Erstmals seit Monaten müssen sich die Verbraucher auf eine teils drastische Verteuerung von Milch und Milchprodukten einstellen. Wie die „Welt“ in der Vorwoche berichtete, werden die Preise je Liter frischer Vollmilch im Lebensmittelhandel schon ab nächste Woche voraussichtlich um mindestens zehn Cent steigen.
Erste Stichproben zeigen, dass diese Prognose bereits wahr geworden ist. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd haben den Preis für fettarme Frischmilch um 18 auf 60 Cent je Liter angehoben, wie FOCUS Online berichtet. Das eine Stichprobe bei Aldi Süd am Mittwoch ergeben. Das entspricht einem Anstieg um über 43 Prozent.
Bei frischer Vollmilch stieg der Preis nach Angaben von FOCUS Online um 19 auf 65 Cent je Liter - 41 Prozent mehr als bisher. Das Schwesterunternehmen Aldi Nord habe die höheren Preise bestätigt. Betroffen von der Teuerung sind dem Bericht zufolge auch Bio-Milch und Kräuterquark bei Aldi Süd. Ebenso stieg der Preis für H-Milch, wie Aldi Süd bestätigte.
Aldi gibt bei Milch und Butter traditionell die Preise vor, andere Ketten werden beim Anstieg der Preise mitziehen. Hintergrund der Erhöhung sind neue Verträge zwischen Molkereien und den Handelsketten, die zum 1. November in Kraft traten.
"Wir gehen von Erhöhungen in zweistelligen Cent-Bereich aus“, hatte der Sprecher des Milchindustrie-Verbandes (MIV) der „Welt" in der Vorwoche gesagt - und damit eher noch untertrieben.
Bei anderen Milchprodukten ist die Preiserhöhungswelle bereits in vollem Gange. Der Durchschnittspreis für deutsche Markenbutter sei im Preiseinstiegssegment im September auf 1,29 Euro für die Halbpfund-Packung gestiegen, berichtete Kerstin Keunecke, Expertin der Bonner Marktbeobachtungsstelle AMI, der „Welt“. Noch im August habe der Durchschnittspreis bei 0,99 Euro gelegen. Auch andere Milchprodukte wie Käse und Joghurt würden teurer.
Gut für die Milchbauern!
Die steigenden Verbraucherpreise sind Anzeichen für eine Wende am Erzeugermarkt, die den Milchbauern zugute kommen dürfte. So prognostiziert der Milchindustrie-Verband, dass die Marke von 30 Cent beim Milchgeld „bald flächendeckend erreicht“ werde.
Seit Anfang 2014 waren die Erzeugerpreise gesunken, teilweise auf weniger als 20 Cent pro Liter – ein Niveau, das viele Bauern in Existenzprobleme stürzte. Im Sommer gab es deswegen viele Kundgebungen, Proteste und Krisentreffen. Inzwischen haben viele Bauern in der EU und darüber hinaus ihre Milchproduktion eingeschränkt. Das sinkende Angebot lässt schließlich auch die Erzeugerpreise steigen.
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