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So fallen Sie nicht auf Fake-News herein

So fallen Sie nicht auf Fake-News herein

Denise Winterbeck
21.12.2016, 16:29 Uhr
Beitrag von Denise Winterbeck

Spätestens seit dem amerikanischen Wahlkampf sind Fake-News in aller Munde. Mit reißerischen Schlagzielen und empörtem Tonfall verbreiten sich Artikel im Internet, die die Wahrheit bewusst verdrehen oder gleich komplett frei erfinden. Im amerikanischen Wahlkampf könnten Fake-News Donald Trump zum Sieg verholfen haben, hierzulande verbreiten sich besonders gezielte Falschmeldungen zur Stimmungsmache gegen Flüchtlinge. Wie kann man im Internet erkennen, ob es sich bei einer brisanten Meldung um Lüge oder Wahrheit handelt? Die folgenden Tipps helfen dabei.

1. Aus welcher Quelle stammt die Nachricht?


Fake-News-Portale geben sich gerne Namen, die Seriosität vermitteln. Doch oft lässt sich mit wenigen Klicks entdecken, dass es mit dieser nicht weit her ist. Hat die Facebook-Seite der angeblichen Zeitung überhaupt eine eigene Webseite? Wenn ja, macht diese einen seriösen Eindruck oder wimmelt sie vor aggressiver, halbseidener Werbung? Eine Webseite ohne Impressum ist auch wenig Vertrauen erweckend (und nach deutschem Recht sogar illegal). Ebenfalls ein guter Hinweis ist der Autor des Beitrags. Handelt es sich dabei um eine reale Person, über die man im Internet weitere Informationen findet? Arbeitet sie journalistisch und hat bereits mehrere Artikel veröffentlich? Oder versteckt sich hier jemand hinter einem erfunden Pseudonym?

2. Ist der Artikel wirklich aktuell?


Fake-News behaupten immer höchste Brisanz – dabei sind sie oft aus der Mottenkiste gegraben, da sie massenhaft mit geringem Aufwand produziert werden. Ein alter Artikel kann jedoch Informationen enthalten, die inzwischen veraltet oder widerlegt sind. Ein schneller Check bei Google hilft, um zu prüfen, ob über das Thema schon vor Jahren berichtet wurde.

3. Berichten andere Medien darüber?


Auch wenn das Kritiker der „Mainstream Medien“ nicht gerne hören: Es ist extrem unwahrscheinlich, dass ein kleines kurioses Blog eine sensationelle Enthüllung macht, über die andere Medien nicht ebenfalls berichten – und sei es mit Verspätung. Wenn sich eine brisante Geschichte wie ein Lauffeuer im Netz verbreitet, lassen es sich die etablierten Medien kaum nehmen, auf den Zug aufzuspringen. Vorausgesetzt natürlich, die Geschichte besteht eine sorgfältige journalistische Überprüfung und hat tatsächlich Hand und Fuß.

4. Werden Quellen genannt?


Wenn in einem Artikel nicht genannt wird, woher die verwendeten Informationen kommen, ist das immer verdächtig. Oft werden auch provokante Inhalte – etwa angebliche Aussagen von Politikern – aufgeführt, die sich in der verlinkten Quelle dann so gar nicht wiederfinden. In einigen Fake-News werden auch Quellen frei erfunden, etwa wissenschaftliche Institute, die angeblich irgendwelche Studien durchgeführt haben. Wer sich sicher sein will, sollte also prüfen, ob es die genannten Quellen wirklich gibt und ob sie mit dem übereinstimmen, was im Artikel steht.

5. Erst lesen, dann liken


Um dem Unwesen der Fake-News ein Ende zu bereiten, sind alle gefragt. Denn die Artikel verbreiten sich erst durch die Erregung der Leser, die sich im Internet allzu leicht zu impulsiven Reaktionen verleiten lassen. Deshalb gilt: Bevor man einen brisanten Artikel liked, teilt oder kommentiert, sollte man wenigstens grob überprüfen, ob er glaubwürdig ist. Dafür ist es natürlich notwendig, den Artikel erst einmal zu lesen. Viele Fake-News verbreiten sich deshalb so schnell, weil sie die Vorurteile ihrer Leser bestätigen, die schon auf die Überschrift empört reagieren und den Artikel sharen, ohne ihn gelesen zu haben. Der News-Feed von Facebook ist nicht darauf ausgelegt, wahre von falschen Informationen zu unterscheiden oder gute von schlechten Artikeln. Er zielt darauf, die User zum Engagement anzuregen, deshalb verbreiten sich reißerische Artikel, auf die viele Menschen impulsiv reagieren, hier besonders gut.

