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Die Kunst des Gesprächs

Die Kunst des Gesprächs

14.02.2016, 11:08 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer

Ein deutscher Schriftsteller sagte einmal über das Gespräch, es gäbe da einen Spieler und ein Instrument, und wenn es ein besonders gutes Gespräch sei, wisse man nicht, wer der Spieler und wer das Instrument sei.

Ein Zusammenspiel auf der Basis des Vertrauens?

Wenn man einen Geiger beobachtet, wie behutsam er seine Geige anfasst, wie er sie auf seine Schulter legt und wie er mit dem Instrument eins wird, versteht man diese Aussage.
Musik entsteht aus der Eins-werdung, dem Verschmelzen von Künstler und Instrument.

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Der Autor einer Notiz oder eines Beitrags kennt sein Instrument, seinen Gesprächspartner, noch nicht.
Er gibt ein Thema vor, weil es ihn selber interessiert, stellt eine T h e s e auf, erwartet Bestätigung, Ergänzung oder Berichtigung.
A n t i – t h e s e n sind erwünscht, erweitern das Gesichtsfeld, machen Facetten sichtbar.
Im Verlauf de Gesprächs mag sogar eine S y n – t h e s e zustandekommen.

So verstanden die Griechen einen Dialog.

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Bei Seniorbook lösen bereits bestimmte T h e m e n eine Flut von Verwünschungen aus. An erster Stelle stehen Auseinandersetzungen philosophischer und spiritueller Art. Auch in der Politik prallen Meinungen heftig aufeinander, führen bisweilen zu Spießrutenlaufen und gezieltem Mobbing.

Auch die F o r m schreckt einige ab, reizt oder langweilt andere.

Es wäre in Ordnung, wenn sich die Kritik auf den Inhalt
beschränkt, denn jeder mag im Laufe seines Lebens eine andere Auffassung zur Sache entwickelt haben. Man versteht alles, was einem begegnet, nur vor dem Hintergrund seines Lebensentwurfs.
Man muss sich nicht ebenso leidenschaftlich für Briefmarken oder Kaninchen interessieren wie der jeweilige Autor. Das erwartet niemand.
Aber wenn man schon etwas zu sagen hat, dann sollte man zumindest fundierte Kenntnisse, den Gegenstand betreffend, mitbringen.
Man sollte außerdem seine Kritik fortiter in re suaviter in modo vortragen, d.h. hart in der Sache, aber freundlich im Ton. Das wussten schon die alten Römer; sie wären entsetzt, wenn sie bei SB gelegentlich mitlesen würden.

Kritik an der D a r s t e l l u n g, d.h. der Syntax, der Orthographie, des Stils, des intellektuellen Gesamtniveaus sollte eigentlich unterbleiben, denn sie demütigt den Autor, wenn das in der Öffentlichkeit geschieht.
Die Bearbeitung eines Themas kann leidenschaftlich, langweilig, witzig, tiefgründig oder seicht sein, kann etwas über den Autor aussagen, z.B. über seinen Charakter, seine Sozialisation, seine Bildungsstufe.
Sie erlaubt dem Gesprächspartner nicht, sich herablassend dazu zu äußern.
Ob im Wort 'Karriere' 3 r an der falschen Stelle stehen oder das Wort Rhythmus mit einem h auskommt, sagt nichts über die Persönlichkeit des Menschen aus, der hier einen Fehler macht.

Kritik an der P e r s ö n l i c h k e i t des Verfassers, sollte in der Öffentlichkeit generell vermieden werden. Die Lektüre einer Notiz oder eines Beitrags kann niemals ein vollständiges Bild von dem Menschen vermitteln, der hier nur einen Denkanstoß gegeben hat.
Wir wissen nichts von den Motiven oder den tieferen Gründen, die ihn zu diesem Schritt bewogen haben. Vielleicht sucht er tatsächlich selber Antwort auf eine Frage, die ihn seit langer Zeit verfolgt. Vielleicht möchte er nur aus einem einsamen Leben ausbrechen und wagt es, eine Tür zu öffnen.
Vielleicht möchte er aber auch andere an seinen Erfahrungen teilhaben lassen, an seinen Selbstzweifeln, seinem Enthusiasmus, seinen 'gesicherten Erkenntnissen'. Es ist ein Angebot, mitzumachen, sich einzumischen, etwas miteinander zu teilen.

Natürlich hat man das Recht, dieses Angebot nicht anzunehmen. Man pocht auf sein Recht auf Meinungsfreiheit, inzwischen Fetisch aller westlichen Demokratien.
Aber wer Bewegungsfreiheit hat, darf auch nicht seine Ellbogen einsetzen, wenn er nach vorn eilt und andere dabei verletzt. Wer seine Meinung frei heraus sagt und dabei den anderen verspottet oder gar verhöhnt, hat dieses Recht missverstanden.
Alle Rechte sind begrenzt. Sie hören da auf, wo die Rechte des anderen beginnen.

