Das muss man erst mal auf die Räder stellen: Einen Zweitonnen-Panzer wieselflink und hakenschlagend zu machen, dass er nicht zur schnellen Beute einer jagenden Windhundmeute von Sportwagen wird.
Wenn ein solch automobiles Getüm wie der Porsche Cayenne sich vor einem breitbeinig und großmäulig mit den überdimensionierten Schlappen und gewaltigen Lufteinlässen aufbaut, schrumpfen nicht nur die Karossen der Sechziger und Siebziger Jahre zu Spielzeugautos. Auch manche Pilotin mit den 34er-Gardemaßen eines Mannequins muss sich wie in King Kongs Hand fühlen.
Ausmaße werden zum Problem
Dass dieses XXL-SUV so gewaltig wirkt und auch ist, hat sicherlich nichts mit den Baumeistern der Altstadtgassen von Regensburg zu tun, noch hatten es die Planer für Autobahnbaustellen auf dem Radar. Daher gibt es auf der einen Seite für solche Kingsize-SUVs kaum ein Durchkommen zwischen historischem Gemäuer und auf der anderen trotten sie weniger chic traut vereint in der Brummi-Schlange auf der rechten Spur.
Reaktionsschnell wie ein Sumo-Ringer
Aber wehe wenn die SUV-Dinos dann losgelassen werden. Die Kiemen sind voll auf Durchzug gestellt, und wenn die Pneus unbarmherzigen Grip aufbauen, dann entwickelt der Cayenne eine Behändigkeit, wie sie Sumo-Ringern zu eigen ist. 2,2 Tonnen sind nicht so einfach durch eine eng gesteckte Slalomstrecke zu wuchten.
Das sportlichste SUV soll es sein
Die schiere Masse ist einfach störrisch und will den einmal eingeschlagenen Weg beibehalten. So braucht es schon einen gehörigen Aufwand für die Fahrwerksingenieure den Vorgaben des Lastenheftes zu folgen, den Cayenne zum sportlichsten der SUVs zu machen, zu einem, der mit den Genen der Sportwagenfirma und deren 911-Ikone gerecht wird.
Den entscheidend weiten Sprung Richtung Sportwagen hat das Fahrwerk geschafft. Hinterachslenkung, Dreikammer-Luftfederung, elektrischer Wankausgleich mit dem 48-Volt-System, Chassis-Control und die mit Wolframcarbid beschichteten Bremsscheiben sind die Stichworte für das Mehr an Agilität und Sportlichkeit auf der Straße.
Überzeugend im Gelände
Gleichzeitig soll der Cayenne aber den Spagat hinlegen, auch als Offroader zu reüssieren. Den Allrad zuzuschalten und auf die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit zu reagieren, Klettern über Stock und Fels und sich zu verschränken, waten durch Gewässer und das Fahrwerk anzuheben, bremsend bergab zu kriechen und den Wagen stabil in der Spur zu halten, Dämpfer und Federung adäquat zu justieren und den Komfort zu gewährleisten - all dies sind zusätzliche Aufgaben im Gelände. Einem Sportwagen laufen sie diametral zuwider.
Mehr Gewicht durch Zusatzaggregate
Für all diese Disziplinen gibt es eine Fülle an elektromischen wie elektro-mechanischen Helfern, die eine solche dynamische Tonnenlast wie von leichter Hand souverän bewältigen. Nur ist es dann der Traum, das Gesamtgewicht von unter 2 Tonnen einzuhalten, ausgeträumt – wenn auch all die aufwändigen Diätprogramme, wie Aluminiumkarosserie, Leichtbauteile und Kompositmaterialien die Karosserie des neuen Cayenne um 135 Kilo verschlanken konnten.
Mehr PS und dicke Gummiwalzen
Eine ähnliche Rechnung lässt sich auch für die überarbeiteten Motoren aufstellen. Weniger Gewicht, mehr PS und geringerer Benzinverbrauch heben sich dann wieder auf, wenn schneller gefahren wird und die Sicherheits- und Komfortausstattung als auch die Kommunikations- und Musikangebote gesteigert werden. Nicht zu vergessen die größere Bereifung mit mehr Gummi und schwereren Felgen.
Luxus-SUV mit großem Nutzwert
Es ist ein „Running-target“, das gewünschte Ziel enteilt wieder, weil die Ansprüche steigen. Grenzwerte werden erreicht, die mancherorts zu Killer-Argumenten (siehe enge Altstadtgassen) mutieren, gleichzeitig das Fahren aber erst komfortabel, sicher und angemessen machen, wenn durch die Alpen gefahren wird oder der Pferdeanhänger am Kugelkopf hängt.
Leben und fahren mit den Extremen
Über das Für und Wider lässt sich trefflich streiten, wie die Motorisierung des Cayenne Aufreger provozieren mag. Von 340 bis 550 PS (250 kW- 404 kW) reicht die Palette der Benzinmotoren, die zuerst in den Verkauf gehen. Später werden weitere Motorisierungen folgen – auch Dieselmotoren und eine Hybridvariante.
1 Kommentar