Man mag die hohen Scheidungsraten betrauern oder nicht. Fakt ist: Ab Mitte 40 gibt es, gerade in den Städten, wieder jede Menge Singles. Und die meisten suchen einen neuen Partner. Vor dem Schritt, noch mal zu heiraten, scheuen jedoch viele zurück. Warum eigentlich? Oder darf man sich mit 50 plus nicht(s) mehr trauen?
„Spätberufene“, so nennt man diejenigen, die erst nach Erreichen der statistischen Lebensmitte zum ersten Mal heiraten, „Wiederholungstäter“ solche, die mit über 50 ein zweites oder sogar ein drittes Mal den Schritt vor den Standesbeamten wagen oder, je nach Konfession, noch einmal vor den Altar treten.
Letztere bekommen viele Unkenrufe aus dem Familien- und Bekanntenkreis zu hören: „Lasst doch lieber alles wie es ist, das gibt doch nur einen riesigen Formularaufwand und wozu das alles in eurem Alter??“ „Es geht euch doch so gut miteinander, wenn ihr jetzt heiratet, könnte das schlecht für eure Partnerschaft sein.“ Und dann werden Beispiel angeführt von Bekannten von Freunden, die mit 60 noch geheiratet haben und dann war nach einem Jahr schon alles wieder vorbei. Die ganz Klugen führen Statistiken ins Felde, die besagen, dass die spät geschlossene Ehen sowieso nicht so lange halten wie die jung eingegangenen: „Jung gefreit hat nie bereut, alt gefreit hält nimmer weit.“
Dem muss der logische Menschenverstand zustimmen, denn wer mit 55 heiratet, wird vermutlich zwar noch Silberhochzeit feiern können. Doch mit weiteren runden Ehejubiläen wird es wohl schwierig – weil nicht gesagt ist, dass beide dann noch leben...
Liebe kennt keine Altersgrenze
Abgesehen von dieser biologischen Zeitbeschränkung haben Ehen, die erst spät geschlossen werden, auf keinen Fall eine schlechtere Prognose, sondern ganz im Gegenteil sogar eine bessere. Denn wer sich in diesem Alter dazu entschließt, überlegt genau: Was spricht dafür, was dagegen? Das erste dabei ist selbstverständlich die Liebe. Wie schön, auch nach der Mitte des Lebens noch einen so idealen Partner gefunden zu haben. Wie gut, dass Liebe keine Altersgrenzen kennt. Ein wichtige Rolle spielen aber auch Vernunftgründe. Gerade wenn man älter ist, setzt man sich mehr mit diesen Dingen auseinander. Da geht es beispielsweise um Absicherung. Falls der finanziell besser Bedachte von beiden früher stirbt, muss der andere wenigstens wirtschaftlich nicht leiden. „Ich möchte, dass sie abgesichert ist, falls mir was passiert“, begründete ein Freund von mir seine Eheschließung mit 51. Wichtig ist jedoch auf jeden Fall – würde ich übrigens auch jungen Paaren empfehlen – einen Ehevertrag aufsetzen zu lassen. Damit lässt sich einiges regeln, etwa wenn es ums Erben für die Kinder geht. Sie sollen auf keinen Fall befürchten müssen, durch die Eheschließung von Vater/Mutter finanziell beschnitten zu werden. Auch im Fall von Krankheit ist es einfacher, wenn das Paar verheiratet ist. Alle Entscheidungen zur Pflege und Behandlung lassen sich dann besser treffen.
In guten und in schlechten Tagen
Statistisch ist das übrigens alles recht gut untersucht. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat eine große Studie zum Thema „Partnerschaft und Ehe – Entscheidungen im Lebensverlauf“ veröffentlicht. Dabei wurden auch Männer und Frauen befragt, die zum zweiten, dritten oder noch öfteren Mal verheiratet waren. Es stellt sich dabei jedoch nur heraus, dass die hohen Erwartungen, die man an die Ehe hat, mit jeder Heirat abnehmen und auf ein realistisches Niveau sinken. Und vielleicht ist das ja die nüchterne Erklärung dafür, warum Ehen, die erst in reifen Jahren geschlossen werden, oft besser sind als die jungen: Beide wissen, was eine Ehe bedeutet – in guten und in schlechten Tagen.
Was sind Ihre Erfahrungen mit - was ist Ihre Meinung zu - den späten Ehen? Ich freue mich auf Ihre Kommentare!
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