Unbekannte Heimat

Unbekannte Heimat

Peter Leopold
01.12.2016, 07:02 Uhr
Beitrag von Peter Leopold

Es ist frustrierend, aber auch ungemein interessant, wie Manche in sozialen Netzwerken - und insbesondere hier in Wize-life andere Menschen angreifen, die nicht nur deshalb auf der Flucht sind, weil sie sich ein "besseres Leben" erhoffen - also reine Wirtschaftsflüchtlinge sind - sondern Diejenigen, die alles zurück lassen müssen, um zu überleben. Dazu gehören natürlich Menschen die vor Kriegen flüchten, aber auch Jene, die aus verschiedenen Gründen und Lebenseinstellungen verfolgt werden, die von der Gesellschaft in der Heimat nicht akzeptiert werden. Und ich meine nicht eine nachvollziehbare strafrechtliche Verfolgung.

Man sollte einmal klar stellen, was es überhaupt bedeutet, wenn man die Betreffenden wieder "loswerden" will und zurück schickt. Es werden auch Viele nicht verstehen können / wollen, weil sie sich mit dieser Frage nicht einmal annähernd beschäftigen. Und ich denke, man muss es selbst auf die ein oder andere Art selbst erlebt haben, um sich vorzustellen, was es bedeutet, in eine unbekannte Heimat zurück zu kehren.

Selbst in friedlichen Ländern, in denen keine Verfolgung droht verändern sich die Dinge mit der Zeit. Und je länger man weg ist, umso ungewisser ist die Zukunft - auch dann, wenn man permanent zu Informationen Zugang hat. Wenn man nach 20 Jahren Auslandsaufenthalt in die Heimat zurück kehrt, zählen Erinnerungen an Menschen und Orte nicht mehr. Auch die Mentalität ist nach so langer Zeit verändert - abgesehen von den Veränderungen, die man selbst durchlebt hat.

Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man kurz vor der Abreise steht und versucht, die wichtigsten Dinge zu packen, ohne dabei Erinnerungen zurück zu lassen, die im Laufe der Jahre wichtig geworden sind. Jedem Teil..jedem Foto hat man eine bestimmte Bedeutung beigemessen und so wird alles zu einer definitiven Entscheidung. In der Jugend macht man sich da nicht viele Gedanken, doch je älter man wird, umso schwieriger ist es, sich von Erinnerungen zu trennen.

Wenn man am Ende eine Heimat vorfindet, die nichts mehr mit dem gemeinsam hat, das man einmal zurück gelassen hat, muss man sich völlig neu orientieren und trotzdem eine Art Alltag zurückkehren lassen. Wenn man sich nun vorstellt, dass man in ein völlig zerstörtes Land zurückkehrt, in dem kein Stein mehr auf seinem Platz - keine Infrastruktur vorhanden ist, muss man sich fragen, mit welchem Recht genau Diejenigen "Verurteilungen" aussprechen, die sich nicht einmal vorstellen können, den eigenen Wohnort kurzfristig zu verlassen. Diejenigen, die schon überfordert wären, wenn sie ihren eigenen Furz nicht mehr riechen können, sind interessanterweise Dieselben, die Hasstiraden über Andere ergießen und sie auffordern,sich nicht so anzustellen. Ihnen sei gesagt, dass Denken absolut nicht weh tut und das dies auch einmal einen Versuch wert ist.

Kernaussage dieses Beitrags - für Alle, die sie nicht schon selbst heraus lesen können: Nicht nur die Flucht ist emotional problematisch - auch die Rückkehr. Und ein bischen mehr Verständnis hat noch niemandem geschadet.

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20 Kommentare

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Syrischer Patriarch kritisiert deutsche Flüchtlingspolitik
Ein hoher Geistlicher der syrischen Christen macht das deutsche Schutzangebot dafür verantwortlich, dass so viele Menschen sein Land verlassen
Die Bereitwilligkeit der Bundesregierung, Kriegsflüchtlingen aus Syrien Schutz zu gewähren, werde dort „so verstanden, als wolle Deutschland soundsoviele Leute haben“. Gewiss sei Angst ein Fluchtmotiv, aber diese Angst werde vom „Islamischen Staat“ bewusst geschürt, so der Geistliche. Andere Gründe für die Abwanderung aus Syrien seien „Hoffnung auf besseres Leben und eine bessere Zukunft“ wie auch Lust auf „Abenteuer“, so Gregorios III. Die Ausreisewelle verglich er mit einer „Epidemie“. n Damaskus gehe das Leben aber normal weiter. Alle Waren seien da, das Leben sei immer noch billiger als im benachbarten Libanon. „Die Basare sind voll“, sagte Gregorios III.
Dass die Menschen aus den Regierungsgebieten flöhen, sei „nicht wahr“ „Sicherheit ist da, wo die Regierung ist“, sagte Gregorios III. Den Syrienkonflikt beschrieb der Patriarch als von unterschiedlichen Interessen gesteuert. In den westlichen Medien herrschten „Manipulation, Ignoranz, der Wille, über das Schlechte zu informieren“, sagte Laham. Es gebe größere Religionsfreiheit als in den meisten anderen Ländern des Nahen Ostens. Abgesehen vom Libanon sei Syrien das einzige Land in der Region, in dem der Islam nicht Staatsreligion sei.
Der in der Nähe von Damaskus geborene Patriarch steht seit 2000 an der Spitze der griechisch-melkitischen Kirche.

