wize.life
Neu hier? Jetzt kostenlos registrieren und mitmachen! Warum eigentlich?
Olympia nein danke – wie ein Sportereignis eine Region spaltet.

Olympia nein danke – wie ein Sportereignis eine Region spaltet.

Otto Huber
02.11.2013, 09:38 Uhr
Beitrag von Otto Huber

Hoch schlagen die Wogen der Emotionen im sonst so friedlichen Chiemgau. Am 10.November stimmen die Bürger ab: Ja oder nein zu Olympischen Winterspielen 2022. Wer wird gewinnen? Die Befürworter oder die Gegner?

Wenn es nach dem Bündnis „NOLYMPIA“ geht, steht der Sieger des Bürgerentscheids bereits fest: keine Bewerbung für 2022! Bei NOLYMPIA sind die üblichen Verdächtigen anzutreffen wenn es um Belange des Umweltschutzes geht: Die Grünen, ÖDP, Bund Naturschutz, attac usw. Allerdings tut man sich schwer mit dem pauschalen Vorwurf der Umweltzerstörung. Was soll denn eigentlich zerstört werden in der Rodelbahn am Königsee oder beim Ruhpoldinger Biathlonzentrum? Weil bei diesen seit Jahren bestehenden Anlagen das Umweltargument nicht so recht zündet stürzt man sich mit Vehemenz auf die geplanten Langlaufloipen. Dass Langlaufstrecken und eine nur temporär genutzte Zuschauertribüne nebst einem „Stadion“ aus rückbaubaren Containern eine Umweltkatastrophe darstellen sollen – das versteht zum Leidwesen der selbsternannten Umweltschützer auch nicht jeder.

Kritik an den „Knebelverträgen“ des IOC.

Deutliche und ernst zu nehmende Kritik gibt es allerdings an den sogenannten „Knebelverträgen“ des Internationalen Olympischen Komitees. In der Tat scheint da einiges aus dem Ruder gelaufen zu sein. Dies zu korrigieren sollte Aufgabe des neuen IOC-Präsidenten aus Deutschland sein. Andererseits – es ist einfach schick geworden das IOC als intransparente geldgierige Mafia alter Männer zu diffamieren. Dabei vergessen diese Kritiker wie wichtig es ist, eine unabhängige Institution zu haben, die reich genug ist um allen Pressionen und Begehrlichkeiten von Politikern, Alleinherrschern und ideologisch getriebenen Weltbeglückern widerstehen zu können. Allzu gerne würde so manches undemokratische Regime den Weltsport für seine Zwecke vereinnahmen.

Allmächtige Parteifunktionäre in China und Russland die sich sonst um Uno-Resolutionen einen Dreck scheren (siehe Tibet) müssen sich zähneknirschend den Statuten des IOC genau so beugen wie die Bosse globaler Weltkonzerne. Das IOC besitzt die Rechte an den 5 Ringen, eine der wertvollsten Marken der Welt. Das macht die Institution so mächtig und unabhängig. Und das ist auch gut so. Alle Versuche mit Spartakiaden, Weltjugend- und Asienspielen eine Konkurrenz zu Olympia aufzubauen, sind kläglich gescheitert. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in den 1980er Jahren boykottierten die Amis die Spiele in Moskau und die Kommunisten die Olympiade in Los Angeles. Beide Großmächte wollten damit die Olympische Spiele verhindern. Das IOC leistete Widerstand. Die Großmächte waren am Ende die Gelackmeierten und kehrten 4 Jahre später reumütig zu Olympia zurück.

Olympische Winterspiele — eine Chance für den Chiemgau?

Natürlich könnte man sich als Rentner in seinem Austragsbankerl zurücklehnen und den ganzen Rummel, der mit einer Winterolympiade verbunden ist, mit einem „mei Ruh’ mecht i“ einfach ablehnen. Auch mir wäre es lieber wenn ich meine geliebten Chiemgauer Berge für mich alleine hätte ohne das „Touristen-G’schwerl“.

