Das stetig sinkende Rentenniveau lässt die Deutschen nicht los. Und so wird die Sicherung der Rente wohl auch das vorherrschende Thema im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017 werden.
Bislang glänzten die Politiker nicht gerade mit bahnbrechenden Vorschlägen. Dabei ist Gefahr im Verzug.
Das Rentenniveau, also das Verhältnis der Löhne zu den Renten, ist laut "Focus Money" von früher 53 auf mittlerweile 48 Prozent gesunken. Bis zum Jahr 2030 soll es sogar nur noch bei 44,6 Prozent liegen – wenn sich nicht schleunigst etwas ändert.
Denn 44,6 Prozent reichen nicht zum Leben, darin sind sich die Politiker parteienübergreifend einig. "Focus Money" rechnet vor: So kommt eine Floristin nach 40 Jahren Arbeit am Ende kaum über Grundsicherungsniveau.
Seehofer drängt auf "Gesamtkunstwerk"
CSU-Chef Horst Seehofer malt gar den Teufel an die Wand. Wenn man keine umfassendes "Gesamtkunstwerk" auf den Weg bringe, würde das stetig sinkende Rentenniveau "etwa die Hälfte der Bevölkerung" in die Sozialhilfe treiben.
Um den Negativtrend zu stoppen werden Schätzungen zufolge sieben Milliarden Euro pro Prozentpunkt benötigt. Doch wo soll das Geld herkommen? Es gibt mehrere Szenarien:
1. Rentenversicherungsbeiträge müssten schneller steigen.
Derzeit liegt der Rentenversicherungssatz bei 18,7 Prozent. Ein Anstieg auf 20,4 Prozent bis zum Jahr 2025 ist angedacht. Das reicht aber noch lange nicht. Bei der Anhebung der Rentenversicherungsbeiträge entsteht jedoch ein großes Problem. Angestellte würden für Arbeitgeber teurer, so dass der Stellenabbau die wahrscheinliche Folge wäre. Ein Gutachten des "DIW", das die Grünen in Auftrag gegeben hatten, bestätigt dieses Szenario. Demnach kostet eine Beitragssteigerung von einem Prozent 60.000 bis 80.000 Jobs.
2. Steuererhöhungen
Die AfD fordert ein Rentensystem wie in der Schweiz. Doch auch bei den Eidgenossen ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Nachbarn stopfen ihre Löcher in den Rentenkassen mit Steuererhöhungen. In Deutschland ist eine Steuererhöhung kritisch, vor allem weil der Rentenzuschuss aus Steuergeldern zwischen 2017 und 2019 schon jetzt mehr als 280 Milliarden Euro beträgt.
3. Renteneintrittsalter erhöhen
Eine Lösung wäre, das Renteneintrittsalter stärker zu erhöhen als bereits geplant. Aber als Finanzminister Wolfgang Schäuble eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung gefordert hatte, bekam er von allen Seiten Schelte. Zudem sieht es in der Praxis mit dem Renteneintritt noch einmal ganz anders aus. Schon heute geht jeder Vierte mit Abschlägen früher in den Ruhestand.
4. Private Vorsorge muss gefördert werden
Auch wenn Seehofer die Riesterrente als gescheitert erklärte, die private Vorsorge ist von immer größerer Bedeutung. Aufgrund der niedrigen Zinsen sind jedoch auch hier staatliche Zulagen besonders wichtig.
Die Regierung hofft, noch vor der Bundestagswahl ein Rentenpaket zu schnüren, das die Rentenkassen langfristig füllt – vielleicht mit einem Zusammenspiel aller vier genannten Punkte oder einen völlig neuen Geistesblitz.
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