An einem Beispiel möchte ich das noch einmal verdeutlichen:
Das Thema könnte 'Gesundheit im Alter' sein. Es wäre wünschenswert, zu den verschiedenen Aspekten etwas beizutragen. Sicher würden sich schnell Vegetarier oder Veganer zu Wort melden. Würde man sie dann wenig schmeichelhaft als „Gemüsefresser“ bezeichnen, käme das einer stilistischen Entgleisung gleich.
Einen Mittagsschläfer zur „Schlafmütze“ zu degradieren, könnte als Humor noch durchgehen, wenn man den Ausdruck mit ein paar passenden Smileys garnierte.

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Ein gutes Gespräch sollte am Ende zu einem Gewinn für alle führen, einer Erweiterung des Wissens. Niemand sollte sich – wie es die Tarotkarte Schwerter Nr. 7 zeigt - mit gestohlenen Waffen vom Schlachtfeld entfernen. Verwundete sollten nicht am Boden liegen, nur weil sie ohne Waffen erschienen sind.

Miteinander reden sollte eigentlich Nähe herstellen, nicht Entfernung und schon gar nicht Entfremdung voneinander.

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Der Monolog könnte ein guter Ersatz für diejenigen sein,
die die Härte eines verbalen Schlagabtauschs nicht ertragen wollen oder können.
Das 'SB-Buch' könnte für diese Gruppe zu einem Zufluchtsort werden


© Edith Zeile

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20 Kommentare

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  • 12.10.2016, 21:14 Uhr
  • 0
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Danke für diesen Beitrag.....besser kann es nicht gesagt bzw. geschrieben werden...
  • 15.02.2016, 10:41 Uhr
  • 1
Vielen Dank
  • 01.05.2017, 12:46 Uhr
  • 0
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Sooo richtig, soooo gut! Bleibt zu hoffen, dass Deinen Beitrag auch diese 'Prolle-Trolle' lesen und jene, die mit spitz-gespaltener Zunge reden.
Es geht (fast) nichts über gute Gespräche und Diskussionen. Sie hallen nach, lässt u.U. neu nachdenken und Ideen entwickeln.
Ich habe bereits begonnen bei unwürdigen Kommentaren ein klare Grenze zu ziehen und diese Herrschaften von meinem Grundstück zu verweisen. Höflich, aber sehr deutlich!
  • 14.02.2016, 19:28 Uhr
  • 2
Renate, ich hab den Text geschrieben, weil ich den Ton einer Diskussion nicht mehr ertragen konnte.
Nein, das lesen nur die, die es nicht zu lesen bräuchten!

Die andere Gruppe würde es als eine "Erziehungsmaßnahme" vehement ablehnen.

Am besten haben mir immer die Satiren von .... gefallen.
  • 14.02.2016, 19:47 Uhr
  • 3
Mit diesen Satiren konnte ich auch gut umgehen. Der Rest war oft sehr grenzwertig.

Erst vor eingien Tagen war das Thema Kommentare im Internet bei SWR3 'verhacktstückt' worden. Eine Plattform sich auszuprobieren, ist eine wundervolle Sache. Doch aus der Anonymität heraus loszuschlagen, wird allgemein abgelehnt. Schlimm ist, dass sich viele da nicht wehren können. Es ist ene neue Art, mit der man sich auseinandersetzen (ist das richtig ) lernen muss! Ich glaube, dass hier Eltern und auch Lehrer besonders gefordert sind. Ob sich dieser Trend des Cybermobbings (ist ja letztlich) wieder mal legen wird...?
  • 14.02.2016, 19:56 Uhr
  • 2
Wir sollten uns fragen, warum Menschen so viel überschüssige Aggressivität in sich haben.

Ich habe den Verdacht, dass zu viele Menschen auf diese Weise auf sich aufmerksam machen wollen, weil ihnen im realen Leben zu wenig Aufmerksamkeit/Zuneigung/Liebe entgegengebracht wird.
Sie sind unterversorgt und rächen sich dafür.