Aber — in unserem liebenswerten Chiemgau leben nicht nur saturierte Pensionisten und vermögende Grufties. Hier leben ambitionierte Leistungssportler, tüchtige Handwerksmeister und Unternehmer, Vermieter, Gastwirte und Dienstleister, die auf Investitionen und Umsätze aus dem Tourismus angewiesen sind. Auch der letzte Hinterwäldler müsste allmählich begreifen, dass es in einer multipolaren Medienwelt nicht mehr ausreicht nur einen schönen Chiemsee und einen stolzen Rauschberg zu besitzen. Man muss dies seiner potentiellen Zielgruppe auch laut und deutlich verkünden und zwar nicht nur in Wanne-Eikel und Buxtehude sondern auch in Tokio, in Shanghei oder Singapur wo in Zukunft die reisefreudigen und zahlungskräftigen Touristen herkommen werden. Eine Bewerbung für Olympische Spiele ist nun einmal ein hervorragendes Marketingwerkzeug das jahrelang weltweite Aufmerksamkeit auf unsere Region lenken wird.

Am Schluss einer Informationsveranstaltung von NOLYMPIA in Traunstein hat sich der Hauptredner geoutet. Er sei natürlich auch gegen den 6-spurigen Ausbau der Autobahn A 8 und das Schifahren habe er schon im Alter von 16 Jahren aus ideologischen Gründen aufgegeben. Dass so jemand für eine Winterolympiade wenig übrig hat, versteht sich von selbst.

Diesen Inhalt jetzt auf Facebook teilen!
Diesen Inhalt jetzt auf Twitter teilen!

3 Kommentare

Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Olympische Spiele Si, aber wie sie heutzutage stattfinden no. Als ehemaliger Bayr.Meister im Eisschnellauf 1965 kann ich das gut beurteilen. Wichtiger wäre den Sport, vorallem im Jugendbereich zu unterstützen. Es werden zB Millionen für den Rodel-oder Bobsport ausgegeben, wieviele betreiben diesen Sport? Der Zugang zum Sport müßte kostenlos sein und nicht die übliche Vereinswirtschaft, mit Obmännern die nichts vom Sport verstehen. Wurde oft zu Lehrgängen nicht mitgenommen weil ich den Obmännern nicht genehm war. Um in Winterberg ein Schispringen über die Bühne zu bringen werden zig LKW-Ladungen Schnee über 500 km durch Deutschland gekart. Bei Sotschi ist der Aufwand noch viel größer, erinnert mich an das 3.Reich. Ein "Lob" an die Funktionäre, ich hoffe der Kaviar und der Wodka ist in Ordnung.
  • 23.01.2014, 07:40 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
OLYMPISCHE WINTERSPIELE IN SOTSCHI
Sotschi war bis vor fünf Jahren ein schöner, beschaulicher Kur- und Badeort am südlichsten Punkt Russlands mit Palmen und einem subtropischen Klima. Bis Russlands Präsident Wladimir Putin auf die Idee kam, dass hier das wichtigste Wintersportereignis der Welt stattfinden soll. Inzwischen musste viel Natur weichen, Bäume wurden gefällt, Flüsse begradigt, ganze Hänge abgetragen, viele Menschen zwangsweise umgesiedelt. Noch nie wurde eine Gegend für Olympische Spiele so rücksichtslos umgekrempelt. Bis zu 50 Milliarden dürften die Spiele verschlingen, über die Hälfte davon geht für Infrastruktur drauf, für Straßen, Bahntrassen, Brücken. Vancouver 2010 kostete etwa ein Zehntel der Summe, die jetzt für Sotschi fällig wird. Der Ort Sotschi hat damit seinen Charakter verloren und es ist fraglich, was mit den teuren Bauten anschließend geschehen soll.
(Auszug aus SZ vom 20. November 2013)
  • 01.12.2013, 18:41 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
So ein heißes Thema und noch kein einziger Kommentar? Dabei sind die Medien allesamt voll davon und wenn man sportlich engagiert ist, erhält man über seine Sportverbände mehr als nur neutrale Informationen. Natürlich gibt es für und wider und wenn sich Bürger aus betroffenen Gemeinden dagegen aussprechen, haben sie sicherlich ihre Gründe im überschaubaren lokalen Bereich. Andererseits sollte man bei der Beurteilung des "Für und Wider" das Positive für die Entwicklung des Sports in all seinen Bereichen nicht vergessen, nicht nur was den Leistungssport, sondern auch was den Behindertensport und vor allem den Breitensport betrifft. Darum: am 10.11.2013 gehe ich zur Abstimmung und stimme dafür, weil ich eben mehr positives als negatives sehe, auch wenn ich fast glaube, dass die Entscheidung bereits "ne gmade Wiesn" ist und zu Gunsten eines anderen Bewerbes gefällt wird. Und überhaupt: Was es zu Recht anzukreiden gibt, noch ist Zeit, über dieses zu sprechen und dieses zu verbessern.
  • 08.11.2013, 17:00 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.