Selbst Gläubige rechnen heute nicht mehr mit Feuerflammen, die vom Himmel fallen und die Betroffenen "in fremden Zungen" sprechen lassen oder diese gar "erleuchtet" - denn "Wer Visionen hat, der soll zum Arzt" - so höhnt man in der Politik.
Nur erleuchtet zu sein, das bringt oft nicht viel - oder reichlich Ärger, wenn man damit Hausieren geht. Denn das kommt bei den Unerleuchteten gar nicht gut. Besonders kirchliche Würdenträger werden stinkig, wenn da einer als erleuchtet daher kommt, ohne dass die Kirche vorher gefragt wurde. So müssen die Kandidaten für eine "Selig- oder Heiligsprechung" strengen Prüfungen entsprechen, die sich oft über lange Zeiträume ziehen. Besonders dann, wenn "Wunder" im Spiel sind.
Etwas anders sieht es aus, wenn der Erleuchtete etwas vorweisen kann, wie eben Wundertätigkeit bzw. Heilkraft. Da wird es aber auch schon wieder mehr als knifflig. Heilen darf man nicht überall so mir nichts, dir nichts. In Deutschland gibt es da flott Ärger mit dem Staatsanwalt. Zwar darf der Pfarrer am Krankenbett um Heilung beten - das war es dann aber auch. Nicht so in der Schweiz, wo Geistheiler in den Krankenhäusern gar nicht selten mit den Ärzten zusammen arbeiten. Bei uns undenkbar.
Jedenfalls muss ich da an Therese von Konnersreuth denken, zu der mich mein Vater als kleiner Bub mitschleppte. Er erhoffte sich Heilung seines Ohrleidens, das er sich im WKI zugezogen hatte. Als Bub war mir das Reserl eher unheimlich, ganz anders, wie aus den religiösen Engelserzählung etwa, hatte ich ein mehr als komisches Gefühl. Ok, die Wundmale Christi hatte sie, soll angeblich so gut wie nichts gegessen haben - das Ohrleiden meines Vaters hat dies wenig beeindruckt, aber evtl. hat er nicht genug "geglaubt"?
Auch das Reserl musste sich diversen kirchlichen Prüfungen unterziehen - ob denn alles mit rechten Dingen zuginge. Nicht, dass da womöglich "dunkle Kräfte" die Gichtfinger im Spiel haben! Therese Neumann, genannt Resl von Konnersreuth (* 8., 9., 10. oder 11. April 1898 in Konnersreuth; † 18. September 1962 ebenda), war eine Bauernmagd, die als katholische Mystikerin durch ihre angeblichen Stigmata und die ihr nachgesagte jahrelange Nahrungslosigkeit sehr bekannt wurde und regelrechte Wallfahrten auslöste. Erst lange nach ihrem Tode fand mit der Eröffnung eines Seligsprechungsverfahrens 2005 durch Bischof Gerhard Ludwig Müller eine gewisse kirchliche Anerkennung statt.
Bereits 1927 untersuchte die Kirche den Fall und riet von Wallfahrten zur Resl ab, was natürlich nichts half. Bis heute besuchen viele Menschen das Grab und ich war auch mehrmals dort, weil mir da immer sehr schöne Erinnerungen an meinen Vater in den Sinn kommen.
Sei es, wie es sei, mit der Erleuchtung sollte man vorsichtig sein, besonders wenn man sie nicht kraftvoll unter Beweis stellen kann. Denn so argumentieren heute Politiker, wie US Minister Ashcroft, der die Überlegenheit der USA auf eine besondere Beziehung und Segnung durch Gott zurückführt. Wenn man im Auftrag Gottes, quasi als Achse des Guten, unterwegs ist, hat man immerhin den Vorteil einer gewissen Narrenfreiheit.
Nachtrag: Es gibt ja heute Leute, die sich aus einer gewissen Erleuchtung heraus "Souverän" nennen und deshalb dann einen entsprechenden Aufkleber an den Briefkasten kleben. Aber Vorsicht - hier ist es wie bei jeder Erleuchtung: Schnell gilt man als bekloppt, wenn die Erleuchtung "brotlose Kunst" bleibt und man sie nicht souverän verteidigen kann. Dann landet man wie ehedem am Kreuz (in der Klapse), oder erleidet das Schicksal des einen oder anderen "Apostel"!
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