Diese Plattformen als Angebot für Gesellschaften, in denen der Single -Status überwiegt, sind eigentlich eine gute Sache.
Aber sie können auch sensible Menschen und vor allem Kinder und Heranwachsende kaputt machen.
  • 14.02.2016, 20:05 Uhr
  • 3
Ja, das ist eine Möglichkeit, die emotionale Unterversorgung. Andererseits habe ich das Gefühl, dass viele nicht hinreichend im Leben gefordert sind, auf eine gute Weise meine ich. Sie dürfen keine Kreativität zeigen, dürfen oft nicht mitdenken und wenn, dann nur konform mit dem Vorgegebenen. In einer Welt der Normen hat Individualität wenig Platz. Das kann ich ein Stückweit nachempfinden, musste ich doch, vor allem in den Altenheimen, in denen ich arbeitete, Normen erfüllen. Wenn ich daran denke, stellen sich mir regelmäßig die Nackehaare hoch und ich spüre eine üble Verspannung im Schulterbereich.
So etwas entschuldigt natürlich nicht die verbalen Angriffe auf jedermann. Die Menschen können dann leider ihre Aggressivität nicht kanalisieren. Anstatt sie den Garten umgraben oder den Keller aufräumen, spazieren gehen oder ähnliches, hocken sie am PC, ohne jede Erdung und heben ab!
Sensible Menschen müssen lernen sich a) zu wehren und b) den Ausschaltknopf bedienen. Kinder dürfen sich nur sanktioniert im Netz aufhalten, Eltern müssen darüber Bescheid wissen, um sie schützen zu können. Das ist eine heftige Herausfordeung!
  • 14.02.2016, 20:22 Uhr
  • 1
Ich erinnere mich, dass ich einmal am PC - nach Kontakten im Chatraum "Science" bei Aol - eine Mail von einem Sektenbeauftragten bekommen habe, die so mies war, dass ich am PC zusammengebrochen bin. In Tränen aufgelöst.

Kinder brauchen unbedingt Schutz.
  • 15.02.2016, 10:39 Uhr
  • 0
Liebe Edith,
zunächst finde ich deinen Beitrag sehr wichtig und auch verständlich.
Man weiß nie wer ihn liest, vielleicht auch jene, die man hier ständig von Oben herab in Schubladen steckt, um den eigenen Intellekt aufgehen zu lassen.

Du fragst:
Edith Zeile
Wir sollten uns fragen, warum Menschen so viel überschüssige Aggressivität in sich haben.

Ich denke, manchmal ist es ein Reizwort, das wie ein Messer in einen zugeschnürten Sack sticht.. Dann bricht es raus und alle sind erschrocken - oft mit Recht. Doch dahinter stecken vielleicht kluge Gedanken, die immer wieder von anderen abgewehrt wurden.
Oft wird doch nicht zugehört, sondern wie ein Schnellschuß geantwortet.

Nochmals, dein Beitrag ist ein wichtiger Beitrag für den Weg zur kleinen Harmonie
  • 15.02.2016, 11:09 Uhr
  • 3
Vielen Dank, Margarete für deinen ergänzenden Beitrag!
  • 15.02.2016, 11:46 Uhr
  • 1
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Liebes Team, ich bedanke mich herzlich dafür, dass Ihr meine Beiträge immer so lustig bebildert.
  • 14.02.2016, 17:16 Uhr
  • 3
  • 30.04.2017, 12:07 Uhr
  • 0
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Edith, danke das ist wunderbar verwortet!!!!!!
  • 14.02.2016, 14:22 Uhr
  • 1
Es gibt einen einzigen Satz, den ich wichtig finde. nämlich, dass jeder seine Sicht der DInge immer vor dem HIntergrund seines Lebensentwurfs sehen möge.
Wer sich das einmal klar macht, wird tolerieren, dass der andere ganz andere Meinungen vertreten darf. Dass es ihm aber nicht erlaubt ist, sich nun für den Meinungsführer aller Zeiten zu halten.
Ach, Freya, ... ein gutes Gespräch kann nur entstehen, wenn NICHT im Hintergrund immer diverse Aggressionen wabern. Dadurch entsteht ein geradezu krank machendes Feld.

Dann ist es Zeit zu gehen.
  • 14.02.2016, 14:28 Uhr
  • 1
Genau den Satz wollte ich hervorheben, Edith, an ihm blieb ich angenehm hängen!!!!
  • 14.02.2016, 14:40 Uhr
  • 1
Vielleicht paß dies zum Einen, oder Anderen?


Vorbei?

Ist er
vorbei
unser Reifeprozess
füreinander?
Bestimmst du mein
Fühlen
nach Maßstäben die
deiner Illusion
Nähe und Mensch
erwachsen?
Ich kann nur deine
Wandlung mit tragen
nicht dich….
  • 15.02.2016, 22:56 Uhr
  • 1
  • 16.02.2016, 09:14 Uhr
  • 1
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super!
Ja, genauso sollte es sein
Es fehlt vielen an Streit- und Diskussionskultur
Es geht oft nur um das "recht haben" und um die Unsitte, sich selbst zu erhöhen, indem man einen anderen herabwürdigt

Das vergessen auch sehr viele, wenn sie auf ihre Meinungsfreiheit pochen.
"Alle Rechte sind begrenzt. Sie hören da auf, wo die Rechte des anderen beginnen."

Danke für deinen Beitrag
  • 14.02.2016, 12:29 Uhr
  • 4
Ja, Edelgard, SB hat nicht nur einen hohen Unterhaltungswert, sondern bietet allen - ich schreibe ausdrücklich allen - die Möglichkeit, sich selber und seine
Motive zu hinterfragen.
  • 14.02.2016, 12:37 Uhr
  • 2
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