Die Kämpfe in Aleppo scheinen dem Ende entgegen zu gehen. In Syrien und im Irak, nicht zu vergessen in Libyen wird seit Jahren gekämpft, gestorben und gelitten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Kriegen gibt es hier keine klaren Fronten in dem sich die Feinde eindeutig abgegrenzt gegenüber stehen. Die Fronten gehen quer durch Städte, Dörfer oft sogar durch Familien. Syrien, Irak und Libyen waren einmal intakte Staaten. Sie wurden regiert von Menschen die von Demokratie wie wir sie verstehen (wollen) nicht viel gehalten haben. Clans hatten die Macht und hielten alle anderen fern von dieser Macht, oft mit Mitteln die einem Rechtsstaat widersprechen.
Es waren aber auch Staaten mit einem für Afrika sehr hohen Lebensstandart. Moslems, Christen und auch Juden lebten friedlich nebeneinander. Zwar nicht miteinander, auch wurden sie von der Macht fern gehalten, aber niemand wurde wegen seines Glaubens verfolgt. Man konnte diese Herrscher als Diktatoren bezeichnen, wie es viele gab und gibt auf dieser Welt. Sie hatten nur ein großes Pech, sie saßen auf Bodenschätzen, sonst könnten sie weiter regieren wie es viele heute noch tun.
Im Namen der „Demokratie“ wurden Gegner dieser Diktatoren mit Waffen und Know-how versorgt, und als das keinen Erfolg brachte sah man sich gezwungen Demokratie und Freiheit persönlich mit Panzern und Bombern vorbei zu bringen. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wird dort gekämpft und gestorben. Das war zwar ein Aufreger, aber doch zu weit weg als dass man sich großartig engagieren müsste. Zumal die Sieger ja auch meistens unsere Sieger waren.
Dann kam der „Arabische Frühling“, welch ein romantischer Begriff. Sterben mit Frühlingsgefühlen im Herzen. Die Welt schien auf einem guten Weg. Despoten und Diktatoren wurden hinweggefegt. OK, es wurde massenhaft gestorben, es gab auch damals Kinder und Frauen die getötet wurden, aber immerhin für eine gute Sache. Es war nun mal der Preis der Freiheit. Die Entwicklung nahm aber jetzt einen anderen Verlauf. Die Geister die wir riefen machten sich selbständig, gerieten außer Kontrolle.
Nun waren unsere Freunde unsere Feinde und unsere Feinde weiterhin unsere Feinde
Nun galt es den letzten verbliebenen Diktator zu bekämpfen. Assad, nach Hussein und Gaddafi der letzte der noch übrig war. Ist der weg, dann ist Friede, Freude, Eierkuchen im Nahen Osten.
Wieder wurde gestorben und gelitten, wieder starben Kinder, Frauen und Männer. Aber das war OK, denn laut Obama stand das Ende Assads kurz bevor. Die Aufregung über Tote und Verletzte hielt sich in Grenzen. Nun aber passiert das Ungeheuerliche. Assad hat einen mächtigen Freund den er um Hilfe bittet und die Hilfe wird gewährt. Russland, oder wie man lieber sagt Putin, hat kein Interesse den Nahen Osten komplett zur Einflusssphäre der Nato und des Westens zu machen. Das Blatt wendet sich.
Und nun Aleppo
Just in dem Moment als für Aleppo der Krieg beendet scheint melden sich die Zyniker und Besorgten zu Wort. Menschen die bisher geschwiegen haben entdecken plötzlich ihr Herz für die Opfer des Krieges. Es scheint als ob es für sie unerträglich ist dass in Aleppo bald nicht mehr gekämpft und gestorben wird. Der Frieden, wenn man es so nennen will, oder besser die Einstellung der Kämpfe ist nicht in ihrem Sinn.
Im Irak, in Libyen wird weiter gestorben. Dazu von den Zynikern und Besorgten kein Wort. In Aleppo scheint das sterben ein Ende zu haben und das sollte die gute Nachricht sein.
48 Kommentare