Bio boomt, hat aber auch seinen Preis. Zwar gibt es auch Billig-Bio bei Aldi und Lidl. Die Frage ist aber: Sind diese Lebensmittel genauso gut? Ohne Chemie, Gentechnik und Massentierhaltung – wie die beim Biobauern Ihres Vertrauens? Geht das - oder wiederspricht das dem eigentlichen Bio-Gedanken?
Noch vor 15 Jahren haben die meisten Deutschen Bio-Lebensmittel belächelt und selten gekauft. Die Äpfel waren klein und schrumpelig, der Blumenkohl gleich mit Fleischbeilage, sprich Würmern, das Brot mit vielen Körnern gewöhnungsbedürftig. Und die Kunden schienen so manchem schrullig bis schräg. Heute hat sich dieses Bild total gewandelt: Bio-Lebensmittel besitzen eine hohe Qualität, schmecken hervorragend und sehen appetitlich aus. Und während andere Lebensmittel bei den Verkaufszahlen Einbußen hinnehmen müssen, steigen die Absätze der Biobranche im zweistelligen Bereich: Bio boomt und der Bio-Käufer ist ein Trendsetter (und die Bio-Käufer von einst im Übrigen Pioniere).
Doch "echte" Bio-Lebensmittel sind teuer und viele können sich das einfach nicht leisten. Kein Zweifel, "Demeter", "Bioland" und "Naturland" haben einwandfreie Waren, wie Kontrollen bestätigen. Doch für eine junge Familie mit Kindern, deren Vater nur durchschnittlich verdient, für Alleinerziehende, "Hartzer" oder Rentner ist das First-Class-Bio nur schwer erschwinglich.
Da bietet sich Billig-Bio von Aldi und Lidl an. Die Hälfte aller Bio-Waren wird inzwischen in diesen und anderen Discountern verkauft. Allerdings ist dort die Bio-Ware mit ganz anderen Qualitätszeichen gekennzeichnet als die im Öko-Supermarkt oder Naturkostladen. Viele haben ihre eigenen Biomarken oder das allgemeine EU-Bio-Siegel mit dem Blatt (nach EG-Öko-Verordnung) oder teilweise auch noch das sechseckige, ehemals deutsche Bio-Siegel. Sie müssen die EU-Verordnung für ökologischen Landbau erfüllen.
Im Grundsatz deckt sich das mit den Selbstauflagen der Bio-Verbände, wobei das EU-Bio-Siegel lediglich Minimalanforderungen erfüllt, während die Verbände Demeter und Co. wesentlich weiter gehen.
Vorgaben für EU-Bio-Lebensmittel und Verbands-Bio unterscheiden sich in wichtigen Details
Die EU-Richtlinien erlauben beispielsweise mehr organischen Stickstoffdünger, die Anzahl der gehaltenen Tiere ist höher und Grünfutter im Sommer ist nicht bindend.
Größter Kritikpunkt: EU-Bio erlaubt auch nur die Teilumstellung eines Betriebs. Ein Teil von Ställen und Äckern unterliegt den EU-Bio-Richtlinien, der andere ist konventioneller Anbau und Aufzucht – mit allen Chemikalien für Pflanzen und Medikamenten für Tiere. Und viele der EU-Bio-Lebensmittel, die bei uns verkauft werden, stammen aus dem Ausland.
Sicher ist EU-Bio besser als gar nicht Bio. Käufer sollten sich aber bewusst darüber sein, dass sie nur die niedrigste Bio-Stufe erwerben.
Doch wie ist es mit den Bio-Hausmarken der Discounter?
Sie müssen selbstverständlich den Mindestanforderungen der EU-Bio-Richtlinien entsprechen. Doch wenn Sie Glück haben, erhalten Sie unter BioBio (Plus/Netto Marken-Discount), GutBio (Aldi Nord) oder Bio Sonne (Norma) sogar Premium-Bioware. Denn viele Verbandslandwirte beliefern auch die großen Discounter, wie eine Recherche von Greenpeace entdeckt hat. Andererseits stellte Öko-Test bei einer Untersuchung von Bio-Lebensmitteln beim Discounter fest, dass jedes zwölfte das Bio-Siegel zu Unrecht trug.
Mehr über dieses spannende Thema finden Sie im Lifeline-Artikel Gesunde Ernährung: Sind Bio-Lebensmittel gesünder?
Dort werden auch fünf Exemplare des Ratgebers "Bio-Lebensmittel - warum sie wirklich gesünder sind" verlost. Autorin ist die Diplom-Biologin Dr. Andrea Flemmer, das Vorwort schrieb Starköchin Sarah Wiener, die sich für artgerechte Tierzucht und nachhaltig produzierte Lebensmittel einsetzt.
Doch wie halten Sie es mit dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln? Und wenn: Wo kaufen Sie Ihre Bio-Lebensmittel ein und lösen das Dilemma? Vertrauen Sie den Discountern nach all den Lebensmittel-Skandalen?
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