Greift die Politik gegen Fake-News durch?


Bislang liegt es also an den Leserinnen und Lesern, sich gegen die Plage der Fake-News zur Wehr zu setzen. Doch das könnte sich bald ändern, denn inzwischen haben sich Politik und Wirtschaft in die Diskussion eingeschaltet. Angela Merkel sagte jüngst in einer Rede, man werde sich im Bundestag mit dem Thema befassen, und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kündigte an, massiv gegen Fake-News auf seiner Plattform vorzugehen. Dafür will er die Möglichkeiten verbessern, mit der Nutzer Falschnachrichten melden können, und außerdem Fake-News-Portale von der Ausschüttung der Werbeeinnahmen ausschließen.

Doch auch für die IT-Tüftler aus dem Silicon Valley dürfte das Problem nicht leicht zu lösen sein. Denn Facebook ist kein Verlag, sondern versteht sich als Plattform, die so wenig wie möglich in die freie Meinungsäußerung ihrer Nutzer eingreifen will. Ob Algorithmen dabei helfen können, Fake-News zu erkennen und zu filtern, ist eine spannende Frage, welche auch auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland die IT-Spezialisten beschäftigen wird. Dann nämlich, wenn der Bundestag beschließt, als Gesetzgeber gegen die Verbreitung falscher Informationen durchzugreifen.

Bis dahin bleibt die menschliche Einschätzung eines Artikels die beste Taktik. Wer sich bei einem Artikel nicht sicher ist, kann auf Webseiten wie hoaxsearch.com nachschlagen – dort werden bekannte Fake-News gesammelt und von Journalisten akribisch auseinandergenommen. Wer einen Fall hat, der noch nicht eingetragen ist, kann sich sogar an die Redaktion wenden und um eine professionelle Einschätzung bitten.

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3 Kommentare

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Gibt es heute noch seriöse Quellen?
Unsere offiziellen Medien muss man heute genauso hinterfragen, wie die, vor denen sie warnen.
Mit populistischen Lügen wird auf allen Seiten gearbeitet.
Jeder sieht Informationen, die die eigene (manipulierte) Meinung unterstützen als Anwalt.
Informationen, die dem widersprechen, sieht man als Ankläger.
Die Wortwahl unserer Politiker ist heute sehr ausgeklügelt, der Wolf trägt einen Schafpelz!
  • gerade eben
  • 0
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Die Idee ist nett. Die Praxis lässt aber nichts sinnvolles erwarten.
Kein Algorithmus kann selbstständig eine Recherche machen, ob ein Artikel ein Fake ist. Noch nicht einmal realistische Hinweise sammeln.
Das bedeutet: Entweder wird von einem Algorithmus willkürlich gesperrt, oder ein Mensch muss das überprüfen. Dafür bräuchte man alleine in Deutschland tausende von Leuten. Aber wer überprüft die Prüfer dann? Darf dann so ein Einzelner praktisch richterliche Befugnisse haben? Die müsste er dann aber haben, um z.B. Eingriffe in die Meinungsfreiheit durchführen zu können.
Irgendwie riecht das alles sehr nach Populismus.
Das "seriöse" Medien keine Fakes verbreiten (weil sie ja sorgfältig journalistisch Überprüfen) entspricht auch nicht der Realität. Der Fake von dem verbotenen Weihnachten in der deutschen Schule in der Türkei, ging durch alle deutschen Medien, bis endlich einmal korrekt recherchiert wurde.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
Entweder macht man es mit Internetnutzern wie mit den Redakteuren der Medien und gibt ihnen einen festen, engen Rahmen von Haltungen, Meinungen die sie veröffentlichen dürfen, oder der einzelne Nutzer muss halt langsam lernen, mit den Medien umzugehen.
  • 21.12.2016, 22:36 Uhr
  • 0
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Danke für deinen wichtigen Beitrag. Hoffentlich lesen es viele. Ich habe mal eine Übersicht einiger unseriöser Portale zusammengestellt.

wize.life/themen/kategorie/kultur/artikel/489...les-glaubst
  • 21.12.2016, 22:05 Uhr
  • 0
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