinden.
Gesundheit des Einzelnen gegen Abschreckung vor dem Fahrradfahren
Die Befürworter argumentieren, der Helm führe zu mehr Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer, gerade für die Jungen und die Alten. Kopfverletzungen werden abgemildert oder gar verhindert. So sieht es auch die Allianz, als Deutschlands größter Versicherer. Die Gegner werfen ein, eine Pflicht schrecke die Fahrradfahrer ab und glauben sich auf Statistiken aus Australien und den USA berufen zu können.
Sollte eine allgemeine Helmpflicht für Radfahrer eingeführt werden
Ja
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46.3 % |
Nein
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53.7 % |
Öl in diese feurige Diskussion hat jüngst eine neue Studie aus Münster gegossen, in der sich der Verkehrswissenschaftler Gernot Sieg über Kosten und Nutzen einer solchen Pflicht ausgelassen hat. Der Wissenschaftler kommt ganz leidenschaftslos zu dem Ergebnis, dass die Kosten einer Helmpflicht deren gesamtgesellschaftlichen Nutzen übersteige. Angenommen wird, jeder zweite durch eine Kopfverletzung getötete Radfahrer würde durch den Helm überleben und jeder zweite schwer Verletzte erleide nur leichte Verletzungen am Kopf.
Der Wert des Menschen und die Kosten der Helme
Um über Kosten in Euro und Cent reden zu können, muss man den Preis des Lebens kennen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO beziffert ihn für Westeuropa mit 1,5 Millionen Euro. Schwere Verletzungen kosten 205.000 Euro. Nun kann man die Rechnungen endlos weiterführen, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass weniger Fahrrad gefahren und dafür mehr Auto oder der öffentliche Personennahverkehr.
Menschen sind lernfähig
Selbst wenn diese Annahme stimmt, ist es nur eine Zeitaufnahme und berücksichtigt nicht, dass Menschen ihr Verhalten ändern. Auch werden die Anschaffungskosten der Helme mit 315 Millionen Euro gegengerechnet; die Volksgesundheit der Radler gegen die Nichtradler gestellt und derlei mehr Faktoren hinzugezogen, kommt dann das Ergebnis heraus wie es ist. Punkt. Oder, na und? Für mich kann auch noch die Zahl der überfahrenen Regenwürmer oder der Mücken auf der Windschutzscheibe mit eingerechnet werden.
Skihelm ja – Fahrradhelm nein?
Für mich ist das alles „Hätte, hätte, Fahrradkette“, denn der Helm schützt und zwar nachhaltig und davon lasse ich mich nicht abbringen, genauso wenig wie ich beim Motorradfahren einen tragen muss. Auch hat es nicht der Skiunfälle auf den Pisten bedurft, dass ich einen Skihelm trage. Denn bei aller Tragik um den Unfall von Michael Schumacher, ohne seinen Helm würden wir heute nicht hoffen, dass seine sporadischen Aufwachphasen zu einem guten Ende führen. Beweist doch der Unfall, dass selbst bei minderen Geschwindigkeiten das Verletzungsrisiko für den Kopf sehr hoch ist.
Kleinkinder sollen ihn tragen – Eltern dienen als Vorbild
Eltern bleuen zurecht ihren Kindern ein, den Helm zu tragen und gehen mit gutem Beispiel voran. So gewöhnen wir uns daran und fühlen uns unwohl, ihn nicht zu tragen. Ich bin für die generelle Helmpflicht der Zweiradfahrer ebenso wie für das Anschnallen, den Airbag, das Verbot des Telefonierens außerhalb geschlossener Ortschaften während der Fahrt, selbst mit Freisprechanlage bin. Gutachten über den volkswirtschaftlichen Nutzen einer solchen Helmpflicht halte ich für mehr als makaber, wenn nicht das abstrakt Allgemeine sondern der konkrete Einzelfall betrachtet wird. Und der kann ich sein.
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