FAZ 4.11.2015
  • 02.12.2016, 16:45 Uhr
  • 0
Peter Leopold
Thema verfehlt - setzen sechs.
  • 02.12.2016, 16:48 Uhr
  • 0
Was für eine grandiose Antwort, da sieht man gleich, welch großer Geist dahinter steckt. Lohnt sich nicht, das weiter zu kommentieren!
  • 06.12.2016, 17:44 Uhr
  • 0
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Ich habe absolut keine Erfahrung, bin nie ausgewandert und mußte somit auch nicht zurückkehren...

Ich habe nur eine Erfahrung gemacht: Deutschland ganz gleich ob es sich um die Bürger oder die Politiker handelt will immer die 1. Geige spielen.. sind allwissend und bestimmend und genau das bricht ihnen das Genick.

Es würde mich auch nicht wundern wenn in Syrien der Krieg beendet ist, sind die Deutschen diejenigen die es aufbauen, anstatt die Flüchtlinge hier auszubilden, daß sie ihre Heimat wieder aufbauen können.. man zahlt lieber Unterstützung und gibt keine Arbeitserlaubnis.

Genau so ist es in vielerlei Hinsicht, denn die Hilfe ist nie umsonst nur von uns Bürgern erwartet man das.
  • 01.12.2016, 10:44 Uhr
  • 2
Peter Leopold
Naja, dass hier Einiges schief läuft, sollte Jeder wissen. Es rechtfertigt aber nicht die allgemeine Hetzerei, die sich in sozialen Netzwerken breit macht.
  • 01.12.2016, 14:06 Uhr
  • 2
Ja, was das Netzwerk betrifft, kann ich ein Lied singen nur ich sehe darin die unterschiedlichsten Meinungen und das Denken der Einzelnen... denn Hetzerei kommt irgendwoher
es hat wohl tiefliegende Gründe .. sei es Unzufriedenheit, Neid, oder Egoismus im eigenen Tuen und im Netzwerk kann man Frust ablassen... manche Menschen haben sonderbare Einstellungen und wahrscheinlich auch nie gelernt, daß auch der andere Recht haben kann.
Dadurch ergibt sich erst Stänkerei und Hetzerei, manchmal schlimmer wie bei Schüler in der 1. Klasse.. und wenn man von unserem Netzwerk aus geht.. reife Menschen ??? oder vielleicht doch zurück geblieben... keine Ahnung.
  • 01.12.2016, 14:14 Uhr
  • 1
Peter Leopold
Aber die Analyse stimmt schon mal
  • 01.12.2016, 15:17 Uhr
  • 1
  • 01.12.2016, 15:18 Uhr
  • 0
  • 01.12.2016, 20:19 Uhr
  • 0
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In die "Heimat" zurückzukehren kommt immer einem Neuanfang gleich,
denn was man vor Jahren verlassen hat, wird man nicht mehr vorfinden. Ich kann davon ein "Lied" singen, denn ich habe bei der
Rückkehr vieles vermisst.
Flüchtlinge, welche eine neue Heimat suchen, haben es schwer und
brauchen unser Mitgefühl und auch Hilfe.
  • 01.12.2016, 09:00 Uhr
  • 2
Peter Leopold
Wem sagst Du das ? Man findet so gut wie nichts mehr vor, wie es einmal gewesen ist...
  • 01.12.2016, 09:02 Uhr
  • 0
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Man kann verstehen wenn Leute aus Kriegsgebieten flüchten, aber man muss kein Verständnis dafür haben, dass sich alle nur in Deutschland niederlassen wollen oder andere Länder die Flüchtlinge mit Tempo nach Deutschland durchwinken. Die Welt ist gross und besteht nicht nur aus Deutschland.
  • 01.12.2016, 07:21 Uhr
  • 3
Peter Leopold
Dann sollte Deutschland aber auch aufhören, den "Alles Entscheider" spielen zu wollen.
  • 01.12.2016, 07:23 Uhr
  • 4
Na ja, das ist ja die Rede wenn es heisst, man solle doch mal den Kanzler dringend wechseln. (Das habe ich jetzt aber richtig vornehm ausgedrückt )
  • 01.12.2016, 07:41 Uhr
  • 2
Peter Leopold
  • 01.12.2016, 08:09 Uhr
  • 0
Peter, herzlichen Dank, gut und stimmig erfühlt!!!!
Ich kam nach 20 Jahren Ausland zurück und fand nichts mehr vor, wie es war. Diese Masse von Menschenfeindlichkeit hat mich am meisten geschockt!!!! Die kannte in in meinen jungen Jahren nicht in diesem Ausmaß!
  • 01.12.2016, 13:10 Uhr
  • 1
Freya, das kann man selbst dann erfühlen, wenn man nie länger fort war. Unsere Umgebung ist "kalt" geworden.
  • 01.12.2016, 13:47 Uhr
  • 3
Peter Leopold
Diese Menschenfeindlichkeit ist hier inzwischen Alltag geworden und man kann sich so etwas tatsächlich nur vorstellen, wenn man selbst in so einer Situation ist.
  • 01.12.2016, 14:04 Uhr
  • 1
"Vorstellen", Peter, muss man es sich gar nicht, man kann es hautnah erleben.
  • 01.12.2016, 16:38 Uhr
  • 2
Peter Leopold
So ist es...
  • 01.12.2016, 18:43 Uhr
  • 0
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