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AdBlue: Dieselfahrer erleben ihr blaues Wunder

AdBlue: Dieselfahrer erleben ihr blaues Wunder

Wolfgang Stegers
31.08.2016, 13:01 Uhr
Beitrag von Wolfgang Stegers
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Ohne die Reinigungsessenz AdBlue kann heute kein Dieselmotor die Euro 6 Abgasnorm erfüllen. Die Tinktur wäscht die schädlichen Abgase. Sie kostet zwischen einem halben und einem Euro pro Liter. Autofahrer erleben jetzt schon manch unangenehme Überraschung.

Werner F hat sich noch einen alten Tiguan gekauft. Er mit dem Wagen höchst zufrieden war und außerdem erfüllt der Motor jetzt Abgasnorm Euro 6. „Warum soll ich dann unbedingt das überarbeitete Modell kaufen“, meint der fitte Siebzigjährige und leidenschaftliche Autofahrer, in dessen Garagen noch etliche Sportwagen stehen. Der SUV ist sein einziger Wagen mit Dieselmotor. Mit Euro 6 ist sein Tiguan zukunftsfest.

AdBlue: ungiftige und geruchlose Harnstofflösung

Dieselmotoren erfüllen die strenge Euro 6 Norm aber nur dann, wenn im aufwendigen Verfahren zur Reinigung des Abgases auch das „Putzmittel“ AdBlue verwendet wird. Hinter dem Namen versteckt sich Harnstoff. Er gehört zu den meist hergestellten Chemikalien, wird für Dünger aber auch zur Reinigung des Rauchgases bei der Verkokung eingesetzt. Der geruchlose wie ungiftige Stoff (CH4N2O) steckt zu einem Drittel in der wässrigen Lösung, die für rund einem halben und einem Euro pro Liter verkauft wird. Es wird in das heiße Abgas gespritzt und kann nicht dem Kraftstoff beigemischt werden.

Tank soll für 20.000 Kilometer reichen?

Die Harnstofflösung in dem Dieselmotor wandelt die Stickoxide (NOx) im eigenen De-Noxkatalysator, SCR-Kat, zu Stickstoff und Wasser um. Diese chemische Fabrik werkelt, ohne dass der Fahrer es spürt. Er braucht sich auch nicht um AdBlue zu kümmern, denn die mitgeführte Flüssigkeit sei ausreichend und werde bei den fälligen Serviceintervallen von der Werkstatt nachgefüllt werden. So die Zusicherung des Verkäufers bei der Übergabe des Wagens.

Leerer Harnstofftank? Kein Weiterfahren mehr!

Darauf vertrauend, irritierte Werner F. aber das Warnsignal im Armaturenbrett, doch AdBlue nachzufüllen. Der Vorrat reiche noch für 2000 Kilometer. Die Warnung wurde immer dringlicher und es drohte auch die Abschaltung des Motors, sollte der AdBlue-Vorrat aufgebraucht sein. Ein Starten ist mit leerem Harnstofftank nicht mehr möglich. Nur ein eingeschränkter Notlauf wird von der automatischen Umwelt-Wegfahrsperre geduldet.

AdBlue-Verbrauch: 5 Prozent vom Dieselverbrauch

Für Lkw wird der Verbrauch der Harnstofflösung auf 5 Prozent in Liter des Dieselverbrauchs gerechnet. S kommen schon etliche Mengen zusammen. Analog zum Personenwagen bedeutet dies, dass ein starker Diesel unter Volllast mit 14 Litern 0,7 Liter AdBlue verbraucht. Aber mit den Zahlen halten sich die Hersteller zurück. Am Ende muss man selbst erfahren, wie viel der Harnstofflösung denn wirklich ins Abgas eingespritzt werden. Übrigens AdBlue ist ein Markenname für die Gute-Gewissen-Flüssigkeit.

