Hoch schlagen die Wogen der Emotionen im sonst so friedlichen Chiemgau. Am 10.November stimmen die Bürger ab: Ja oder nein zu Olympischen Winterspielen 2022. Wer wird gewinnen? Die Befürworter oder die Gegner?
Wenn es nach dem Bündnis „NOLYMPIA“ geht, steht der Sieger des Bürgerentscheids bereits fest: keine Bewerbung für 2022! Bei NOLYMPIA sind die üblichen Verdächtigen anzutreffen wenn es um Belange des Umweltschutzes geht: Die Grünen, ÖDP, Bund Naturschutz, attac usw. Allerdings tut man sich schwer mit dem pauschalen Vorwurf der Umweltzerstörung. Was soll denn eigentlich zerstört werden in der Rodelbahn am Königsee oder beim Ruhpoldinger Biathlonzentrum? Weil bei diesen seit Jahren bestehenden Anlagen das Umweltargument nicht so recht zündet stürzt man sich mit Vehemenz auf die geplanten Langlaufloipen. Dass Langlaufstrecken und eine nur temporär genutzte Zuschauertribüne nebst einem „Stadion“ aus rückbaubaren Containern eine Umweltkatastrophe darstellen sollen – das versteht zum Leidwesen der selbsternannten Umweltschützer auch nicht jeder.
Kritik an den „Knebelverträgen“ des IOC.
Deutliche und ernst zu nehmende Kritik gibt es allerdings an den sogenannten „Knebelverträgen“ des Internationalen Olympischen Komitees. In der Tat scheint da einiges aus dem Ruder gelaufen zu sein. Dies zu korrigieren sollte Aufgabe des neuen IOC-Präsidenten aus Deutschland sein. Andererseits – es ist einfach schick geworden das IOC als intransparente geldgierige Mafia alter Männer zu diffamieren. Dabei vergessen diese Kritiker wie wichtig es ist, eine unabhängige Institution zu haben, die reich genug ist um allen Pressionen und Begehrlichkeiten von Politikern, Alleinherrschern und ideologisch getriebenen Weltbeglückern widerstehen zu können. Allzu gerne würde so manches undemokratische Regime den Weltsport für seine Zwecke vereinnahmen.
Allmächtige Parteifunktionäre in China und Russland die sich sonst um Uno-Resolutionen einen Dreck scheren (siehe Tibet) müssen sich zähneknirschend den Statuten des IOC genau so beugen wie die Bosse globaler Weltkonzerne. Das IOC besitzt die Rechte an den 5 Ringen, eine der wertvollsten Marken der Welt. Das macht die Institution so mächtig und unabhängig. Und das ist auch gut so. Alle Versuche mit Spartakiaden, Weltjugend- und Asienspielen eine Konkurrenz zu Olympia aufzubauen, sind kläglich gescheitert. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in den 1980er Jahren boykottierten die Amis die Spiele in Moskau und die Kommunisten die Olympiade in Los Angeles. Beide Großmächte wollten damit die Olympische Spiele verhindern. Das IOC leistete Widerstand. Die Großmächte waren am Ende die Gelackmeierten und kehrten 4 Jahre später reumütig zu Olympia zurück.
Olympische Winterspiele — eine Chance für den Chiemgau?
Natürlich könnte man sich als Rentner in seinem Austragsbankerl zurücklehnen und den ganzen Rummel, der mit einer Winterolympiade verbunden ist, mit einem „mei Ruh’ mecht i“ einfach ablehnen. Auch mir wäre es lieber wenn ich meine geliebten Chiemgauer Berge für mich alleine hätte ohne das „Touristen-G’schwerl“.
Aber — in unserem liebenswerten Chiemgau leben nicht nur saturierte Pensionisten und vermögende Grufties. Hier leben ambitionierte Leistungssportler, tüchtige Handwerksmeister und Unternehmer, Vermieter, Gastwirte und Dienstleister, die auf Investitionen und Umsätze aus dem Tourismus angewiesen sind. Auch der letzte Hinterwäldler müsste allmählich begreifen, dass es in einer multipolaren Medienwelt nicht mehr ausreicht nur einen schönen Chiemsee und einen stolzen Rauschberg zu besitzen. Man muss dies seiner potentiellen Zielgruppe auch laut und deutlich verkünden und zwar nicht nur in Wanne-Eikel und Buxtehude sondern auch in Tokio, in Shanghei oder Singapur wo in Zukunft die reisefreudigen und zahlungskräftigen Touristen herkommen werden. Eine Bewerbung für Olympische Spiele ist nun einmal ein hervorragendes Marketingwerkzeug das jahrelang weltweite Aufmerksamkeit auf unsere Region lenken wird.
Am Schluss einer Informationsveranstaltung von NOLYMPIA in Traunstein hat sich der Hauptredner geoutet. Er sei natürlich auch gegen den 6-spurigen Ausbau der Autobahn A 8 und das Schifahren habe er schon im Alter von 16 Jahren aus ideologischen Gründen aufgegeben. Dass so jemand für eine Winterolympiade wenig übrig hat, versteht sich von selbst.
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