oder: warum ich nur bedingt zu besuchen bin - Eine Kolumne für ganz Mutige
Ich gebe zu, ich bin nur selten besuchbar. Was aber auch daran liegt, dass ich meist beruflich unterwegs bin. Freunde behaupten auch gerne, dass ich mich stets auf der Flucht zu befinden scheine. Grundsätzlich bin ich am besten zuhause zu erreichen zwischen 2.00 und 3.00 Uhr Nachts. Da ist alles ruhig im Haus, die Kinder schlafen, der Hund auch und die Nachbarn, nur der Hamster ist nachtaktiv im Hamsterrad. Blöd nur, dass die meisten meiner Freunde auch ihren Schlaf, statt eines Besuches bei mir bevorzugen. Und die meisten Frauen, die in Frage kommen auch. Die müssten erst mal durch Berg und Tal über marode Straßen ins Dorf hoppeln und dann auch noch teils schwerhörige Einwohner fragen, wo wäre denn – der Thomas Bernhard – zu finden. „der wer? Nee, den gibt es hier nicht. Fragen Se doch mol im Nachbardorf, da wohnen sowieso die komischen Leut!“
Daher ist es schwierig mit mir ein Date in meinem Hause zu vereinbaren. Die Dame würde gar nicht erst zu mir vordringen können, ohne von Kindern, Hund, Hamster, Katze und manchmal Gerichtsvollzieher bedrängt zu werden. Keine guten Voraussetzung, um sich kennen zu lernen, geschweige denn Kaffee zu trinken. Denn der Weg zu meiner Küche ist mit Fallen gespickt, die selbst Indiana Jones vor Herausforderungen stellten. Und der wollte nie Kaffeetrinken mit mir. Warum auch?
Hat sie erfolgreich den Empfang gemeistert, so erwartet sie eine nächste Hürde schon an der Treppe zur oberen Etage. Die Stufen knarren so seltsam traulich. Die Dame müsste schon des späten Abends die Treppe hinauf schweben. Alles über 75 Kilo löst Alarm aus und die hausinterne Meute schwärmt zur Verteidigung der altersschwachen Treppe aus. Nur eine leichtfüßige Fee überwindet unbemerkt und schwebend das Hindernis. Vor der Tür meines Gemachs lauert der obligate Wäscheberg im Wäschekorb, den ich dort gerne abstelle und öfters mal vergesse. Für die Hausbewohner kein Problemen. Sie kennen diesen hauseigenen Berg – auch können sie diesen selbst im Dunkeln umgehen, neben den Sporttaschen der Jugend. Gut nach zwei Tagen dürfte die Damen die wesentliche Orientierung gewonnen haben und inzwischen das Bad und die Dusche finden, so wie den Hund selbständig füttern können, ohne dass nie eine Freundschaft entstünde. Dafür gewinnt sie auch einen treuen Freund des Lebens, der bei jedem weiteren Besuch deutlich macht, dass er gerne adoptiert werden möchte – und das sofort! Sodann wäre es schön, dass sie eine Fachfrau für sämtliche Wii-Spiele ist und sich auch in den neusten US-Serien sich auskennen sollte. Sonst kommt sie nämlich nicht an meinen Kindern vorbei und wird bestenfalls mit einem Minimum an Sympathie ignoriert. Dies kann sie natürlich ausbessern, indem sie sich der Küche annimmt.
Und? Überzeugt, warum ich nicht besuchbar bin? Okay, ganz Mutige werden natürlich bevorzugt. Wir haben auch eigens eine erweiterte Sach – und Personen-Versicherung. Es kann also fast nichts passieren. Für die weniger Mutigen bleibt ja noch die Besuchszeit zwischen 2.00 bis 3.00 Uhr - Nachts!
©Thomas Bernhard2017
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Vorsicht Satire
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