Nicht alle Tankstellen führen AdBlue

Nun häufen sich die Ärgernisse. Von 20.000 Kilometer Intervall konnte überhaupt keine Rede sei. Noch nicht einmal die Hälfte war geschafft und der Harnstofftank schon leer? Dennoch, zur nächsten Tankstelle. Auf dem platten Lande war es eine mit Selbstbedienungsautomat. Servicelos. Nur der Verkauf mittels EC- oder Kreditkarte war möglich. Aus Sorge um seinen neuen Wagen, nur nächsten Tanke. „AdBlue? Sorry führen wir nicht“, meinte der freundliche Verkäufer des Lebensmittelladens mit angeschlossenem Benzinverkauf. Hinter vorgehaltener Hand gab er aber den Tip zur blauen Konkurrenz im nächsten Ort zu fahren, die führten AdBlue.

Nicht alle Tankwarte können es einfüllen

Dort einen Kanister gekauft, aber wie und wo einfüllen? Der Tankwart war ratlos, er kenne sich damit nicht aus. Und um die Story kurz zu machen, wirklich zufällig fuhr ein Tiguan vor. Er wusste wie, öffnete den Verschluss und ließ die notwendigen eingluckern.

AdBlue, ein großes Versprechen, das nicht gehalten wird? Es gibt Fahrer von neuwertigen Dieselmodellen die sagen, dass bei scharfer Fahrweise schon nach sechs- bis siebentausend Kilometern die Warnleuchte aufblinkt. Dass das Versprechen, bis zum nächsten Service reiche die Füllmenge im AdBlue-Tank, nicht gehalten werden kann, haben auch die Autofirmen schon erkannt und die Tanks vergrößert - bis zu 24 Liter sind möglich.

AdBlue im Reservekanister?

Was kann der Autofahrer tun? Vielleicht den alten Reservekanister, der abgeschafft wurde - weil fahrende Benzinbombe bei Crash, mögliche Ausdünstung bei Hitze -,jetzt mit AdBlue als Notbehelf mitführen? Ein Motorenmann von Volkswagen ist sich da nicht so sicher. „Wenn der Harnstofftank sehr weit leergefahren ist, erkennt bei den großen Tanks die Sensorik des kleine Menge nicht.“ Der ADBlue-Tank müsse voll, randvoll sein. Aber das betrifft nur, wenn er trocken, also vollkommen leer war.

Auf jeden Fall sollten sich die Dieselfahrer schon vorher sich mit dem Thema beschäftigen und üben. Denn die Chancen sind sehr hoch, dass im Anzeigendisplay die Warnung aufleuchtet: AdBlue nachfüllen oder ich bleibe stehen und nicht ihr blaues Wunder erleben.

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1 Kommentar

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Alles nett und schön , aber warum fährt "Otto Normalverbraucher " einen Diesel ? das ist für mich nicht ersichtlich
der Durchschnittsverbrauch zwischen Benzinern , wobei ich jetzt nicht die neumodischen Minimotoren mit aufladung meine , die durchweg um 10 Liter brauchen , weil man die halt treten muss damit es einigermassen zügig vorwärts geht , sondern die Motoren die so bis vor ca 5 - 6 Jahren gebaut wurden , die brauchen im Durchschnitt auch nur so 7 - 8 Liter . Die Motoren laufen leiser , so das es mir schon einige mal passiert ist das ich beinahe einen Fussgänger angefahren hätte und der Fussgänger dann sagt : ich habe sie nicht kommen hören
Der Benzin ist in der Regel ca 10 Cent teuerer aber die KFZ Steuer zwischen Benzinern und Diesel hebt das erst bei einer Laufleistung von ca 20.000 km auf .
Hinzu kommen noch die teueren Inspektionskosten und die teueren Ersatzteilkosten beim Diesel .
Beispielweise kostet eine Zündkerze ca 5 Euro beim Benziner eine Vorglühkerze um die 160 ,- eine Einspritzdüse ( z.b Volvo V70 Benziner ) kostet 220 Euro , ein Injektor eines Audi A4 Pumpe Düse TDI 2300,- Euro

Die Betriebs , Wartungs und Nebenkosten zusammen gerechnet , lohnt sich ein Diesel nur , wenn er vor dem Alter der Intensivwartung wieder abgegeben wird z.b. Firmenleasing , also nach 4 Jahren , wenn der Wagen so kurz vor der 200.000 km Wartung steht

für einen Privatmann der in Mathe anwesend war , der das Auto auch länger als 4 Jahre fahren will , völlig indiskutabel
  • 01.09.2016, 07:56 Uhr
  • 0
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